Verbraucherzentrale

Apotheken sollen Lieferengpässe erfassen

Berlin - 25.08.2016, 08:30 Uhr

Wenn Arzneimittel mal nicht lieferbar sind, sollen Apotheker dies laut Verbraucherzentrale zukünftig protokollieren. (Foto: KKH)

Wenn Arzneimittel mal nicht lieferbar sind, sollen Apotheker dies laut Verbraucherzentrale zukünftig protokollieren. (Foto: KKH)


Wenn es nach dem Willen des Verbraucherzentrale Bundesverbands geht, erfassen zukünftig alle Apotheken Defekte und alternative Abgaben. Erfahrungen aus der Offizin sollen im Sinne des Patienten zu mehr Transparenz führen, erklären die Verbraucherschützer – ohne zusätzliche Bürokratie.

Ein wichtiges Thema des Referentenentwurfs des Gesetzes zur Stärkung der Arzneimittelversorgung ist neben Anreizen und Preisen für Arzneimittel und dem Apotheker-Honorar auch das Problem der Lieferengpässe. „Es ist sinnvoll, dass die Behörden Kenntnis darüber haben, welche Medikamente die Hersteller tatsächlich in Verkehr bringen beziehungsweise wieder einstellen“, erklärt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in seiner Stellungnahme zu den Plänen. Auch die begrenzte Vorratsbestellung von Importarzneimitteln durch Krankenhaus- und krankenhausversorgende Apotheken sei eine wichtige Weichenstellung, um Versorgungsengpässen mit Arzneimitteln vorzubeugen.

Die  Pläne des Bundesgesundheitsministeriums gehen dem Verband nicht weit genug. Die Maßnahmen seien „aus Sicht des vzbv noch nicht ausreichend, um Lieferengpässe umfassend vorzubeugen“, schreiben die Verbraucherschützer. Sie verlangen, dass Pharmahersteller Lieferengpässe zukünftig verpflichtend gegenüber dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) melden müssen. „Dies schafft Transparenz, angesichts derer mögliche Konsequenzen diskutiert werden können und müssen“, erklärt Kai Vogel, Teamleiter Gesundheit und Pflege bei der vzbv, gegenüber DAZ.online.

Apotheker als erste Ansprechpartner

Doch auch Pharmazeuten wollen die Verbraucherschützer direkt einbinden. „Gleichermaßen sollten Apotheken entsprechend nicht verfügbare Medikamente protokollieren sowie entsprechende alternative Abgaben erfassen, damit die Versorgungsrelevanz von Lieferengpässen eingeschätzt werden kann“, schreibt der Verband in seiner Stellungnahme. Das BfArM sollte dann in regelmäßigen Abständen darüber berichten.

Für Patienten können Lieferengpässe nur ärgerlich sein, aber auch ein ernsthaftes gesundheitliches Problem darstellen, betont Vogel. „Aus unserer Sicht sind Apotheker und Apothekerinnen hier die ersten Ansprechpartner, um Probleme in der Versorgung zu verhindern.“ Wie genau die deutschlandweite Erfassung aller Defekte laufen soll, sei noch unklar – aber Vogel ist auch darauf bedacht, Apotheken nicht zu belasten. „Keinesfalls ist es unser Anliegen, mehr Bürokratie für Apothekerinnen und Apotheker zu schaffen“, erklärt er.

Der Ansatz der Verbraucherzentrale, der die Aktionen des Offenbacher Apothekers Hans Rudolf Diefenbachs zu Defektlisten in die Fläche bringen würde, könnte sicherlich interessante Daten zu Lieferengpässen ergeben. Mit einem gewissen Aufwand wird er verbunden sein – für Apotheker wie Behörden. Abzuwarten bleibt, was ABDA, das Bundesministerium für Gesundheit und die Arzneimittelhersteller zu den Vorschlägen sagen. Aber er könnte durchaus dazu beitragen, die Lage besser zu erfassen und nötige Argumente liefern, um den zugrundeliegenden Problemen von Lieferengpässen zu begegnen.


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Lieferengpässe

von Alexander Zeitler am 28.08.2016 um 23:53 Uhr

Das tun wir doch schon lange. Hat nur niemanden interessiert.
Und jetzt plötzlich?

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