Arzneimittel und Therapie

Nicht zu viel zulegen

Gesunde Gewichtszunahme in der Schwangerschaft dank Sport und bewusster Ernährung

Eine exzessive Gewichtszunahme während der Schwangerschaft ist weder für die künftige Mutter noch für den Nachwuchs gesund. Gestationsdiabetes, Bluthochdruck, Makrosomie („Riesen-Babys“), höhere Kaiserschnittraten bis hin zu Totgeburten zählen zu den häufigsten unerwünschten Folgen. Neugeborene mit hohem Geburtsgewicht haben zudem ein Risiko für Übergewicht in der Kindheit. Ein aktueller Cochrane-Review hat gezeigt, dass Empfehlungen zur gesunden Ernährung und/oder Sport teilweise präventiv wirken können.
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Schwangerschaft: Es gibt praktisch keine bessere Zeit, um Frauen für einen gesunden Lebensstil zu motivieren. Sie selbst und ihr Baby können davon profitieren.

Viele Frauen nehmen während der Schwangerschaft mehr an Gewicht zu, als aus gesundheitlicher Perspektive wünschenswert wäre (s. Kasten). Bisherige Untersuchungen konnten jedoch nicht eindeutig zeigen, ob eine übermäßige Gewichtszunahme verhindert werden kann, wenn man Schwangeren Empfehlungen zur gesunden Ernährung und körperlichem Training gibt. Dies hat sich nach der Veröffentlichung eines Cochrane-Reviews im Juni dieses Jahres nun geändert.

Gewichtsmonitoring

Es gibt keine absolute Gewichtszunahme, die allen Schwangeren gleichermaßen empfohlen werden kann. Daher richten sich die Empfehlungen nach dem BMI vor der Schwangerschaft. Sie sind angepasst an die Empfehlungen des Institute of Medicine (IOM, USA), einer unabhängigen, gemeinnützigen Einrichtung, die Teil der National Academy of Science ist. Die Empfehlungen finden Sie unter http://resources.iom.edu/Pregnancy/WhatToGain.html. Für Deutschland gibt es derartige Empfehlungen noch nicht. Laut den Mutterschafts-Richtlinien wird jedoch allen Schwangeren im sechsten oder siebten Schwangerschaftsmonat ein freiwilliger Test auf Gestationsdiabetes angeboten.

BMI vor der Schwangerschaft [kg/m2] Empfohlene Gewichts­zunahme [kg]
< 18,5 12,5 – 18
18,5 – 24,9 11,5 – 16
25 – 29,9 7 – 11,5
> 30 5 – 9

Interventionen waren teilweise effektiv

Ausgewertet wurden darin die Daten von 11 444 Frauen aus 49 randomisierten kontrollierten Studien der Jahre 2011 bis 2014. Die Schwangeren der Interventionsgruppe hatten verschiedene Empfehlungen zum Gewichtsmanagement erhalten. Darunter waren Tipps für eine zucker-, fett- oder kalorienreduzierte Ernährungsweise, eine moderate und regelmäßige körperliche Betätigung (Walking, Aerobic, Pilates, Tanzen) oder Kombinationen aus beiden Interventionsarten. Dank dieser verringerte sich das Risiko für Frauen, während der Schwangerschaft exzessiv an Gewicht zuzunehmen, durchschnittlich um ein Fünftel (RR 0,80, 95% KI 0,73 – 0,87).

Weniger Kaiserschnitte und Bluthochdruck

Bei aktiven und ernährungsbewussten Schwangeren war zudem das Risiko für die Entwicklung eines Bluthochdrucks und die Kaiserschnittrate reduziert, letzteres nur geringfügig (5%, RR 0,95, 95% KI 0,88 – 1,03).

In einigen Punkten konnte kein oder kein klarer Unterschied zwischen Interventions- und Kontrollgruppen festgestellt werden, beispielsweise bei der Präeklampsie, bei der Frühgeburtenrate, der kindlichen Makrosomie oder Geburtstraumata. Allerdings zeigte sich in der Subgruppe der übergewichtigen und adipösen Schwangeren, die Empfehlungen zum Gewichtsmanagement erhalten hatten, eine geringere Wahrscheinlichkeit von Atemproblemen bei den Neugeborenen (RR 0,47, 95% KI 0,26 – 0,85).

Nicht geklärt werden konnte in der Analyse, ob es genügt, die Frauen zu beraten, oder ob bessere Ergebnisse erzielt werden könnten, wenn eine Supervision der Durchführung der empfohlenen Maßnahmen erfolgen würde.

Zukünftig auch Entwicklungsländer berücksichtigen

Die meisten der eingeschlossenen Studien waren in entwickelten Ländern durchgeführt worden. Nach Ansicht des federführenden Autors des Reviews, Prof. Benja Muktabhant von der thailändischen Khon Kaen University, sind mehr Studien zur Effektivität derartiger Interventionen in Ländern mit niedrigen Bevölkerungseinkommen und nicht-westlichem Lebensstil ­notwendig. Insgesamt seien die Ergebnisse jedoch bedeutsam für die Weiterentwicklung von Schwangerschafts-Richtlinien. Derzeit wird eine WHO-Richtlinie für die Schwangerenfürsorge erarbeitet, in die sicherlich auch die Ergebnisse dieses Reviews mit einfließen werden.

Zum Weiterlesen

Mehr zum Thema „Ernährung in der Schwangerschaft“ finden Sie in dem Beitrag „Gut versorgt Nährstoffsupplemente in der Schwangerschaft“, der in DAZ 2014, Nr 40 erschienen ist. Der Artikel gibt einen ausführlichen Überblick darüber, welche Nährstoffe während der Schwangerschaft tatsächlich benötigt werden. Denn tatsächlich gibt es kritische Mengen- und Spurenelemente wie Folsäure, Iod und Eisen, die möglichst supplementiert werden sollten. Aber der größte Teil der Supplemente ist für Schwangere, die sich ausgewogen, abwechslungsreich und bedarfsorientiert ernähren, überflüssig. |

Quellen

Muktabhant B, et al. Diet or exercise, or both, for preventing excessive weight gain in pregnancy (Review). The Cochrane Collaboration 2015, veröffentlicht in der Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 6. Art. No.: CD007145. DOI: 10.1002/14651858.CD007145.pub3

Is “eating for two” a good idea? Maintaining a healthy weight during pregnancy helps mother and baby. Pressemitteilung des Cochrane-Netzwerkes vom 11. Juni 2015, http://www.thecochranelibrary.com

Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung („Mutterschafts-Richtlinien“), Fassung vom 10. Dezember 1985, zul. geändert am 19. Februar 2015, veröff. im Bundesanzeiger AT 04.05.2015 B3

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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