Arzneimittel und Therapie

Upadacitinib jetzt auch bei Colitis ulcerosa

Januskinase-Inhibitor mit erweiterter Zulassung

Die Zulassung des Januskinase-Inhibitors Upadacitinib, der bereits zur Therapie der rheumatoiden Arthritis und anderer entzündlicher Erkrankungen indiziert ist, ist auf die Behandlung der Colitis ulcerosa erweitert worden. Daten aus den zulassungsrelevanten Phase-III-Studien zeigten einen signifikant höheren Anteil an Patienten in Remission und generierten keine neuen Sicherheitssignale.

Nachdem die FDA bereits im März den Januskinase-Inhibitor Upadacitinib (Rinvoq®) zur Behandlung der Colitis ulcerosa zugelassen hat, gab im Mai auch der Ausschuss für Humanarzneimittel CHMP grünes Licht für die Zulassungserweiterung des Präparats für Colitis-ulcerosa-Patienten, die unzureichend auf konventionelle Therapien oder Biologika ansprechen [1]. Im Juli gab es grünes Licht von der Europäischen Kommission. Zunächst war das Medikament in Europa zur Therapie der rheumatoiden Arthritis, Psoriasis-Arthritis, ankolysierenden Spondylitis und atopischen Dermatitis zugelassen. Upadacitinib hemmt selek­tiv die Januskinase JAK1 bzw. Paare von JAK1 und JAK3, welche im Rahmen des JAK-STAT-Signalweges die Signale von bestimmten Zytokinrezeptoren in den Zellkern weiterleiten. Über die Hemmung dieser Signalkette entfaltet der Wirkstoff seine antientzündliche Wirkung.

Der Hersteller Abbvie hat die Ergebnisse der zulassungsrelevanten Phase-III-Studien nun im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht [2]. Die Publi­kation umfasst Daten aus den beiden Induktionsstudien U-ACHIEVE induction (UC1) und U-ACCOMPLISH (UC2) und der Erhaltungsstudie U-ACHIEVE maintenance (UC3). Patienten mit moderater bis schwerer Colitis ulcerosa wurden im Rahmen der Induktionsstudien randomisiert der Therapie mit täglich 45 mg Upadacitinib oder Placebo für acht Wochen zugeteilt (474 Patienten in UC1: 319 Verum, 155 Placebo; 522 Patienten in UC2: 345 Verum, 177 Placebo). Dabei erreichten 26% in UC1 bzw. 33% der Patienten in UC2 eine klinische Remission der Krankheit, aber nur 5% bzw. 4% der Placebo-Teilnehmer (beide p < 0,0001). Definiert wurde der Endpunkt mittels des Adapted-Mayo-Scores, der Daten zur Stuhlfrequenz, zum rektalen Blutabgang und des endoskopischen Befunds integriert.

Foto: SciePro/AdobeStock

Zu den häufigen Symptomen der Colitis ulcerosagehören abdominelle Schmerzen. Knapp die Hälfte der Patienten in der Erhaltungsstudie berichteten unter Upadacitinib von Schmerzfreiheit.

Die 451 Patienten, die auf Upadacitinib ansprachen, wurden dann im Rahmen der Erhaltungsstudie UC3 randomisiert der Therapie mit täglich 15 mg oder 30 mg Upadacitinib bzw. Placebo zugeteilt. Nach einem Jahr waren 42% der mit 15  g Upadacitinib und 52% der mit 30 mg behandelten Patienten in Remission gegenüber nur 12% der mit Placebo therapierten Patienten (beide p < 0,0001). Die Ergebnisse waren über alle Subgruppen hinweg konstant, auch bei Patienten, bei denen in der Vergangenheit Biologika nicht anschlugen. Upadacitinib erreichte zudem alle sekundären Endpunkte. Darunter zählen z. B. eine Verbesserung des endoskopischen Befunds oder der Anteil der Patienten mit Glucocorticoid-freier Remission, aber auch der Anteil der Patienten ohne gehäuften Stuhldrang oder ohne Schmerzen im Abdomen – zwei Sym­ptome, die der primäre Endpunkt nicht erfasst, die aber für die Lebensqualität der Patienten besonders wichtig sind. Zum Beispiel gaben 46% der Patienten mit 15 mg Upadacitinib und 55% der Patienten mit 30 mg des Wirkstoffes an, keine Schmerzen erlebt zu haben, aber nur 21% der mit Placebo behandelten Patienten (beide p < 0,0001).

Langzeitstudie läuft

Wie bereits schon aus vorherigen Studien an anderen Patientenkollektiven bekannt war, stellen Infektionen die häufigste Nebenwirkung Upadacitinibs dar. Am meisten traten in der vorliegenden Zulassungsstudie Nasopharyngitiden auf. Zu den weiteren häufigen Nebenwirkungen zählten Akne und Anstiege der Kreatinkinase. Schwerwiegende Infektionen sowie Infektionen mit dem Zytomegalievirus und Herpes zoster wurden in Einzelfällen beobachtet. Seltene unerwünschte Wirkungen wie venöse Thromboembolien oder maligne Veränderungen können in Einzelfällen auftreten und sind unter Upadacitinib auch berichtet worden. Eine angeschlossene Langzeitstudie soll 2024 Auskunft über die Inzidenz solcher seltenen Nebenwirkungen liefern. |
 

Literatur

[1] CHMP post-authorisation summary of opinion for Rinvoq. www.ema.europa.eu/en/medicines/human/summaries-opinion/rinvoq-2

[2] Danese S et al. Upadacitinib as induction and maintenance therapy for moderately to severely active ulcerative colitis: results from three phase 3, multicentre, double-blind, randomised trials. Lancet 2022;399:2113-2128

Apotheker Dr. Tony Daubitz

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