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Aus der Hochschule
Welche Rolle spielen Antikörper in der Arzneimitteltherapie?
Fertigarzneimittelseminar in Frankfurt am Main
Antikörper sind längst nicht mehr nur vielversprechende Therapieoptionen für die Zukunft, sondern schon in vielen Behandlungsstrategien verankert. Grund genug, sich mit den biologischen Arzneimitteln auseinanderzusetzen. Über das 8. Semester haben die Frankfurter Studierenden in zwölf Gruppen zu je einem Teilaspekt recherchiert und ihre Ergebnisse in einem Manuskript festgehalten. In halbstündigen Vorträgen stellten die Studierenden ihre Arbeit auf dem Fertigarzneimittelseminar vor. Die Veranstaltung ist von der Landesapothekerkammer Hessen als Fortbildungsveranstaltung zertifiziert.
Einführung in die Welt der Antikörper
Das Seminar begann mit den historischen und biologischen Hintergründen von Antikörpern. Erwähnt wurden Höhepunkte in der Geschichte wie die Entwicklung des Diphterie-Serums durch Emil von Behring oder die Einführung der Hybridomtechnologie, die die Synthese monoklonaler Antikörper ermöglichte. Auch auf andere Herstellungstechniken wurde eingegangen. Zudem erklärten die Studierenden, was Biologicals von anderen Arzneimitteln unterscheidet. Im Rahmen dessen schilderten sie auch, worauf es bei der Zulassung von Biosimilars ankommt. Außerdem wurden auch die pharmakodynamischen und pharmakokinetischen Besonderheiten von Antikörpern erwähnt.
Entzündungen und Krebs als Anwendungsgebiet
In der Therapie von entzündlichen Krankheiten wie rheumatoide Arthritis und Psoriasis werden monoklonale Antikörper verwendet, wenn die Standardtherapien keine ausreichende Wirkung zeigen. Eingesetzt werden dann vor allem Inhibitoren des Tumornekrosefaktors α (TNF-α). Dieser nimmt als sogenanntes Masterzytokin eine zentrale Rolle bei der Regulation von Entzündungen ein. Am Beispiel von Ustekimumab (Stelara®), einem Antikörper gegen die Zytokine Interleukin 12 und Interleukin 23, zeigten die Studierenden, dass auch abseits von TNF-α Konzepte in der Therapie etabliert sind. Ein Vortrag widmete sich einem kontroversen Thema: Der Therapie der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) mit VEGF-Inhibitoren. Derzeit ist nur Ranibizumab (Lucentis®) zur Therapie der feuchten AMD zugelassen. Das deutlich kostengünstigere Bevacizumab (Avastin®) besitzt dagegen die Zulassung für die Behandlung von fortgeschrittenen Krebserkrankungen. Der Einsatz bei AMD muss daher off label erfolgen, obwohl Studien zeigen, dass Bevacizumab gleich wirksam ist wie Ranibizumab.
Ein weiterer Bereich, in dem Antikörper verwendet werden, ist die Therapie von Kreabserkrankungen. Bei Leukämien spielen diese bisher noch eine untergeordnete Rolle, auch wenn Rituximab (MabThera®) schon in den Leitlinien erwähnt wurde. Anders beim Mammakarzinom. Dessen Therapie ist stark vom Rezeptorstatus des Tumors abhängig. Antikörper wie Trastuzumab (Herceptin®) konnten die Prognose für HER2-positive Patienten deutlich verbessern. Ein wichtiger Fortschritt in der Krebsforschung war die Entwicklung der Immuntherapie. Tumorzellen nutzen Checkpoint-Oberflächenproteine auf T-Zellen, um so die Immunantwort zu unterbinden. Antikörper wie Nivolumab (Opdivo®), die gegen diese Checkpoint-Inhibitoren gerichtet sind, lösen somit die „Bremse“ und aktivieren das Immunsystem.
Weitere Indikationsgebiete
Aber nicht nur bei Krebs und Autoimmunerkrankungen sind Antikörper zugelassen. In den letzten Vorträgen stellten die Studierenden drei weitere Indikationsgebiete vor. Abiciximab (ReoPro®) beispielsweise ist ein Inhibitor des Glykoproteins IIb/IIIa – einem wichtigen Mediator der Thrombozytenaggregation. Indiziert ist der Antikörper bei perkutanen Koronarinterventionen zur Vermeidung von Komplikationen, spielt dort jedoch aufgrund verfügbarer Alternativen nur eine untergeordnete Rolle. Evolocumab (Repatha®) und Arilocumab (Praluent®) sind Inhibitoren der Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK9), einer am Fettstoffwechsel beteiligten Serinprotease. Beide Antikörper konnten in Studien den LDL-Wert um ca. 50% senken. Damit sind sie eine Alternative für Hypercholesterinämie-Patienten, die keine ausreichende LDL-Reduktion erreichen oder eine Statinintoleranz aufweisen. Im letzten Vortrag des Tages wurde Denosumab zur Behandlung von Osteoporose vorgestellt. Dieses weist trotz guter Wirksamkeit auch einige Nachteile auf. So nimmt der Effekt nach Behandlungsende ab. Außerdem gibt es Hinweise, dass es nach Therapieende zu einem Knochendichteverlust kommen kann. Daher sei Denosumab eher eine Ergänzung statt eine Therapiealternative.
Die Studierenden gingen auch immer wieder auf einen großen Nachteil der Therapie mit Antikörpern ein: Im Vergleich zu konventionellen Therapien sind diese nämlich deutlich teurer. Daher werden Antikörper meist nur als Zweit- oder Drittlinientherapeutika eingesetzt. Die Einführung von Biosimilars könnte helfen, die Kosten zu reduzieren. |
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