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„Wir tun alles, was möglich ist“
Ukraine-Krieg: Pharmaindustrie bangt um Mitarbeiter und sorgt sich um Exporte und klinische Studien
Die Pharmasparte des großen ukrainischen Unternehmens Biopharma mit über 300 Mitarbeitern und einer Produktionsstätte in der ukrainischen 200.000 Einwohner-Stadt Bila Tserkwa im Großraum der Hauptstadt Kiew gehört seit 2019 zu Stada. Der Krieg bereitet den Hessen entsprechend Sorgen. Man habe Angst um seine insgesamt rund 440 Mitarbeiter in der Ukraine, teilte das Unternehmen am vergangenen Freitag mit. Man tue alles, was möglich sei, um seine Teams in der Region zu unterstützen und zu schützen, hieß es aus der Unternehmenszentrale.
Notfallpläne lagen bereit
Neben Stada engagieren sich mehrere weitere große Pharmaunternehmen in der Ukraine. Unter anderem besitzt der US-Konzern AbbVie seit 2013 eine Niederlassung in der Ukraine, ebenso wie Merck, Sharpe & Dohme, das britische Unternehmen GlaxoSmithKline, die Schweizer Pharmafirmen Roche und Novartis sowie der französische Sanofi-Konzern und das japanische Pharmaunternehmen Takeda. Viele dieser Unternehmen hatten bereits seit einiger Zeit Notfallpläne geschmiedet. So erklärte etwa das Unternehmen Novartis gegenüber dem Schweizer Newsportal „nau.ch“, man habe Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter ergriffen und außerdem „Business-Continuity-Pläne“ aufgestellt. „Robuste Pläne“ habe man auch bei Roche, erklärten ein Sprecher des Pharmakonzerns gegenüber „Telebasel“. Von den anderen Unternehmen gab es zum Teil bereits vor der russischen Invasion ähnliche Statements.
Auch kleinere deutsche Pharma-Unternehmen sind in der Ukraine engagiert. So äußerte sich etwa der Geschäftsführer des mittelständischen Pharmaunternehmens Krewel Meuselbach mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Eitorf gegenüber der „Rhein-Sieg Rundschau“. An Arbeiten sei in der Niederlassung in Lwiw aktuell nicht zu denken, sagte Geschäftsführer Thomas Quadt dort, man wisse aber immerhin, dass die Mitarbeiter wohlauf seien.
Sorgen um Export und Energiekosten
Neben der Angst um die Mitarbeiter, die in der Ukrains sind, treibt viele der mittelständischen deutschen Pharmaunternehmen auch die Sorge um den Export in die Ukraine – und nach Russland um, auch wenn Arzneimittel in der Regel nach dem internationalen Handelsrecht von Sanktionen ausgeschlossen sind. Entsprechend äußerte sich etwa Wörwag Pharma mit Sitz im baden-württembergischen Böblingen gegenüber der „Welt“. Stada etwa beziffert sein Russlandgeschäft mit 15 Prozent des Gesamtumsatzes, das Ukraine-Geschäft mit zwei Prozent.
Deutschland ist für die Ukraine vor Indien das Land, aus dem die meisten Arzneimittel importiert werden. Im Jahr 2019 belief sich der Wert der aus Deutschland in die Ukraine importierten Arzneimittel laut Germany Trade & Invest (die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing) auf rund 389,8 Millionen US-Dollar. Vor der Invasion lag der ukrainische Apothekenmarkt laut dem Portal auf einem deutlichen Wachstumskurs.
Im Export spielten die ukrainischen Pharmaunternehmen dagegen bislang für Deutschland oder die EU noch keine große Rolle. Man wartet noch auf die Anerkennung von GMP-Zertifikaten durch die EU.
Indirekte Folgen der Invasion und der Sanktionen gegen Russland allerdings befürchten Vertreter der deutschen Unternehmens-Verbände besonders durch die steigenden Kosten für Energie und Rohstoffe.
Klinische Studien in Gefahr
Eine ganz andere Folge fasste jetzt das Branchenportal Fierce Biotech zusammen. Denn viele der großen Pharmaunternehmen betreiben Standorte in der Ukraine, an denen klinische Studien durchgeführt werden. So seien durch den russischen Überfall auf die Ukraine über 200 klinische Studien, darunter viele Phase-3-Studien, betroffen, schreibt das Portal. In der Ukraine beteiligten sich rund 2500 medizinische Einrichtungen jährlich an rund 500 Studien. Aktuell würden laut der Datenbank der FDA rund 251 Wirkstoffe und medizinische Geräte in Studien erprobt. Darunter sind etwa Wirkstoffe gegen Schizophrenie oder Endometriumkarzinom. |
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