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Geplante Schließungen
Pharmafirmen sorgen sich um Literaturversorgung
Auch für Arzneimittelhersteller sind die Literaturangebote der Zentralbibliothek Medizin und des DIMDI von zentraler Bedeutung: Der Bundesverband BAH wendet sich derzeit an Politiker und fordert den Erhalt der zentralen medizinischen Literaturversorgung. Er sieht auch Auswirkungen bei Fragen der Arzneimittelsicherheit.
Wie in den letzten Monaten bekannt wurde, will das DIMDI seine
Angebote an medizinischen Literaturdatenbanken praktisch vollkommen einstellen –
und die Zentralbibliothek Medizin (ZB MED) steht nach einer Empfehlung eines
Aufsichtsgremiums sogar ganz vor dem Aus. Dies wurde von Seiten der ABDA, des
IQWiG und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften scharf kritisiert. Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker, Martin Schulz, sprach
gegenüber DAZ.online von einer Katastrophe für Forschung und
Patientenversorgung.
Aktuell macht sich auch der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) gegenüber Politikern für einen Erhalt der Literaturversorgung stark – zahlreiche Mitgliedsfirmen würden die Angebote regelmäßig nutzen. Arzneimittelhersteller seien gesetzlich verpflichtet, wöchentlich in wissenschaftlichen Datenbanken nach Verdachtsfällen unerwünschter Arzneimittelwirkungen sowie Veränderungen des Nutzen-Risiko-Profils zu suchen, sagt der Geschäftsführer Wissenschaft des BAH, Elmar Kroth, gegenüber DAZ.online. „Mit dem Aus der Literaturdatenbanken bricht auch für Arzneimittel-Hersteller die zentrale Infrastruktur für wissenschaftliche Recherchen weg“, erklärt Kroth.
Folgen für die Forschung
Bisher könnten die Unternehmen mit einem zentralen Zugang in verschiedenen Suchportalen parallel recherchieren und damit fundiert Informationen auswerten und Entscheidungen treffen – so im Bereich Arzneimittelsicherheit. „Der Wegfall hat Folgen für Forschung und Wissenschaft“, sagt Kroth. „Der BAH setzt sich daher ausdrücklich für den Erhalt einer zentralen Datenbank ein.“
Gerade für kleine und mittlere Unternehmen stellen die zentralen Zugänge auf die Datenbanken, die bisher vom DIMDI und der ZB MED angeboten werden, eine kostengünstige oder teils sogar kostenfreie Lösung dar. Kommerzielle Datenbanken sind aufgrund der sehr hohen Kosten nach Ansicht des BAH „keine Alternative“. Auch für Medizinprodukte sei dies wichtig, da für deren klinische Bewertung zukünftig nicht mehr im kostenfreien PubMed sondern beispielsweise im deutlich umfassenderen Embase recherchiert werden soll, für das ohne die bisherigen Zugänge sehr hohe Kosten anfielen. Ein breites Angebot von Literaturquellen mit der Möglichkeit der parallelen Recherche in unterschiedlichen Datenbanken ist nach Ansicht des BAH essentiell für wissenschaftliche Auswertungen – und um „fundierte Aussagen und Entscheidungen treffen zu können“.
Hiobsbotschaften für die Literaturversorgung
Im Februar hatte das DIMDI erklärt, zukünftig seine Literatur-Zugänge praktisch vollständig abzuschaffen – um sich auf die „gesetzlichen Aufgaben“ zu konzentrieren. Dabei nennt der Gründungsauftrag des DIMDI die Versorgung der fachlich interessierten Öffentlichkeit mit medizinischer Literatur sogar an erster Stelle.
Das DIMDI erklärte, einen Teil der Datenbanken an die ZB MED abgeben zu wollen. Für diese kam jedoch einige Wochen später eine Hiobsbotschaft: Nach einer Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft, zu der die ZB MED gehört, soll sie geschlossen werden. Eine Petition mit knapp 10.000 Stimmen zum Erhalt der Einrichtung wird derzeit der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz übergeben, welche voraussichtlich am 24. Mai einen Beschluss zur Zukunft der ZB MED trifft.
DIMDI ist in Warteposition
Ein Sprecher des DIMDI sagte auf Nachfrage, dass die Kritik zur Kenntnis genommen wurde. Sie würde aber „nicht grundsätzlich dazu führen, dass wir unsere Entscheidung überdenken“, erklärt der Sprecher. Die Empfehlung, die ZB MED abzuschaffen, hätte sie überrascht. „Wir sind in Warteposition und warten, wie es mit Aufgabe der ZB MED weitergeht“, sagt der Sprecher.
Aus Sicht des BAH widerspricht die Beschneidung eines praktikablen Zugangs zu wissenschaftlichen Literaturdaten auch den Forderungen nach erhöhter Transparenz im Rahmen der Pharmakovigilanz-Neuregelungen auf europäischer Ebene, erklärt der Verband. Insgesamt plädiere der BAH ausdrücklich für den Erhalt einer zentralen medizinischen Literaturversorgung.
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