Studie aus Italien

Asthmatherapie besser und kosteneffektiver dank Apotheker 

Remagen - 19.05.2017, 07:00 Uhr

Durch eine eingehende Beratung durch Apotheker können Probleme vermieden werden. (Quelle: ABDA)

Durch eine eingehende Beratung durch Apotheker können Probleme vermieden werden. (Quelle: ABDA)


Eine neue Studie aus Italien hat festgestellt, dass ein von Apothekern durchgeführter Medicines Use Review (MUR), das heißt eine Medikationsanalyse, bei Asthma-Patienten eine klinisch relevante Wirkung auf die Kontrolle der Erkrankung hatte. Außerdem verbesserte die Intervention der Apotheker die Kosteneffektivität der Behandlung.

Apotheker können bei der Betreuung von Asthma-Patienten einiges tun, denn hier geht es im Wesentlichen darum, dass die Patienten es schaffen, ihre Krankheit unter Kontrolle zu bringen oder zu halten. Wissenschaftler von der Medway School of Pharmacy in Kent und der London School of Economics and Political Science, Großbritannien haben jetzt in “BMC Health Services” die Ergebnisse einer neuen Untersuchung dazu publiziert, nach eigenen Angaben eine der größten, die auf dem Gebiet bisher gemacht wurde. Die Cluster-randomisierte, multizentrische, kontrollierte Studie bei erwachsenen Patienten mit Asthma wurde von September 2014 bis Juli 2015 in fünfzehn von zwanzig Regionen Italiens durchgeführt. Sie wurde vom italienischen Apothekerverband (FOPI) unterstützt und finanziert. 

MUR, was ist das?

Die Studie setzte ein adaptiertes britisches MUR-Protokoll (I-MUR) ein. Der so genannte Medicines Use Review (MUR) gehört in Großbritannien zu den erweiterten Dienstleistungen (advanced services) der Apotheker im Rahmen des National Health Service. In Deutschland ist er wohl am ehesten einer erweiterten Medikationsanalyse gleichzusetzen. Der italienische MUR beinhaltete ein strukturiertes Interview, das in der öffentlichen Apotheke durchgeführt wurde. Die Fragen zielten auf folgende fünf Bereiche ab: die Asthma-Symptome, die Verwendung von Arzneimitteln, die Einstellung zu den Arzneimitteln, die Adhärenz sowie mögliche Probleme im Zusammenhang mit der pharmazeutischen Betreuung (pharmaceutical care issues, PCI).

Der primäre Zielparameter der Studie war die Kontrolle des Asthmas, die in drei-Monats-Intervallen mit dem Asthmakontrolltest (ACT) gemessen wurde. Dabei steht ein ACT-Score ≤ 14 für „nicht unter Kontrolle“, 15 ≤  bis ≤ 19 für „teilweise unter Kontrolle“ und ≥ 20 für „unter Kontrolle“. Ein klinische relevanter Unterschied wurde in der Studie definiert als Übergang von „nicht oder teilweise unter Kontrolle“ zu „unter Kontrolle“. Sekundäre Zielparameter waren die Anzahl der Wirkstoffe, die die Patienten zum Zeitpunkt der Durchführung des I-MUR brauchten, im Vergleich zum drei-Monats-Follow-up, die von den Patienten selbst berichtete Adhärenz und die Kosteneffektivität im Vergleich mit der üblichen Versorgung 

MUR bringt klinisch relevante Verbesserung der Asthmakontrolle

Insgesamt nahmen 283 Apotheker und 1263 Patienten mit einer schlechten oder nur teilweisen Asthmakontrolle an der Studie teil. Sie wurden zwei Gruppen zugeteilt: In Gruppe A erhielten die Apotheker zu Studienbeginn ihre Unterweisung, und auch der MUR wurde direkt durchgeführt. Bei Gruppe B passierte beides drei Monate später. Bei der Durchführung des I-MUR identifizierten die Apotheker 1256 PCIs (im Mittel 1,54 pro Patient). Meist bestand ein Bedarf an Aufklärung oder Überwachung oder die Therapie war möglicherweise unwirksam, alles Probleme, die durch eine eingehende Beratung durch Apotheker vermieden werden könnten.

Nach drei Monaten war die Asthmakontrolle bei den Patienten, die den I-MUR bereits bei Studienbeginn bekommen hatten (Gruppe A) im Vergleich mit Baseline statistisch signifikant und klinisch relevant verbessert. Der Anteil der Patienten mit einem kontrollierten Asthma nahm von 48,7 auf 59 Prozent zu. In der Gruppe B, die zum diesem Zeitpunkt noch keine I-MUR erhalten hatte, verbesserte sich der ACT-Score zwar ebenfalls statistisch signifikant, aber die Änderung erreichte  keine klinische Relevanz. Dazu kam es in dieser Gruppe auch erst nach dem MUR.  

Weniger Wirkstoffe für die Asthma-Behandlung

Die durchschnittliche Anzahl der Wirkstoffe, die die Patienten für ihre Asthmabehandlung brauchten, reduzierte sich nach der MUR-Intervention um 7,9 Prozent. Die Adhärenz verbesserte sich drei Monate nach der Intervention um rund 35 und nach sechs Monaten um 40 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Intervention kosteneffektiver ist als die übliche Versorgung, erreichte nach neun Monaten 100 Prozent, unter dem Strich beeindruckende Fortschritte.

 Die Ergebnisse der Studie haben sich für die italienischen Apotheker ausgezahlt: Auf ihrer Basis wurde das italienische Asthma-MUR als erster kognitiver Service der Apotheker in Italien anerkannt, der finanziert wird. Nun wird die Umsetzung auch für andere Atemwegserkrankungen erwogen 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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