Pandemie Spezial

Handhygiene überdenken

Desinfizieren und Eincremen ist besser als Waschen

Derzeit ist im Hinblick auf die Prävention von SARS-CoV-2-Erkrankungen eine regelmäßige und intensivierte Handhygiene unverzichtbar. Das vermehrte Händewaschen erhöht allerdings das Risiko eines irritativen Kontaktekzems. Experten der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft raten daher von einem häufigen Händewaschen mit Seife ab. Es ist besser, die Hände zu desinfizieren und anschließend einzucremen.
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Desinfizieren mit anschließender Hautpflege mit Pflegepräparaten strapaziert die Hände weniger als Händewaschen mit Seife.

Eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion ist die intensivierte Handhygiene durch Händewaschen und Desinfektion. Damit verknüpft ist allerdings eine Störung der epidermalen Barrierefunktion, da durch Detergenzien und Desinfektionsmittel die in der Hornschicht interzellulär vorhandenen Lipid-Doppellamellen und die dem Wasserhaushalt dienenden Peptide (Natural Moisturizing Factor) angegriffen werden. Es kann sich eine schuppige, juckende, ekzemgefährdete Haut bilden, eine Eintrittspforte für bakterielle oder mykotische Infektionen. Durch das Tragen von Handschuhen verstärkt sich die Detergenzien-bedingte Hautschädigung zusätzlich. Eine mögliche Folge ist die Entwicklung eines irritativen Kontaktekzems. So registrierten Hautärzte bereits wenige Monate nach Beginn der Pandemie einen ­Anstieg an Handekzemen. Auch ist aus früheren Untersuchungen bekannt, dass bei Beschäftigten im Gesundheitswesen, die beruflich bedingt eine besonders intensive Handhygiene vornehmen, Handekzeme aller Schweregrade weit verbreitet sind. Eine aktuelle Studie am Universitätsklinikum München zeigte, dass während der derzeitigen Pandemie bei Mitarbeitern im OP oder auf Intensivstationen die Maßnahmen zur Handhygiene signifikant zunahmen und in deren Folge auch die Häufigkeit von Handekzemen anstieg. 90% der Mitarbeiter zeigten klinische Symptome eines Kontaktekzems, vornehmlich Hauttrockenheit, Erytheme, Juckreiz, Brennen, Schuppung, Fissuren und Schmerzen.

Dermatologen empfehlen daher ein Umdenken bei der Hand­hygiene-Strategie. Bei der Notwendigkeit einer intensiven Handhygiene raten sie von dem Einsatz von Detergenzien ab und befürworten eine Desinfektion der Hände in Verbindung mit einer ­intensiven Hautpflege (s. Kasten „Empfehlungen zur Erhaltung der Hautgesundheit“).

Am besten sollte nach jedem Wasser- und Tensidkontakt eine schützende Handcreme aufgetragen werden. Geeignet sind vor allem Pflegeprodukte mit Urea, Glycerin, Hyaluron­säure, Mandel-, Nachtkerzen- oder Jojobaöl. Tagsüber sind O/W-Emulsionen empfehlenswert, abends lipidreiche Zu­bereitungen. |

Empfehlungen zur Erhaltung der Hautgesundheit

  • Sind die Hände nicht sichtbar verschmutzt, sollte die Desinfektion mit einem viruswirksamen alkoholischen Händedesinfektionsmittel - nach Möglichkeit mit barriere­schützenden Hilfsstoffen wie Glycerol Vorrang haben vor dem Waschen der Hände mit Seife oder Waschlotionen (Detergenzien).
  • Nach jedem Händewaschen und jeder Desinfektion sollte die Haut der Hände vollständig mit einem Pflegepräparat eingecremt werden, das die Regeneration der Hautbarriere unterstützt.
  • Beim Auftreten von Hautveränderungen im Sinne eines Handekzems sollte ein Hautarzt aufgesucht werden.

Literatur

Handekzeme nehmen zu: Handhygiene-Strategie in Pandemiezeiten ändern. Mitteilung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft vom 29. März 2021, www.derma.de

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

 

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