Arzneimittel und Therapie

Unbefriedigend! 

Ein Gastkommentar von Kristina Jenett-Siems

Priv.-Doz. Dr. Kristina Jenett-Siems, Pharmazeutische Biologie, Freie Universität Berlin

Die aktuelle Metaanalyse zum Thema pflanzenbasierte Therapien bei der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden bestätigt erneut eindrucksvoll die Problematik, die bei der wissenschaftlichen Beurteilung von pflanzlichen Alternativen zur Hormonersatztherapie seit Jahren besteht [1]. Dies betrifft zum einen die Heterogenität der Studien bezüglich der verwendeten Studienmedikation. Hier stehen zum Beispiel Studien, in denen Getränke auf Soja-Basis mit einer definierten Menge an Isoflavonen eingesetzt wurden, neben solchen, in denen der Effekt von Soja-Protein untersucht wurde, wieder andere verwenden Kapseln mit verschiedenen Soja-Extrakten. Eine derartige Heterogenität macht einen seriösen Vergleich eigentlich unmöglich. Dennoch deckt sich das Ergebnis bezüglich der Soja-Präparate in etwa mit dem des aktuellsten Cochrane Reviews von 2013, der einen leichten Effekt von Soja-Präparaten mit mindestens 15 mg Genistein auf die Anzahl von Hitzewallungen für möglich hält [2]. Aber auch die Autoren des Cochrane Reviews kritisieren die Qualität und Größe der meisten verfügbaren Studien und machen deutlich, dass nach derzeitigem Erkenntnisstand keine sicheren Empfehlungen bezüglich eines bestimmten Produkts gegeben werden können.

Zum Thema Traubensilberkerze, die insbesondere auf dem deutschen Markt eine nicht unerhebliche Rolle im Bereich der Selbstmedikation spielt, liefert die Metaanalyse leider auch keine neuen Erkenntnisse [1]. Die Autoren haben basierend auf dem geforderten Studiendesign und den festgelegten Endpunkten lediglich vier (!) Studien in ihre Auswertung einbezogen und kommen damit zu dem Ergebnis, dass eine Überlegenheit gegenüber Placebo nicht zu be­legen ist.

Somit bleibt für die tägliche Beratung in der Apotheke die unbefriedigende Situation bestehen, dass echte evidenzbasierte Empfehlungen nicht möglich sind, solange nicht qualitativ hochwertige Studien mit ausreichend hohen Probandenzahlen und klar definierten Endpunkten verfügbar sind, die eine Überlegenheit der entsprechenden Präparate gegenüber Placebo eindeutig zeigen könnten.

Quelle

[1] Franco OH et al. Use of Plant-Based Therapies and Menopausal Symptoms. A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA 2016;315:2554–2563

[2] Lethaby A et al. Phytoestrogens for vasomotor menopausal symptoms. Cochrane Database Syst Rev 2013;(12):CD001395; doi: 10.1002/14651858.CD001395.pub4

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