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Aus den Ländern
Ein Flächenland braucht stabile Rahmenbedingungen
Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern
Obwohl sich die Apotheken 2016 im Durchschnitt wirtschaftlich gut entwickelt haben, sei die Stimmung häufig schlecht, konstatierte der Verbandsvorsitzende Axel Pudimat. Denn die Zukunftsaussichten seien ungewiss. Außerdem sei die Personalnot ein großes Problem. Die Bevölkerung erwarte von den Apotheken Zuverlässigkeit, Kontinuität und Sicherheit bei der Erfüllung der Gemeinwohlaufgaben. Doch dafür brauchen die Apotheken Planungssicherheit. Was nützt kurzfristiger Erfolg, „wenn man bei jeder Investitionsentscheidung im Hinterkopf hat, dass unser wichtigstes Regelungssystem gerade auf der Kippe steht und die Normalapotheke bald in ihrer Existenz bedroht sein könnte“, fragte Pudimat.
Weiter gegen Rx-Versand
Pudimat forderte die Apotheker auf, weiterhin den Kontakt zu Politikern zu suchen. Zur Unterschriftensammlung der ABDA berichtete er, dass in Mecklenburg-Vorpommern mehr als doppelt so viele Unterschriften wie im Bundesdurchschnitt zusammengekommen seien. Dies zeige, dass die Apotheke vor Ort in einem solchen Flächenland besonders wichtig sei. Pudimat warnte vor „Kompromisslösungen, die sich möglicherweise interessant anhören, aber praktisch meistens nichts taugen“. Übereinstimmend mit ABDA-Präsident Schmidt forderte Pudimat, weiter gegen den Rx-Versand zu argumentieren.
Rechtsanwalt Michael Jung, ABDA-Abteilung Recht, erklärte zum Verfahren vor dem EuGH, die Argumente, die man dort für die Position der Apotheken bringen konnte, seien gebracht worden. Es sei jetzt spannend, ob das Urteil eine dauerhafte Wende in der EuGH-Rechtsprechung zum Vorsorgeprinzip darstelle. Offenbar wolle die EU-Kommission sich bei ihren neuen Regelungen für freie Berufe an dieser Sichtweise orientieren. Jung bekräftigte, dass die Beschränkung des Arzneimittelversands auf OTC-Produkte die einzige wirksame Option sei, um das System zu sichern. Andernfalls könne es relativ schnell zu erheblichen Umsatzverlagerungen und Folgen für die flächendeckende Versorgung kommen.
Potenzial von Cannabis
Eine Besonderheit dieser Mitgliederversammlung war der Vortrag von Dr. Franjo Grotenhermen, dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin, der per Skype aus seiner Praxis in Rüthen zugeschaltet war. Grotenhermen beschrieb das Endocannabinoidsystem als ein wichtiges Signalsystem, das die Überaktivität aller anderen Neurotransmitter im Nervensystem und in allen Organen hemme. Allerdings gebe es Unterschiede zwischen den über 120 Cannabinoiden, von denen in jeder Varietät der Pflanze meist höchstens sechs in nennenswerter Konzentration vorkommen. Zur Spastik bei multipler Sklerose, zu chronischen Schmerzen sowie zu Übelkeit und Erbrechen wurden zahlreiche Studien mit Cannabis durchgeführt. Doch zu den enorm vielfältigen anderen Anwendungsmöglichkeiten gebe es oft nur Fallberichte. Insgesamt schätzt Grotenhermen, dass bis zu 1,4 Prozent der Bevölkerung mittelfristig von Cannabis profitieren könnten. Wenn Cannabis initial gut vertragen wird, sei dies meist auch langfristig der Fall. Allerdings müssten die Initialdosen niedrig sein.
Dagegen verwies Dr. Marko Walkowiak, Beratungsapotheker bei der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern, auf die Gefahr von Angststörungen und Abhängigkeit bei der Therapie mit Cannabis.
Medikationskonsil Greifswald
Zum Medikationskonsil Greifswald mit ärztlich verordneten Medikationsanalysen in Apotheken berichtete Pudimat, dass das Projekt nun evaluiert werde. Es sei von den beteiligten Ärzten und Apothekern praktisch durchgängig positiv aufgenommen worden. Dabei seien etwa 200 Verordnungen für Beratungen ausgestellt worden. Die Apotheker haben die Ärzte über Anwendungsprobleme und ungeeignete Selbstmedikation informiert und den Patienten Sicherheitshinweise gegeben. Die Patienten nehmen es sehr positiv wahr, über ihre Medikation reden zu können und mehr Vertrauen dazu zu bekommen, erklärte Pudimat. |
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