Prisma

Zwei Ohren im Takt

Gamma-Wellen machen synchronisiertes Hören möglich

Foto: svtdesign – stock.adobe.com

us | Die räumliche Orientierung wird dem Menschen erleichtert, indem seine Ohren auf gegenüberliegenden Seiten des Kopfes liegen. Dadurch nehmen wir Geräusche leicht zeitverzögert wahr und können beurteilen, wo deren Ursprung liegt. Doch was muss das Gehirn leisten, um die Informationen von beiden Ohren zu verarbeiten? Niederländische Neurowissenschaftler haben in einer funktionellen Magnetresonanztomographie-Studie an 28 Probanden die Gehirnkonnektivität während eines beidseitigen akustischen Reizes beobachtet. Die Teilnehmer hörten auf dem rechten Ohr eine uneindeutig ausgesprochene Silbe zwischen „da“ und „ga“. Auf dem anderen Ohr ertönte ein unterschwelliges Klicken in verschiedenen Variationen. Mittels elektrischer Stimulation über Elektroden am Kopf der Probanden behinderten die Forscher die natürliche Aktivität bestimmter Hirnbereiche während der Aufgabe. Die Teilnehmer sollten dann den gehörten Laut richtig identifizieren, während die Wissenschaftler die Gamma-Wellen, die im Frequenzbereich über 30 Hz im gesunden Gehirn an der Synchronisation beider Hirnhälften beteiligt sind, beobachteten. Den Versuchsteilnehmern fiel es schwerer, die gehörte Silbe richtig zu identifizieren, die Kommunikation zwischen beiden Hirnhälften war also durch die elektrische Stimulation gestört. Was zunächst äußerst speziell klingt, könnte bald einen therapeu­tischen Nutzen haben. Bei auditiven Phänomenen wie Tinnitus oder ver­balen Halluzinationen, also Stimmenhören, scheint die Konnektivität zwischen beiden Hirnhälften nicht richtig zu funktionieren. Elektrische Hirnstimulation könnte ein Weg zur Behandlung solcher Erkrankungen sein. |

Literatur

Preisig BC et al. Selective modulation of interhemispheric connectivity by transcranial alternating current stimulation influences binaural integration. Proc Natl Acad Sci USA 2021. 16;118(7):e2015488118, doi: 10.1073/pnas.2015488118

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