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Wirtschaft
Russisches Roulette?
Wirbel um den russischen COVID-19-Impfstoff Sputnik V
Angesichts der schleppenden Versorgung mit Impfstoffen gegen COVID-19 in der EU erscheint es verlockend, auch auf Produkte auszuweichen, die noch keine Zulassung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) haben. Eines davon ist der russische Impfstoff Sputnik V. Bei der EMA läuft bereits ein Rolling Review Verfahren, doch dessen Ergebnis will nicht jedes EU-Land abwarten. So hat Ungarn bereits damit begonnen, Sputnik V auf Basis einer nationalen Zulassung zu verimpfen.
Für einigen Wirbel sorgte dann, als am vorvergangenen Sonntag die EMA-Vertreterin Christa Wirthumer-Hoche in einer Talkshow im ORF eine nationale Notfallzulassung von Sputnik V mit „russischem Roulette“ verglich. Denn anders als bei einer Notfallzulassung erfolge eine Zulassung durch die EMA erst, wenn alle Daten vorlägen und geprüft seien. Daraufhin kritisierte der russische Hersteller die EMA via Twitter: „Impfstoffe und die EMA sollten über und hinter der Politik stehen.“ Wirthumer-Hoche solle sich öffentlich entschuldigen für ihre Äußerungen.
Grundsätzlich bestehen aber offenbar keine Zweifel an Sputnik V. „Das ist ein guter Impfstoff, der vermutlich auch irgendwann in der EU zugelassen wird. Die russischen Forscher sind sehr erfahren mit Impfungen. Sputnik V ist clever gebaut“, äußerte STIKO-Chef Thomas Mertens vergangenen Mittwoch gegenüber der „Rheinischen Post“.
Bemerkenswerterweise machen sich auch Politiker unterschiedlichster Couleur für Sputnik V stark. So setzte sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow von der Links-Partei gegenüber der Funke Mediengruppe dafür ein, dass die EU Sputnik V bestellen solle. Und die AfD-Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel sprach sich laut dpa dafür aus, eine Zulassung von Sputnik V auf nationaler Ebene in Deutschland zu prüfen, falls sich das EMA-Verfahren in die Länge ziehen sollte. |
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