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Gesundheitspolitik
Kommentar: Vom E-Rezept zum €-Rezept
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach redet sich das Ergebnis der Gesellschafterversammlung der Gematik von vergangener Woche schön, wenn er von einem „Durchbruch für die Digitalisierung“ spricht. Denn in Wahrheit sind die Ärzte beim E-Rezept gehörig auf die Bremse getreten. Statt einer verpflichtenden Einführung in Bayern und Schleswig-Holstein zum 1. September, wie in einer Anfang Mai bekannt gewordenen Beschlussvorlage des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) vorgesehen, passiert jetzt alles peu à peu und in genau dem Tempo, das die Ärzteschaft vorgibt.
Doch das muss kein Fehler sein. Eine Einführung des E-Rezepts, bei der die Ärzte nicht mitziehen und zum Teil auch nicht mitziehen können, da sie überfordert sind, ist zum Scheitern verurteilt. Hätte die Gematik respektive das Bundesgesundheitsministerium als Mehrheitseigner an dem ursprünglichen Plan festgehalten, wäre in Bayern und Schleswig-Holstein am 1. September das Chaos in Arztpraxen und Apotheken ausgebrochen.
Aber auch die Aussicht auf mehr Geld dürfte die Ärzteschaft dazu bewogen haben, das Heft des Handelns nicht aus der Hand zu geben. Da der direkte Nutzen des E-Rezepts für die Praxisinhaber gering ist, wollen sie für ihren Aufwand zumindest honoriert werden. Im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sprach Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt von „ein paar Cent mehr je E-Rezept“. Daran wird wohl kein Weg vorbeiführen: Auch wenn in der Summe etliche Euros fließen werden – ohne einen solchen Anreiz wird die flächendeckende Einführung des E-Rezepts noch viele Jahre auf sich warten lassen.
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