Aus den Ländern

Froese optimistisch für Überleitung in die nächste Generation

Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein

Kiel (tmb) | Bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein am 30. Oktober in Kiel ging es in mehrfacher Weise um neue Wege in die Zukunft – für den Verband, die Apotheken, das E-Rezept und die Bundespolitik. Der langjährige Vorsitzende Dr. Peter Froese kündigte seinen Rückzug aus diesem Amt an und bereitete die Mitglieder zugleich in einer mitreißenden Rede auf die Zukunft vor – mit viel Digitalisierung und einer Option auf eine Verbandsfusion.
Foto: DAZ/tmb

Dr. Peter Froese forderte die Apotheker auf, gemeinsam ihren Wertekanon in die digitale Welt zu bringen.

In seiner Begrüßung erklärte Froese, er werde bei der turnusmäßigen Vorstandswahl im nächsten Jahr nicht wieder kandidieren. Dies sei für ihn aus gesundheitlichen Gründen geboten. Der Vorstand freue sich auf Bewerbungen zum Wahlaufruf im Dezember. Dem Verband stehe ein „Doppelwechsel“ bevor, weil der langjährige Geschäftsführer Dr. Thomas Friedrich das Rentenalter erreicht habe. Sein Nachfolger wird Georg Zwenke, der bereits seit einem Jahr für den Verband arbeitet und als Apotheker und Jurist bestens für die Aufgabe geeignet sei. Friedrich werde dem Verband weiter beratend zur Verfügung stehen. Dazu erklärte Froese, er sei sehr optimistisch, dass dieses Team den Verband in die nächste Generation überleiten werde und dabei das kleine Segel stabil halte, das der Verband auch mal gegen den Wind setze.

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Dr. Thomas Friedrich (links) wird noch bis zum Jahresende als Geschäftsführer des Verbandes tätig sein. Bei der Mitgliederversammlung übergab er den Staffelstab symbolisch an seinen Nachfolger Georg Zwenke.

Neue Perspektive: Verbands­fusion

Außerdem betonte Froese die gute und enge Zusammenarbeit mit dem Hamburger Apothekerverein. Friedrich ist seit Jahren in Personalunion Geschäftsführer beider Verbände. Es sei angedacht, diese Zusammenarbeit perspektivisch weiter auszubauen. Froese erklärte, für einen kleinen Verband sei es gut, sich mit anderen kleinen Verbänden auszutauschen und Wege zu finden, dies zu intensivieren. Im späteren Verlauf der Sitzung beschloss die Versammlung eine Satzungsänderung, die den Beitritt zu einem gleichartigen Verband oder eine Verschmelzung mit einem oder mehreren Verbänden ermöglicht. Dafür gelten dieselben hohen Hürden wie für die Auflösung des Verbandes. Friedrich deutete an, nun könne über das Zusammengehen mit einem Partner wie dem Hamburger Apothekerverein oder über eine Dachorganisa­tion für mehrere norddeutsche Verbände nachgedacht werden. Damit eröffnete er die Möglichkeit für Gedankenspiele zur Zukunft der Verbände. Als Hintergrund verwies er auf die seit Langem sinkende Zahl der persönlichen Mitglieder – bedingt durch weniger Apotheken und mehr Filialen. Damit stünden immer weniger Mitglieder für Ehrenämter bereit.

Vorstandswahl im Frühjahr 2022

Doch zunächst steht für den Verband die Vorstandswahl an. Die Kandidaten müssen spätestens im Februar bekannt sein. Im März wird gewählt. Im April wird sich der neue Vorstand konstituieren. Der stellvertretende Vorsitzende Christian Stolzenburg erklärte gegenüber der DAZ, er werde voraussichtlich wieder zur Vorstandswahl antreten – eine Kandidatur für den Vorsitz ließ er aber offen.

Regionalisierung, Vernetzung und Digitalisierung aufgreifen

In seinem Bericht erklärte Froese zur Bundespolitik, die „Alles-wird-gut“-Koalition beschreibe die Zukunft jetzt mit vielen schönen Worten. Doch die Fragen, wer das bezahlen und wie das funktionieren soll, würden die nächste Zeit prägen. Die Politik nehme wahr, dass die Apotheker in der Pandemie angepackt und sich bei der Digitalisierung in nicht erwarteter Weise engagiert hätten. Allerdings sei der Staat mit den hohen Kosten der Pandemie konfrontiert. Darum sollten die Apotheker deutlich machen, dass dort, wo die Menschen schnell und kostengünstig ihre Arzneimittel erhalten, nichts einzusparen sei. Die Apothekenteams hätten sich das in der Pandemie verdiente Geld mit ihren Leistungen „schwerst erarbeitet“, betonte Froese. Da die Parteien der erwarteten Koalition in ihren Programmen vielfach Regionalisierung, Vernetzung und Digitalisierung betonen, würden diese Stichworte die künftigen Diskussionen prägen. Darum sollten die Apotheken dort Signale setzen. Ein Beispiel dazu sei das Verbandsprojekt QT-Life, in dem die Apotheken mit Ärzten, Krankenhäusern und Krankenkassen zusammenarbeiten (siehe Bericht und Interview in DAZ 2021, Nr. 4, S. 20). Erste Ergebnisse würden zeigen, dass damit schwerste Ereig­nisse bei den Patienten verhindert werden können. Froese folgerte: „Politikerherz, was willst Du mehr?“

Digitalisierung gemeinsam gestalten

Zur Digitalisierung erklärte Froese, dass sich trotz des immer schnelleren digitalen Wandels einige Fixpunkte nicht ändern würden: das physische Arzneimittel, die regulierte Abgabe, der Apotheker als Kommunikator und der Patient als Mensch und Partner. Doch alles andere könne sich ändern und die technische Innovation wirke als starker Treiber. Dadurch würden die Marktzugangskosten steigen. Unternehmen mit neuen Angeboten würden von den Apotheken Daten oder Geld fordern – oder beides. Doch die Apotheker sollten sich bewusst machen, dass sie das Arzneimittel und den Kontakt zum Kunden haben. Um unter diesen Bedingungen erfolgreich zu arbeiten, müssten sie den Werte­kanon der Apotheke in die digitale Welt bringen. Das könnten einzelne Apotheken jedoch nicht allein leisten, sondern nur gemeinsam. Darum sei ein Branchenportal nötig und darum habe sich die Delegiertenversammlung des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein einstimmig für die Be­teiligung an der neuen Tochtergesellschaft GEDISA der Apothekerverbände ausgesprochen, die ein solches Portal entwickeln soll. Die GEDISA soll am 11. November in Berlin gegründet werden. Für die nötigen Investitionen würden die Mitgliedsbeiträge ab 2022 für drei Jahre „substanziell erhöht“. Vor der Anwendung neuer Portale sieht Froese allerdings noch Handlungsbedarf bei der seit Monaten erwarteten Verordnung zum E-Rezept. Er fordert: „Das Papierrezept muss ein Dokument bleiben.“ Dies sei als Patientenschutz dringend nötig und diene zugleich der Ausfallsicherheit (siehe Seite 10).

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Der stellvertretende Verbandsvorsitzende Christian Stolzenburg betonte die großen Leistungen der Apotheken in der Pandemie.

Alltag der Verbandsarbeit

Stolzenburg blickte in seinem Bericht auf die Arbeit der Apotheken in der Pandemie zurück und folgerte: „Apotheken können Krise“. Er betonte, dass in Schleswig-Holstein keine Apotheke pandemiebedingt geschlossen habe. Friedrich machte das große Volumen des Arzneimittelmarktes deutlich – dies wecke große Begehrlichkeiten. Doch die Apotheker könnten in diesem Markt als Einzelkaufleute bestehen, wenn sie sich nicht auseinanderdividieren ließen. Die zentrale Aufgabe der Verbände sei das Abschließen von Verträgen. Dazu berichtete Friedrich, dass die schon vor Jahren begonnenen Verhandlungen für einen zukunfts­orientierten Arzneiliefervertrag auf Landesebene nach einer Corona-Pause nun endlich wieder anlaufen würden. |

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