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Großhändler
Sanacorp-Chef kritisiert Direktverkauf-Methoden
Herbert Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Sanacorp, hat deutliche Kritik an den Vermarktungsmethoden einiger Arzneimittelhersteller geübt. Diese versuchten wieder vermehrt, das Direktgeschäft zu forcieren - was letztlich zu Problemen bei der Versorgung der Apotheken führt.
Sofortiger Leerverkauf droht
Bei der Planegger Apothekergenossenschaft Sanacorp herrscht Unmut über die Geschäftspraktiken mancher Pharmaproduzenten. Einige Hersteller würden vor allem bei teuren Arzneimitteln wieder verstärkt auf das Direktgeschäft setzen, klagte Sanacorp-Chef Herbert Lang auf der Hauptversammlung des Unternehmens. Dies führe dazu, dass Sanacorp von einigen Herstellern bei bestimmten Arzneimitteln nur noch Kontingente zugeteilt bekomme, die für die Belieferung der Apotheken nicht immer ausreichten.
Lang forderte diese Hersteller „ganz eindeutig und unmissverständlich“ auf, ihrer gesetzlichen Verpflichtung einer kontinuierlichen Bereitstellung von Arzneimitteln „ohne Wenn und Aber“ nachzukommen. Es könne und dürfe nicht sein, dass Sanacorp interne Mechanismen etablieren müsse, „die sicherstellen, dass wir nicht sofort leergekauft werden können“. Schließlich sei es die Kernaufgabe der Genossenschaft, die Mitglieder und Kunden nach deren Bedarf zu versorgen. Lang: „Alles andere sind planwirtschaftliche Ansätze einer Mangelverwaltung, die in einer freien Marktwirtschaft wirklich nichts zu suchen haben.“
Wettbewerber verfallen in irrationales Verhalten
Besorgt zeigte sich der Sanacorp-Chef auch über das anhaltend starke Wachstum hochpreisiger Arzneimittel insbesondere im vergangenen Jahr. So habe der Umsatz mit Arzneimitteln mit einem Großhandelseinkaufspreis von über 1200 Euro weiter zugenommen, und zwar um mehr als 18 Prozent. Wenngleich sich die Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr etwas entspannt habe, bestehe hier weiterhin politischer Handlungsbedarf „im Sinne einer Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung“. Auf diese Weise könnte die seit Jahrzehnten bewährte Mischkalkulation im Großhandel abgesichert und die Versorgungssicherheit der Apotheken erhalten werden.
Auf der Vertreterversammlung des Unternehmens in Hamburg hatte Lang wenige Tage zuvor aber auch deutliche Kritik an Wettbewerbern aus dem eigenen Lager geübt. Ähnlich wie in der Zeit von Ende 2012 bis 2014 gebe es mittlerweile wieder Tendenzen für einen Rabattwettbewerb einiger Pharmahändler. Lang bezeichnete dies als „irrationales Verhalten“. Es sei ein sehr kurzfristiges Denken des Großhandels, Kunden mit vermeintlich sehr guten Konditionen zu ködern.
Gerade im Großhandel gelte die alte Vertriebsweisheit: „Kunden, die nur wegen der Vergütung zu einem kommen, gehen auch gleich wieder, nur wegen der Vergütung.“ Hohe Rabatte würden dem Großhandel somit langfristig nichts bringen. Auch bei den Kunden setze sich zudem allmählich die Erkenntnis durch, dass ein hoher nomineller Rabatt zwar schön aussehe, aber nichts bringe, wenn die Ware nicht geliefert werden könne oder von der Vergütung ausgeschlossen sei.
Umstellung auf Namensaktien
Nachdem Sanacorp kürzlich die Notierung seiner Vorzugsaktienaktien im Entry Standard des Freiverkehrs der Frankfurter Wertpapierbörse eingestellt hat und ein freiwilliges Erwerbsangebot der Sanacorp eG ausgelaufen ist, sind derzeit noch rund ein Viertel der Vorzugsaktien der Sanacorp AG im Besitz freier Aktionäre. Nach einem Beschluss der Hauptversammlung sollen nun die bisher als Inhaberaktien geführten Anteilsscheine auf Namensaktien umgestellt werden. Als Grund gibt das Unternehmen an, dass die Sanacorp AG dadurch künftig einfacher die Identität der Aktionäre feststellen könne. Zudem sei eine leichtere Kontaktaufnahme mit den Vorzugsaktionären möglich.
Darüber hinaus hat sich das Unternehmen den Erwerb eigener Aktien genehmigen lassen. Dabei gehe es um die Möglichkeit, die Handelbarkeit der Vorzugsaktien auch nach Einstellung der Notierung im Freiverkehr zu gewährleisten. Vorzugsaktionäre hätten damit eine Möglichkeit, ihre Papiere auch künftig verkaufen zu können.
Dividende von 99 Cent
Für das vergangene Geschäftsjahr zahlt Sanacorp erneut eine Dividende in Höhe von 99 Cent je Vorzugsaktie. Ausgehend vom Jahresschlusskurs in Höhe von 20,76 Euro entspricht dies einer Dividendenrendite von 4,77 Prozent.
Für die kommenden Jahre schätzt der Vorstand die Aussichten der Sanacorp Pharmaholding AG verhalten positiv ein. Auch weiterhin werde die Geschäftsentwicklung wesentlich von der Ausschüttung der italienischen Gemeinschaftsholding Sanastera S.p.A. geprägt sein. Sanastera vereint apothekenbestimmte, in Belgien, Deutschland und Frankreich tätige Pharmagroßhandelsunternehmen, unter einem Dach.
2 Kommentare
Lücken in der Arzneiversorgung
von Heiko Barz am 22.06.2016 um 11:50 Uhr
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Liefermisere
von Dr.Diefenbach am 22.06.2016 um 10:26 Uhr
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