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Apotheker nicht „vom Schlitten gefallen“
Vernetzung und Entlastung – was Digitalisierung im Gesundheitswesen leisten kann
Die nordrhein-westfälische CDU-Landtagsabgeordnete Serap Güler hatte geladen – und die Gäste kamen zahlreich: Apothekerkammer-Präsidentinnen und ein Präsident, Vertreter des pharmazeutischen Großhandels und der Verblisterer, Journalisten, Lokal- und Landespolitiker sowie interessierte Zuhörer erschienen im Kölner Maritim-Hotel.
Bessere Vernetzung als Ziel der Digitalisierung
Der Bundesgesundheitsminister präsentierte sich eloquent, bestens informiert und humorvoll, als er über die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung des Gesundheitswesens referierte. Dabei sei die Digitalisierung eigentlich nur das Instrument, um das Ziel der Vernetzung zu erreichen – denn im Gesundheitswesen zähle mehr als in anderen Bereichen die Mannschaftsleistung. So könne beispielsweise die Telemedizin dabei helfen, dass das spezialisierte Fachwissen einzelner Krankenhäuser in bestimmten Bereichen allen anderen Kliniken in Deutschland zur Verfügung stehe. Heute gebe es zu oft Spitzenleistung als Insellösung – die Digitalisierung könne dabei helfen, diese flächendeckend nutzbar zu machen. Dabei müssten natürlich die höchsten Datenschutz-Standards gelten – ohne jedoch der „typisch deutschen Regulierungswut“ zu verfallen, mahnte Gröhe.
Forderung nach Investitionsplan
Anschließend berichteten der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft NRW, Matthias Blum, und der Kölner Apotheker Erik Tenberken, wie weit die Digitalisierung in der Praxis bereits fortgeschritten ist. Blum forderte einen nationalen Investitionsplan, um die Kosten für die Digitalisierung in den Krankenhäusern stemmen zu können. Während Banken und Versicherungen – die ebenfalls mit hoch sensiblen Daten umgehen – laut Blum rund zehn bis 15 Prozent ihres Umsatzes in Informationstechnologie investierten, seien es bei den deutschen Krankenhäusern lediglich ein bis zwei Prozent.
Kein Ersatz für persönliche Apotheker-Beratung
Tenberken, der in seinen Apotheken eigener Aussage nach „alles automatisiert hat, was sich automatisieren lässt“, betonte die Bedeutung des persönlichen Kontakts. Bei der zunehmenden Bürokratisierung seiner Arbeit sei die Digitalisierung eine große Hilfe, überhaupt noch Zeit für die Beratung zu haben. Die persönliche Beratung lasse sich nicht digital ersetzen – aber die Apotheken sollten dafür sorgen, dass sie auch außerhalb der Öffnungszeiten erreichbar sind, per SMS, E-Mail oder Messenger-Diensten.
Papier-Medikationsplan als „Erleichterung“ für Apotheker
In der anschließenden Diskussion war auch der Medikationsplan Thema. Dessen Umsetzung im E-Health-Gesetz kritisierten die anwesenden Kammer-Präsidentinnen Gabriele Regina Overwiening (Westfalen-Lippe) und Magdalene Linz (Niedersachsen) sowie der Kammer-Präsident Lutz Engelen (Nordrhein).
Gröhe verteidigte die Entscheidung, dass die Apotheker bei der Erstellung des Medikationsplans außen vor bleiben. Das Bild Engelens, hier seien die Apotheker „vom Schlitten gefallen“, wies Gröhe zurück, gab aber zu, dass man die aktuelle Regelung als „sehr arztzentriert“ empfinden könne. Den aktuellen, papiernen Medikationsplan bezeichnete er erneut als „Erleichterung“ für die Apotheker, etwa bei der Überprüfung von Wechselwirkungen. Und die Apotheker könnten nicht erwarten, für diese Erleichterung extra vergütet zu werden. Immerhin bestätigte Gröhe noch einmal, dass mit der Einführung des elektronischen Medikationsplans Mitte 2018 der Kreis der Ersteller erweitert werde. Dann werde man auch noch einmal über die Vergütung reden, versprach Gröhe. |
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