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Boehringer Ingelheim - Sanofi
Der Milliardentausch ist perfekt
Gut ein Jahr nach dem Beginn der Verhandlungen ist der milliardenschwere Spartentausch der beiden Pharmakonzerne Boehringer Ingelheim und Sanofi perfekt. Das Tiermedizingeschäft Merial der Franzosen geht an Boehringer; im Gegenzug übernimmt Sanofi von den Deutschen das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln.
Der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim und die französische Sanofi haben zum Jahresanfang 2017 einen seit Langem geplanten umfangreichen Spartentausch abgeschlossen. Wie die Unternehmen gemeinsam mitteilten, haben sie jetzt das sogenannte „Closing“ vollzogen. Dieser Schritt stelle den Abschluss des Geschäftstausches dar, der im Dezember 2015 mit exklusiven Verhandlungen begonnen hatte.
Demnach gehört Sanofis Tiergesundheitsgeschäft (Merial) nun zu Boehringer Ingelheim. Im Gegenzug ist das Selbstmedikationsgeschäft der Deutschen in den meisten Märkten an die Franzosen übergangen. Beide Unternehmen wollen damit nach eigenen Angaben in unterschiedlichen Bereichen des Pharmamarktes zu weltweit führenden Akteuren werden. Der Tausch gilt zudem als Schritt zu einer stärkeren Spezialisierung von Boehringer und Sanofi.
Deutschlandvertrieb aktuell noch bei Boehringer
Zur Boehringer-Sparte Consumer Healthcare gehören Mittel wie Thomapyrin®, das Abführmittel Dulcolax®, die Hustenmittel Mucosolvan® und Bisolvon® sowie der Krampflöser Buscopan®. Das China-Geschäft mit OTC wird Boehringer nach früheren Angaben allerdings behalten, weil die Geschäfte mit rezeptfreien und rezeptpflichtigen Mitteln in dem Land eng miteinander verwoben seien. Auf seiner Website teilt das Unternehmen aktuell zudem mit, in Deutschland noch für eine begrenzte Zeit weiter den Vertrieb der OTC-Produkte zu übernehmen.
Die Boehringer-Sparte mit rezeptfreien Mitteln bewerteten beide Unternehmen mit 6,7 Milliarden Euro. 4,7 Milliarden Euro musste Boehringer noch draufpacken. Sanofis Tiermedizinsparte wurde in dem Geschäft mit 11,4 Milliarden Euro taxiert.
Boehringer wird früheren Informationen zufolge durch die Übernahme zur Nummer zwei im weltweiten Geschäft mit Tiermedizinprodukten aufsteigen und könnte die Weltspitze angreifen. Der Ingelheimer Konzern gehört zu den größten Pharmaunternehmen Deutschlands und beschäftigt weltweit mehr als 47.000 Mitarbeiter. 2015 erzielte das Selbstmedikationsgeschäft einen Umsatz von 1,51 Milliarden Euro.
Sanofi beschäftigt in rund 100 Ländern mehr als 110.000 Mitarbeiter und machte 2015 einen Umsatz von 37 Milliarden Euro. Der Bereich Tiergesundheit stand für 6,8 Prozent des Konzernerlöses. Die Hauptmarken von Merial sind Produkte wie Frontline®, Heartgard® oder NexGard®. Bei Nutztieren sind es unter anderem die Präparate Vaxxitek®, Eprinex® und Ivomec®.
Auflagen der Kartellbehörden
Der Spartentausch ist allerdings mit einigen Auflagen versehen. Wie Ende Dezember 2016 berichtet, haben die US-Wettbewerbshüter der Federal Trade Commission verlangt, dass sich die Deutschen in den USA von fünf Produkttypen im Bereich Tierarznei trennen, um durch die Übernahme des entsprechenden Geschäftsbereichs Merial von Sanofi nicht zu viel Marktmacht zu erlangen.
Bereits im August vergangenen Jahres hatte die Europäische Kommission den Deal freigegeben, aber ebenfalls an Bedingungen geknüpft. So hatte die Kommission Bedenken, dass der Zusammenschluss in seiner ursprünglich geplanten Form den Wettbewerb in einigen Märkten verringern könnte. Daher sollten beide Unternehmen in bestimmten Märkten Geschäftsbereiche veräußern.
Integration hat Priorität
Aktuell verzögert sich nach Unternehmensangaben zudem noch der Abschluss des Erwerbs von Merial in Mexiko sowie des Geschäftstausches in Indien, da dort behördliche Zustimmungen fehlten. Diese würden aber demnächst erwartet.
Beide Unternehmen betonten, dass nun die jeweilige Integration der jeweiligen Organisationen oberste Priorität habe. Alan Main, Executive Vice President Consumer Healthcare und Vorstandsmitglied bei Sanofi, erklärte, dass er sicherstellen wolle, dass Sanofis Selbstmedikationsgeschäft einschließlich der bisherigen Boehringer Ingelheim Selbstmedikationsmarken weiter auf Wachstumskurs bleibe. Der Boehringer Ingelheim Geschäftsbereich Tiergesundheit wird von Joachim Hasenmaier geleitet, der weiter Mitglied der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim bleibt.
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