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Neuroprotektive Wirkung
Statine gegen Demenz?
Etwa 220 Millionen Menschen weltweit nehmen Statine ein, um das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen zu minimieren. Studien zeigen, dass Statine außerdem eine neuroprotektive Wirksamkeit aufweisen. Andererseits wird in den aktuellen Fachinformationen vor seltenen Nebenwirkungen wie Gedächtnisverlust, Amnesie, und Verwirrung nach Einnahme von Simvastatin gewarnt. Um Klarheit über die gegenteiligen Aussagen zu schaffen, wurde nun erstmals eine groß angelegte Beobachtungsstudie initiiert.
Dazu werteten Forscher der Nationalen Universitätsklinik in Taipeh (Taiwan) die Daten von einer Million älterer Patienten (mind. 65 Jahre) aus. Dabei bestätigte sich eine protektive Wirkung der Statine auf die Entwicklung einer degenerativen Demenz. Unabhängig von anderen Risikofaktoren wie Herzerkrankungen, Bluthochdruck oder Diabetes zeigte sich eine dosisabhängige Verringerung des Demenz-Risikos durch Statine. Bei Patienten, die eine Statin-Therapie in hoher Dosis erhielten, lag die Wahrscheinlichkeit einer Demenz-Erkrankung um 22 Prozent niedriger, verglichen mit unbehandelten Patienten. Eine Subanalyse bestätigte zudem, dass potentere Statine wie Atorvastatin und Rosuvastatin auch einen höheren neuroprotektiven Effekt aufwiesen, als schwächer wirksame Substanzen.
Die positiven Effekte hinsichtlich des Auftretens vaskulärer Demenzen, die hauptsächlich durch Zerebralsklerose verursacht werden, kann durch die antiatherogene Wirkung der Statine plausibel erklärt werden. Inwiefern nun die Statine vor der bei älteren Patienten weit häufiger auftretenden Alzheimer-Demenz schützen, konnten die Autoren nicht eindeutig klären. Sie zeigen jedoch, dass der protektive Effekt mit der Potenz der Cholesterin-Spiegel-Senkung einhergeht. Damit wird ein Zusammenhang von neuronalen Cholesterinspiegeln mit der Synthese toxischen Beta-Amyloids im ZNS, der in Studien an Zellkulturen sowie am Tier bereits gezeigt werden konnte, bestätigt.
Diese Erkenntnisse reichen allerdings noch nicht aus, Statine als Anti-Demenz-Mittel einzusetzen. Dazu muss erst nachgewiesen werden, inwiefern sie einer Degeneration der Neurone entgegenwirken. Im Idealfall lassen sich dann neue kausale Therapiestrategien entwickeln, die auf die spezifische Beeinflussung der Cholesterin-Verteilung im Gehirn zielen.
Quelle: Said A. Statine verringern Demenz-Risiko: Cholesterin-Biosynthese-Hemmer zukünftig auch gegen Demenz einsetzbar? DAZ 2014, Nr. 22, S. 32
30.05.2014, 15:30 Uhr