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Arzneimittel und Therapie
Vor Herzinfarkt und Darmkrebs schützen
US-Leitlinie will ASS zur Primärprävention empfehlen
jb | US-amerikanische Leitlinien sind, was die Empfehlung von ASS zur Primärprophylaxe angeht, etwas großzügiger als die deutschen. Es besteht zwar auch in den USA keine Zulassung für ASS für diese Indikation, dennoch hielt die Leitlinie der American Heart Association eine Primärprävention des Herzinfarktes mit 75 bis 160 mg ASS pro Tag bereits 2002 für in bestimmten Fällen immerhin für „erwägenswert“ – und auch beim Schlaganfall gibt es positive Erfahrungen. Die deutschen Leitlinien hingegen raten von der Primärprävention mit niedrig dosierter ASS ab. Nun geht die United States Preventive Services Task Force (USPSTF), ein vom US-Gesundheitsministerium eingesetztes Gremium, noch einen Schritt weiter. Sie empfehlen in einem aktuellen Leitlinien-Entwurf, ASS nicht nur zur Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse, sondern auch zur Darmkrebsprophylaxe einzusetzen.
So sollen 50- bis 59-Jährige ASS zur Primärprophylaxe einnehmen, wenn folgende Parameter zutreffen:
- kein erhöhtes Blutungsrisiko,
- ein Risiko von mehr 10% für ein kardiovaskuläres Ereignis innerhalb der nächsten zehn Jahren
- eine Lebenserwartung von mindestens zehn Jahren
- Bereitschaft, mindestens zehn Jahre ASS einzunehmen.
Empfohlen wird dies mit Evidenzgrad B. Im Klartext bedeutet das, die Maßnahme ist empfehlenswert. Auch für 60- bis 69-Jährige kann die prophylaktische ASS-Einnahme nach individueller Abwägung noch von Nutzen sein. Es wird aber wegen des altersbedingt erhöhten Blutungsrisikos zur Vorsicht geraten. Nicht empfohlen wird die Prophylaxe hingegen für unter 50- und über 70-Jährige. Hier gäbe es keine ausreichende Evidenz für ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis, heißt es in dem Entwurf.
So gibt der Leitlinienentwurf keine pauschale, sondern eine differenzierte Empfehlung und weist durchaus auf die Risiken einer langfristigen ASS-Einnahme hin. Laut Deutschem Ärzteblatt gibt es aber Zweifel, ob die Nuancen der Empfehlung von der Bevölkerung richtig eingeschätzt werden. So sollen, heißt es weiter, bereits 40 Prozent aller Erwachsenen über 50 Jahre regelmäßig ASS einnehmen – viele davon ohne Rücksprache mit ihrem Arzt und ohne Indikation oder trotz bestehender Kontraindikation. |
Quelle: Draft Recommendation Statement:
Aspirin to Prevent Cardiovascular Disease and Cancer, Stand September 2015
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