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Pandemie Spezial
Corona-Ticker
Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze
Wir haben wichtige Meldungen der vergangenen Woche für Sie zusammengefasst.
Welcher Titer schützt?
Nach wie vor ist unklar, welche Antikörper-Spiegel notwendig sind, um sicher vor einer SARS-CoV-2-Infektion geschützt zu sein. Einen ersten Anhaltspunkt könnten die kürzlich in der „Nature Medicine“ veröffentlichten Studienergebnisse liefern. Dafür hatte die Arbeitsgruppe um Feng et al. die Zulassungsstudie von Vaxzevria®, der Vektorvakzine von AstraZeneca, weiter ausgewertet. 28 Tage nach der zweiten Vaxzevria®-Dosis hatten die Wissenschaftler von allen 1575 Probanden Blut entnommen und die bindenden und neutralisierenden Antikörper bestimmt. Drei Monate nach der zweiten Dosis waren 171 Probanden symptomatisch an COVID-19 erkrankt. Bei ihrer Analyse nach einer möglichen Korrelation zwischen dem Antikörper-Status und einer Infektion stellten die Wissenschaftler fest, dass Probanden, die einen IgG-Titer gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2 in Höhe von 264 BAU/ml aufwiesen, zu 80% vor einer symptomatischen Infektion mit der Alpha-Variante geschützt waren. Für Antikörper, die sich gegen die Rezeptorbindungsstelle von SARS-CoV-2 richten, errechneten sie ein Korrelat von 506 BAU/ml. Prof. Dr. Bernd Salzberger, Leiter des Bereichs Infektiologie, Universitätsklinikum Regensburg, und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI), schätzt die Ergebnisse gegenüber dem Science Media Center wie folgt ein: „Die Konfidenzintervalle für die Bestimmung oder Schätzung der Schutzwirkung bei sehr niedrigen oder sehr hohen Titern sind allerdings sehr groß. Um dafür genauere Schätzungen zu erhalten, müssen sehr viel größere Patientenkollektive untersucht werden. Zusätzlich berücksichtigt die Studie keinen Zeitfaktor – also einen Abfall der Schutzwirkung über die Zeit. Alle Berechnungen beziehen sich auf die Messung der Antikörper vier Wochen nach der zweiten Impfdosis. Mit diesen Einschränkungen können die Ergebnisse keinesfalls in die klinische Praxis übersetzt werden: Es ist nicht möglich, aus einem tagesaktuellen Titerwert auf den in der Studie benutzten Parameter zurückzuschließen. Eine Berechnung eines individuellen Schutzwertes anhand dieser Auswertung ist deshalb und zusätzlich aufgrund der großen Konfidenzintervalle unsinnig“ [Feng S et al. Nature Medicine 2021. doi: 10.1038/s41591-021-01540-1].
Ursache der „COVID-19-Zehen“ aufgeklärt
Zu Beginn der Pandemie wiesen etliche Corona-Erkrankte Frostbeulen-ähnliche Veränderungen an den Zehen auf, die schnell als „COVID-19-Zehen“ bekannt wurden. Eine Arbeitsgruppe aus Paris hat nun herausgefunden, dass vermutlich eine fehlgeleitete Immunreaktion auf SARS-CoV-2 für diese Hauterscheinung verantwortlich sein dürfte. Dafür hatte die Arbeitsgruppe zunächst die Haut, das Gefäßendothel und die Immunsystemaktivierung von 50 SARS-CoV-2-Infizierten, die alle COVID-19-Zehen aufwiesen, mit 13 Kontrollpersonen, die bereits vor der Pandemie ähnliche entzündliche, erythematöse Papeln der Haut an Finger oder Zehen gezeigt hatten, verglichen. Es zeigte sich, dass 73% der mit COVID-19-Zehen eingelieferten Patienten erhöhte IgA-Autoantikörper im Gewebe aufwiesen. Auch konnten im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöhte Interferon-1-Spiegel gemessen werden [Frumholtz L et al. BJD 2021. doi: 10.1111/bjd.20707].
Genesene wohl besser geschützt als angenommen
Sowohl eine COVID-19-Impfung als auch eine durchlebte Infektion induzieren die Bildung von B-Gedächtniszellen. Eine Arbeitsgruppe der University of Minnesota Medical School wollte nun wissen, ob sich diese B-Gedächtniszellen voneinander unterscheiden. Dazu hat sie sowohl das Blut von doppelt mit einem mRNA-Impfstoff immunisierten Personen als auch das Blut von Genesenen, die einmalig eine mRNA-Vakzine erhalten hatten, unter die Lupe genommen. Zwar waren in beiden Gruppen ähnlich viele B-Gedächtniszellen zu finden. Auch reagierten diese jeweils auf eine erneute Exposition mit der Rezeptor-Bindungs-Domäne von SARS-CoV-2. Allerdings wiesen die von den B-Zellen generierten Antikörper bei Genesenen eine bessere Antigen-Bindungskapazität auf. Als Ursache dafür vermuten die Forscher, dass die B-Gedächtniszellen bei Genesenen vor der einmaligen Impfung wahrscheinlich mehr Zeit zur Affinationsreifung hatten als zwischen einer zweimaligen Immunisierung bei SARS-CoV-2-naiven Personen.
Generell geht die Wissenschaft inzwischen davon aus, dass eine durchgemachte Infektion besser schützt als bisher angenommen. So vermutete man bis vor Kurzem noch, dass Genesene aufgrund der sinkenden Antikörper-Spiegel nur maximal ein halbes Jahr vor einer erneuten Infektion geschützt sind. Neuere Beobachtungsstudien legen jedoch nahe, dass vor allem die immunologischen Gedächtniszellen bei einer Reinfektion schnell für Antikörper-Nachschub sorgen und so die betroffene Person schützen. In einer aktuellen Stellungnahme verweist die Gesellschaft für Virologie daher darauf, dass die nachgewiesene Dauer des Schutzes nach durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion mindestens ein Jahr – wahrscheinlich sogar länger – beträgt. Und weiter fordert sie: „Aufgrund dieser aktuellen Erkenntnisse sollten Genesene bei Regelungen zur Pandemie-Bekämpfung (z. B. Testpflicht) den vollständig Geimpften zunächst für mindestens ein Jahr gleichgestellt werden“ [Pape KA et al. Cell Reports 2021. doi: 10.1016/j.celrep.2021.109823 und Stellungnahme der Gesellschaft für Virologie, 30. September 2021].
EMA prüft Zulassungsantrag für Casirivimab / Imdevimab
Bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA ist ein neuer Zulassungsantrag eingegangen: Die Firma Roche bittet um die Zulassung ihres Antikörper-Präparats Casirivimab/Imdevimab (Ronapreve®). Die beiden monoklonalen Antikörper binden an verschiedene Stellen des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 und verhindern so das Eindringen des Virus in die Körperzellen. Nach erfolgter Genehmigung soll Ronapreve® sowohl zur Prävention als auch zur Behandlung von COVID-19-Erkrankungen für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren, die keine Sauerstofftherapie benötigen, eingesetzt werden. Da alle verfügbaren Daten schon im Rolling-Review bewertet wurden, wird der Ausschuss für Humanarzneimittel CHMP im Rahmen eines verkürzten Verfahrens den Nutzen und die Risiken des Arzneimittels einschätzen [Pressemitteilung der EMA, 11. Oktober 2021]. |
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