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- AZ 13/2022
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Gesundheitspolitik
Kommentar: Ausweg oder Irrweg?
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha hat in einem Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verlangt, ab Ende April in Sachen Corona einen Strategiewechsel von der pandemischen Phase in die endemische Phase zu vollziehen. Sowohl auf die Isolation Infizierter als auch auf die Quarantäne von Kontaktpersonen solle verzichtet werden, für Erkrankte gelte weiterhin die Aufforderung, zu Hause zu bleiben. Als Begründung führt Lucha an, die Gesundheitsämter hätten wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante sowieso keinen Einfluss mehr auf das Ausbruchsgeschehen.
Auf den ersten Blick möchte man ob dieses bodenlosen Leichtsinns die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Doch auf den zweiten Blick entfaltet dieser Vorschlag durchaus einen gewissen Charme, zumal Lucha bislang in Sachen Corona eher zum grünen „Team Vorsicht“ gehörte.
Denn damit entfiele ein großes Problem der derzeitigen Omikron-Welle: das Ausfallen zahlreicher gesunder Arbeitskräfte infolge von Quarantäne oder Isolation. Zudem wäre gut möglich, dass etliche Ungeimpfte sich dann doch noch impfen ließen. Mehr als bisher wären sie nun selbst für den Schutz ihrer Gesundheit verantwortlich, da potenziell ansteckende Menschen nicht mehr „weggesperrt“ würden.
Allerdings: Wie das Ganze am Ende ausgehen würde, vermag im Vorfeld niemand zu sagen – wird es zum Irrweg mit fatalen Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung oder zum Ausweg aus der Pandemie? Bei einer solchen Entscheidung möchte man lieber nicht in der Haut der verantwortlichen Politiker stecken.
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