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Arzneimittel und Therapie
Was bedeutet standardisiertes AMTS?
Internationaler Vergleich soll helfen, zukünftige Normen zu definieren
Die Studie von Rose et al. wurde auf einem internationalen Workshop auf dem FIP-Kongress zur pharmazeutischen Praxisforschung in 2018 initiiert. Die Ergebnisse wurden im Canadian Pharmacists Journal veröffentlicht. Ziel des Projektes war es, nach den vielen Jahren an Erfahrung mit Medikationsanalysen nun einen gemeinsamen Nenner zu finden. Hierbei wurden besonders Leitlinien aus den großen englischsprachigen Ländern, denen traditionell eine Vorreiterrolle im Medikationsmanagement zukommt, berücksichtigt. Aber auch die deutsche BAK-Leitlinie zur Medikationsanalyse und das Protokoll zur westfälischen AMBER-Studie flossen ein.
Unverzichtbar, hilfreich oder entbehrlich?
Zunächst wurden dazu sämtliche Leitlinien und Ansätze in ihre einzelnen Schritte zerlegt. Betrachtet wurde der gesamte Prozess der Medikationsanalyse, von der Datenerhebung bis hin zur Implementierung und Wiedervorstellung des Patienten. Anschließend wurden die einzelnen Bestandteile von den Studienautoren nach drei Kriterien beurteilt: unverzichtbar, hilfreich oder entbehrlich. Mit dieser Methode wurde ein „internationales Inventar des Medikationsmanagements“ erstellt, Kerntätigkeiten wurden herauskristallisiert. Beispiele für solche als unentbehrlich befundenen Aktivitäten sind etwa, dass der behandelnde Arzt vor der Medikationsanalyse kontaktiert wird, um die Ziele der Analyse zu besprechen. Die Hauptbeschwerden sollen beim Patienten erfragt und die Patientenziele gemeinsam mit dem Patienten formuliert werden. Auch sollen die gefundenen arzneimittelbezogenen Probleme priorisiert werden. Die Zusammenarbeit mit anderen Heilberufen wird als essenziell bewertet, und ein Follow-up soll nach erfolgter Medikationsanalyse früher oder später stattfinden. Insgesamt werden die Einbeziehung des Patientenwunsches, die Zusammenarbeit mit anderen Heilberufen und die langfristige Betreuung durch den Apotheker stark betont.
Abgleich mit der Realität
Selbst diese übereinstimmend als Kerntätigkeiten beschriebenen Schritte konnten nicht in allen analysierten Leitlinien und Ansätzen wiedergefunden werden. Somit stellt sich die Frage, ob die bisherigen internationalen Studienergebnisse überhaupt miteinander vergleichbar und übertragbar sind. Will man zukünftig eine Verbesserung harter Endpunkte durch Medikationsanalysen nachweisen (z. B. Mortalität oder MACE [major adverse cardiac events]), so sind große multizentrische und internationale Studien zwingend erforderlich. Alternativ können die vorhandenen kleineren Studien „gepoolt“ werden, so dass aus mehreren kleinen eine große Studie wird.
In beiden Fällen wären einheitliche Standards bei der Medikationsanalyse unerlässlich.
Künftig neue nationaleLeitlinien anpassen
Die Autoren beschreiben ihre Ergebnisse als einen Weckruf. Sie empfehlen, dass bei der Erstellung künftiger nationaler Leitlinien zur Medikationsanalyse das Vorgehen mit dem nun ermittelten Inventar an gefundenen Kernelementen verglichen wird und dass diese – unter Berücksichtigung nationaler Besonderheiten und Setting-spezifischer Anforderungen – idealerweise berücksichtigt werden. Allerdings weisen sie darauf hin, dass es bis zu definierten internationalen Standards noch ein langer Weg sein dürfte und dass zuvor ein breiterer Konsens hergestellt werden müsse. Bis dahin ist bei der Medikationsanalyse eine Orientierung an den Studienergebnissen eine bereits jetzt verfügbare Möglichkeit. |
Literatur
Rose O, Cheong V-L, Dhaliwall S et al. Standards in medication review: An international perspective. Can Pharm J (Ott) 2020;153(4):215-23. doi:10.1177/1715163520929665
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