Aus der Hochschule

Neues über Phytotherapeutika

Symposium von Nachwuchswissenschaftlern in Münster

daz | Schon zum vierten Mal fand an der Universität Münster ein Symposium von Nachwuchswissenschaftlern über „Phytotherapeutika in der aktuellen Forschung“ statt. Am 13. und 14. März trafen sich 43 Doktoranden an deutschen und schweizerischen Universitäten, vornehmlich Pharmazeuten, aber auch andere, die sich mit Arzneipflanzen und Naturstoffen befassen.

Targets von Naturstoffen

Die Phospholipase A2 ist ein Target für entzündungshemmende Pflanzeninhaltsstoffe, die häufig in Drogen vorkommen, die zur Durchspülungstherapie verwendet werden.

Ein Target mit vielversprechenden Anwendungsgebieten ist die humane Hyaluronidase 1, die erstmals mittels Autodisplay-Technik untersucht wurde. Triterpensaponine können dieses Enzym hemmen.

Natürliche Wirkstoffe gegen Trypanosomen werden mithilfe der Glycerin­aldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase gescreent, wobei mittlerweile ganze Substanzdatenbanken untersucht werden.

Antiadhäsive Glycokonjugate, die spezifisch die Oberflächen-Adhäsine des Bakteriums Helicobacter pylori inhibieren, wurden aus verschiedenen Extrakten isoliert.

Pharmakologische Studien

Das Alkaloid Lupanin beeinflusst die Funktion der Beta-Zellen und die Glucosehomöostase, was für die Diabetesbehandlung interessant ist. Es konnte auch gezeigt werden, dass Resveratrol sich positiv auf die Insulinsekretion und die Aktivität der Langerhansschen Inseln auswirkt.

Ein komplex zusammengesetztes Phytopharmakon gegen entzündliche Darmerkrankungen wurde hinsichtlich der pharmakologischen Effekte der einzelnen Drogen untersucht, wobei sich spasmolytische und antiinflammatorische Effekte klar belegen ließen.

Sesquiterpenlactone wirken gegen Leishmania infantum, den Erreger der viszeralen Leishmaniose (Kala-Azar) – ein Beispiel, dass Naturstoffe gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten zum Einsatz kommen könnten.

Neuartige Testsysteme ermöglichen es erstmals, die Fusion zwischen dem Herpes-simplex-Virus 1 (Erreger des Lippenherpes) und seiner Wirtszelle zu untersuchen und spezifische In­hibitoren zu screenen. Auch hier ergaben sich „Hits“ aus der „Naturstoffkiste“.

Weitere Screeningdaten betrafen antiprotozoale Verbindungen, antiadhäsive Verbindungen gegen uropathogene E. coli sowie oligomere Proanthocyanidine gegen pathogene Helminthen. Die Untersuchung von TCM-Drogen mit traditioneller Anwendung gegen Infektionen ergab, dass sie hoch­spezifisch das Quorum sensing von Bakterien unterbinden.

Spannende Daten wurden zu neuartigen oligomeren Proanthocyanidinen aus Salix-Arten präsentiert, die wahrscheinlich als substituierte Verbindungen vorliegen.

Optimierung der Biotechnologie

Mehrere Vorträge zeigten, wie es durch Kenntnis der Biosynthese gelingt, gezielte Klone für die biotechnologische Naturstoffproduktion zu generieren. So wurde ein antifungales Peptid aus der Tomate nach der Klonierung in E. coli in guten Ausbeuten rekombinant hergestellt und steht zur Untersuchung des Wirkmechanismus zur Verfügung.

Auch die Klonierung und Expression verschiedener Prenyltransferasen aus Hypericum-Arten, die an Aromaten substituieren, war erfolgreich und ­ermöglicht erstmals gezielte Untersuchungen zur Biosynthese von ­Hyperforin und Analoga.

Ein weiteres Projekt betrifft die re­kombinante Expression der Cysteinsynthase und die daraus folgende Untersuchung von Cyanid-Entgiftungs­enzymen.

Eine Vielzahl von Postern rundete das Symposium ab. Insgesamt hat der Nachwuchs gezeigt, dass er es hervorragend versteht, Ergebnisse zu präsentieren, zu diskutieren und neue Ideen und Gedanken zu generieren.

Organisiert wurde die Tagung von den Professoren A. Hensel, T. J. Schmidt, M. Düfer (alle: Münster) und K. Nieber (Leipzig). Organisation und technische Abwicklung lagen in den bewährten Händen der „Event-Managerinnen“ M. Plesse und E. Thiele (vielen Dank!). Die Tagung wurde durch die Gesellschaft für Phytotherapie gefördert und durch die Firmen Cassella-med, Dr. Loges, Medice Arzneimittel, MLP Finanzdienstleistungen, PhytoLab, Dr. Willmar Schwabe, Salus Haus, Sidroga, Steigerwald Arzneimittel, Thermo Fisher und Waters großzügig unterstützt. |

Quelle: Prof. Dr. A. Hensel: 4. Young Researcher Meeting; www.uni-muenster.de/Chemie.pb

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