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Glücklich über die Approbation
Syrischer Apotheker freut sich, in deutscher Apotheke arbeiten zu können
Wir treffen uns in seiner Wohnung. Gerade kommt er von einem Vorstellungsgespräch zurück – und ist überglücklich: Ab 1. Januar hat er eine Vollzeitstelle als approbierter Apotheker in einer Apotheke in Siegburg. Auch die Apotheke sei froh, ihn als Mitarbeiter gewonnen zu haben, erzählt er mir. Da er arabisch spricht, kann die Apotheke die arabisch sprechende Kundschaft noch besser und individuell bedienen. „Viele Patienten aus dem arabischen Raum kommen in die Gegend von Bonn, um sich behandeln zu lassen“, weiß Alagi, „Bonn ist das Zentrum, aber sie suchen auch die umliegenden Städte auf. Wenn diese Patienten dann die Apotheken besuchen, um Rezepte einzulösen, ist es von Vorteil für eine Apotheke, wenn diese Kunden in ihrer Muttersprache beraten werden.“ Und er fügt hinzu: „Wenn man die Sprache nicht beherrscht, fällt die Beratung aus, das geht eigentlich gar nicht.“
Monzer Alagi, der in Damaskus Pharmazie studiert und dort eine eigene Apotheke hatte, ließ alles zurück, nachdem das Regime begann, Krieg gegen das eigene Volk zu führen, wie er damals berichtete. Er floh vor drei Jahren mit seiner Familie aus Syrien in den Libanon und kam von dort 2014 als Flüchtling nach Deutschland. Sein Wunsch war von Anfang an, wieder in einer Apotheke arbeiten zu können. Er fand eine Apotheke, wo er sich mit Hilfsarbeiten nützlich machen konnte. Nebenbei half er in Flüchtlingsunterkünften und lernte Deutsch.
Während des letzten Jahres hat er seine Deutschkenntnisse kräftig verbessert, sein Sprachexamen bestanden und parallel für die pharmazeutische Prüfung gelernt, vor allem die pharmazeutische Gesetzeskunde. Er musste sich darüber hinaus mit den Dokumentationspflichten in der Apotheke befassen, mit Rezepturen und wie mit Kundenanforderungen umzugehen ist. Er konnte dies durch seine Tätigkeit in der Apotheke lernen und im praxisbegleitenden Unterricht an der Uni in Bonn vertiefen. „Das war sehr hilfreich für mich, auch der Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen, von denen ich viele Tipps bekommen habe, vor allem die Praxiserfahrung hat mir sehr geholfen.“
Im Oktober war es dann so weit, er bestand die Prüfung, „die man sich ähnlich wie die Prüfung zum Dritten Prüfungsabschnitt vorstellen muss“, so Alagi. Er sei zusätzlich im Fach Klinischer Pharmazie geprüft worden, da dieses Fach bei der damaligen Prüfung in Syrien nicht vorgeschrieben war. „Ich war etwa eine Stunde und 20 Minuten in der Prüfung“, so der frischgebackene Apotheker. Anfang Dezember konnte er dann seine Approbationsurkunde in Händen halten: „Jetzt können sich meine Familie und ich auf Weihnachten und das neue Jahr freuen.“
Er sei zwar von Anfang an davon überzeugt gewesen, dass er es schaffen wird, „aber irgendwie blieb so eine gewisse Unsicherheit übrig, die Sorge, dass noch irgendetwas dazwischen kommt.“ Von seinen Dozenten und Prüfern kann Alagi nur schwärmen, „alle waren sehr nett, bessere Dozenten konnte man sich nicht wünschen“. Ihm sei bewusst, dass auch die Prüfer eine große Verantwortung haben, wenn sie ihm die Approbation erteilen. „Denn darauf müssen sich dann die Kunden, die Patienten verlassen können, der Apothekerberuf ist kein normaler Beruf, er ist ein Heilberuf mit hoher Verantwortung“, sagt Apotheker Alagi selbstbewusst. Seine Frau Ayada, die ebenfalls Apothekerin ist, lernt bereits kräftig, sie möchte ebenfalls die deutsche Approbation erhalten.
In Syrien leben noch vier Geschwister, zwei Brüder und zwei Schwestern, in der Nähe von Damaskus, in einer Region, die verhältnismäßig sicher ist. Mit ihnen hat er regelmäßig telefonischen Kontakt, ebenso mit früheren Arbeitskollegen aus Syrien. Über seine Facebook-Seite „Apotheker aus Syrien“ steht er noch in Kontakt mit anderen Kollegen aus seiner Heimat: „Wir tauschen uns aus über die Kenntnisprüfung, Prüfungserfahrungen, über den Weg zur Approbation.“ |
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