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In weniger als zwei Monaten wird in Mecklenburg-Vorpommern ein neuer Landtag gewählt. Die Apothekerkammer des Landes hat sich große Mühe gegeben und alle Parteien nach ihren gesundheitspolitischen Standpunkten gefragt. Doch die Politik glänzte durch Abwesenheit oder Unwissen.
Schon vor Wochen hatte die Kammer mehreren Parteien Wahlprüfsteine zugeschickt und die Spitzenkandidaten eingeladen, die Antworten auf der Kammerversammlung in Rostock am heutigen Mittwoch vorzutragen. Die Wahlprüfsteine enthielten mehrere Fragenblöcke zu fünf apothekenrelevanten Themen:
- die Rolle der Apotheker im E-Health-Gesetz
- das Apothekenhonorar
- Ideen und Meinungen zur Arzneimittelversorgung im ländlichen Raum,
- die PTA-Ausbildung sowie dem Pharmazie-Studium
Im Schweriner Landtag vertreten sind derzeit die SPD, die CDU, die Linke, die Grünen sowie die NPD. Bis auf die NPD haben die Apotheker alle im Landtag vertretenen Parteien angeschrieben. Auch die FDP und die AfD erhielten einen Brief der Kammer. Die Grünen haben auf die Einladung zur Kammerversammlung und auf die Wahlprüfsteine überhaupt nicht geantwortet. Die FDP schickte ihre Spitzenkandidatin Cécile Bonnet-Weidhofer nach Rostock, eine 33-jährige gebürtige Französin, die seit sechs Jahren in Schwerin lebt. Als einziger weiterer Politiker erschien der ehemalige Arbeits- und Bauminister des Landes, Helmut Holter, von den Linken.
Viele Themen, wenig Antworten
Die FDP-Kandidatin eröffnete den Tag. Sie sehe die Herausforderungen der Apotheker nicht nur in der Gesundheitspolitik, vielmehr seien sie „vielseitig“, sagte Bonnet-Weidhofer. Die FDP setze sich dafür ein, die Bürokratie im Gesundheitswesen zu reduzieren. „Das würde sicherlich auch Ihnen helfen“, erklärte die Liberale. Welche Abläufe im Apothekenalltag vereinfacht werden müssten, ließ die Politikerin allerdings offen.
Gleiches gilt für die Themen „Frauen im Beruf“ und „ländliche Arzneimittelversorgung“. In den Apotheken arbeiteten viele Frauen, stellte Bonnet-Weidhofer richtig fest. „Sie müssen es leichter haben, nach der Schwangerschaft wieder in den Beruf zurückzukehren.“ Wie sich das verbessern soll? Dazu sagte die FDP-Politikerin erneut - nichts. Zur Landversorgung erklärte die Liberale: „Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ja wichtig, aber keinem ist geholfen, wenn die Versorgung auf dem Land versagt.“ Deswegen wolle sich die FDP dafür einsetzen, Standorte zu stärken und Bürokratie abzubauen.
Medikamente aus Frankreich und multiplen Häusern
Zum Abschluss fragte eine Apothekerin nach der Meinung der FDP zum laufenden EuGH-Verfahren über das Rx-Boni-Verbot. Bonnet-Weidhofer antwortete mit einem Vortrag darüber, wie viel Europa für Deutschland sinnvoll sei und warum die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel hierzulande noch bei 19 Prozent liege. „Ich muss meine Mutter immer bitten, uns Medikamente aus Frankreich mitzubringen, weil die da günstiger sind.“
Alle Hoffnungen auf eine inhaltliche, politische Debatte ruhten nun also auf dem Vortrag von Helmut Holter (Die Linke).
Der Politiker referierte mehrere Minuten lang über den Wahlkampf-Slogan der Linken im Nordosten. „Aus Liebe zu M-V“ habe etwas mit Chancengleichheit, Solidarität aber auch mit einem positiven Lebensgefühl und Lebensqualität zu tun. Überraschenderweise sprach sich Holter dann für einen raschen Ausbau der Telemedizin im Land aus, dafür brauche man aber endlich überall in Mecklenburg-Vorpommern Breitbandleitungen. „Davon werden auch die Apotheken profitieren“, sagte Holter. Warum genau? Tja.
Die Forderung nach mehr Telemedizin überraschte auch, weil es in den vergangenen Jahren immer wieder die Linken waren, die ein striktes Verbot des Versandhandels forderten.
Dispensierende Ärzte statt Rezeptsammelstellen?
Eines der Kernanliegen des Linken-Politikers Holter sind aber die sogenannten „Multiplen Häuser“. Zur Erklärung: Multiple Häuser sind gewissermaßen Multi-Funktionshäuser in zentraler Lage von kleinen Ortschaften, in denen Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen, Bürgertreffs und andere Einrichtungen denkbar sind. Auf der Internetseite www.mobiles-haus.de ist auch davon die Rede, dass die Dienstleistungen „im Tageswechsel“ wechseln könnten. Am Montag wäre dann beispielsweise der Arzt da, am Dienstag der Apotheker, usw. Und Holter hatte einen entsprechenden Vorschlag: Apotheken und Ärzte könnten ja einen gewissen „Arzneimittel-Vorrat“ im multiplen Haus vorhalten.
Ein anwesender Apotheker wies ihn darauf hin, dass das Prinzip „Rezeptsammelstelle“ auf dem Land ganz gut funktioniere und ob er denn etwa vorschlagen wolle, dass Ärzte dispensieren sollten. Holters Antwort: „Das mit dem Vorrat war auch eher eine laute Frage an mich selbst. Sie sind die Experten, ich kann das gar nicht beantworten.“
Immerhin: SPD, CDU und AfD haben eine schriftliche Antwort abgegeben. Die Kammer will alle eingereichten Stellungnahmen im Kammerblatt veröffentlichen.
1 Kommentar
Multiple Häuser
von Thorsten Dunckel am 07.07.2016 um 9:08 Uhr
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