- DAZ.online
- News
- Politik
- „Unser Regelungssystem ...
Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern
„Unser Regelungssystem steht auf der Kippe“
Cannabis als Wundermittel?
Eine Besonderheit bei der Mitgliederversammlung war der Vortrag von Dr. Franjo Grotenhermen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin, der per Skype aus seiner Praxis in Rüthen zugeschaltet war. Grotenhermen beschrieb das Endocannabinoid-System als ein wichtiges Signalsystem, das die Überaktivität aller anderen Neurotransmitter im Nervensystem und allen Organen hemme. Allerdings müssten die Unterschiede zwischen den über 120 Cannabinoiden betrachtet werden, von denen in jeder Varietät der Pflanze meist höchstens sechs in nennenswerter Konzentration vorkämen. Zur Spastik bei Multipler Sklerose, zu chronischen Schmerzen sowie zu Übelkeit und Erbrechen bestünden zahlreiche Studien.
Doch zu den enorm vielfältigen anderen Anwendungsmöglichkeiten gebe es oft nur Fallberichte. Insgesamt sieht Grotenhermen das Potenzial, dass bis zu 1,4 Prozent der Bevölkerung mittelfristig von Cannabis profitieren könnten. Wenn Cannabis initial gut vertragen werde, sei dies meist auch langfristig sicher, erklärte Grotenhermen. Allerdings müssten die Einstiegsdosen niedrig sein. Dagegen verweis Dr. Marko Walkowiak, Beratungsapotheker bei der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern, auf die Gefahr von Angststörungen und Abhängigkeit. Walkowiak beschrieb die neuen Regularien zur Cannabis-Verordnung und erklärte, dass die Ärzte großen Aufwand mit der Indikationsstellung und der vorgeschriebenen Begleiterhebung hätten.
Medikationskonsil Greifswald
Doch es ging bei der Mitgliederversammlung auch um ein spezielles Thema des Landes. Pudimat berichtete, dass das Medikationskonsil in Greifswald jetzt evaluiert werde. Dabei geht es um ärztlich verordnete Medikationsanalysen in Apotheken. Das Projekt sei von den beteiligten Ärzten und Apothekern praktisch durchgängig positiv aufgenommen worden. Es seien etwa 200 Verordnungen ausgestellt worden, erklärte Pudimat. Die Apotheker hätten die Ärzte über Anwendungsprobleme und ungeeignete Selbstmedikation informiert und den Patienten Sicherheitshinweise gegeben. Den größten Nutzen habe der Patient. Über die Medikation reden zu können und mehr Vertrauen dazu zu bekommen, werde sehr positiv wahrgenommen. Die größten Herausforderungen dagegen seien die praxisgerechte Organisation und der Umgang mit Skepsis und Vorurteilen bei allen Beteiligten, erklärte Pudimat.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.