Preisbindung und Versandhandel im Bundestag

EU-Versandapotheken wollen sich in die Bücher schauen lassen

Berlin - 17.05.2017, 16:55 Uhr

Diskussion über Honorar, Versandhandel und Preisbindung: Im Gesundheitsausschuss des Bundestages wurden unter anderem Apotheker und Versandapotheker zum Apothekenmarkt befragt. (Foto: DAZ.online)

Diskussion über Honorar, Versandhandel und Preisbindung: Im Gesundheitsausschuss des Bundestages wurden unter anderem Apotheker und Versandapotheker zum Apothekenmarkt befragt. (Foto: DAZ.online)


Wie hoch ist der Marktanteil der Versandapotheken?

Eine sehr interessante Diskussion entwickelte sich zum Marktanteil der Versandapotheken. ABDA-Präsident Schmidt wurde danach gefragt, wie die ABDA denn darauf komme, dass der Versandhandel bei einer Aufhebung der Preisbindung um mehr als 20 Prozent an Marktanteilen gewinnen würde. Es folgte der schwächste Moment des ABDA-Präsidenten, der keine konkreten Belege vorwies, sondern auf „Einzelhandelsstudien“ und Kundenbefragungen der Versandhändler selbst verwies. Außerdem sagte Schmidt, dass Walter Oberhänsli, Chef von der DocMorris-Mutter ZurRose, selbst gesagt habe, dass er nur mit DocMorris einen Marktanteil von 9 Prozent anpeile.

Max Müller, als Vertreter der EU-Versandapotheken geladen, nutzte diese Schwäche sofort aus. „Wir haben jetzt viele Vermutungen gehört, aber keine Empirie und Fakten. Fakt ist, dass die Versandapotheken nach 14 Jahren im OTC-Markt einen Marktanteil von etwa 12 Prozent haben, im Rx-Bereich liegt das zwischen 1 und 2 Prozent.“ Was das Wachstum betrifft, so hätten die EU-Versender seit dem EuGH-Urteil im Oktober einen eigenen Anstieg von 6 bis 7 Prozent verzeichnen können. Mit Blick auf den gesamten Markt entspreche das einem Anstieg von 0,1 bis 0,2 Prozent, erklärte das DocMorris-Vorstandsmitglied. „Damit das aber für alle nachprüfbar ist, möchte ich folgenden Vorschlag machen: Wir würden über einen Zeitraum von einem Jahr alle unsere Bücher von unabhängiger Stelle überprüfen lassen. Dann würde sich zeigen: Ein Marktanteil von 25 Prozent ist Utopie und Wunschkonzert.“

Aber auch die Versandapotheken kamen nicht ganz ohne Schwächen durch die Befragung. Christian Buse, Chef des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA), wurde nach dem Marktanteil der Spezialversender gefragt und ob deren Wegfall ein echtes versorgungstechnisches Problem sein könne. Buse wich dieser Frage allerdings aus und erklärte, dass der Markt „intransparent“ sei. Er führte die Krankengeschichten von Kindern an, die an Spina Bifida leiden und von Spezialversendern versorgt werden. Auch DAZ.online hatte den BVDVA schon mehrfach gefragt, wie viele solcher Versender es gibt und wie viele Patienten von ihnen versorgt werden. Eine Antwort steht bis heute aus.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Zahlen aus erster Hand ... für "Sonderschüler" ...

von Christian Timme am 17.05.2017 um 23:56 Uhr

Nicht nur vor dem Hintergrund des noch ausstehenden Gutachtens von 2hm sind die "eigenen Zahlen" von Herrn Friedemann Schmidt ein genialer Schachzug. Hochachtung ... bitte weiter so ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

RX-Versandverbot

von Dr. Radman am 17.05.2017 um 17:45 Uhr

Danke Herr Schmidt....
Wer macht schon die eigenen Daten public, um die Sache zu dienen?.
Nochmals : Hochachtung...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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