Apothekenketten und Versand-Verträge

Was sagen die Apotheker zu den Ketten-Forderungen der Krankenkassen?

Berlin - 05.07.2017, 11:30 Uhr

Was sagen die Apotheker-Funktionäre zu den Forderungen der Krankenkassen im anstehenden Bundestags-Wahlkampf? (Foto: dpa)

Was sagen die Apotheker-Funktionäre zu den Forderungen der Krankenkassen im anstehenden Bundestags-Wahlkampf? (Foto: dpa)


Was sagt Lutz Engelen (Nordrhein)?

Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein

DAZ.online: Herr Engelen, wie bewertet ein Kammerpräsident die Forderungen der Krankenkassen? Was sagt das beispielsweise über die Wertschätzung der Kassen des Apothekerberufs aus?

Engelen: Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass grundsätzlich die Verbände für den Kontakt mit den Krankenkassen zuständig sind. Aus meiner persönlichen Sicht ist es aber so, dass das Verhalten der großen Kassenverbände derzeit auf reine Machtpolitik zurückzuführen ist. Es geht den Kassen darum, die Versorgung für sie besser steuerbar zu machen. Bei Apothekenketten haben sie einen Ansprechpartner und erhoffen sich da die größerer Einflussmöglichkeit was Rabatte und Preise betrifft.

DAZ.online: Welche Vorteile hat denn die Versorgung durch unabhängige Freiberufler aus Ihrer Sicht?

Engelen: Der Vorteil der freien Berufe ist ja gerade die Heterogenität, die uns von großen Kettenanbietern unterscheidet. Apotheker beraten unabhängig, das steht für Qualität. Natürlich bringt diese Heterogenität auch Probleme mit sich, wie etwa die Evaluierbarkeit der Versorgung. Aber gerade in einem Markt mit ganz vielen kleinen Anbietern gibt es doch einen lebendigen Wettbewerb.

(Foto: ABDA)
Lutz Engelen

DAZ.online: Meinen Sie, dass die Jagd nach Rabatten und niedrigen Preisen den Kassen inzwischen  wichtiger ist als die Versorgungsqualität?

Engelen: Ich sehe hinter den Forderungen der Krankenkassen auch ein grundsätzlicheres, gesellschaftliches Problem. Ich sehe in unserer Gesellschaft einen Werteverfall: jeder denkt immer mehr an sich, das Prinzip ‚Leben und leben lassen‘ wird immer unwichtiger. Es geht heutzutage immer häufiger nur noch um die Effizienz, die Qualität und die Erhaltung bestehender Werte sind nicht mehr gefragt. Auch in Kassenverbänden arbeiten Menschen, die beweisen müssen, dass sie schnelles Geld und hohe Einsparungen erreichen können. Diese Entwicklung hat in anderen Bereichen schon große Schäden angerichtet. Schauen Sie sich die Innenstädte an, da gibt es kaum noch privat geführte Läden. Was bleibt, sind Imbisse und große Ketten. Jeder einzelne Verbraucher sollte sich bei seinem Kaufverhalten daher selbst hinterfragen. Ist es richtig, sich in der Apotheke beraten zu lassen und dann im Internet zu bestellen? Ich möchte da an Wolfgang Bosbach erinnern, der auf einer Veranstaltung unser Kammer sagte: ‚ Den Wert eines Systems erkennt man erst dann, wenn es dieses System nicht mehr gibt.‘



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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6 Kommentare

Ketten

von Michael Zeimke am 05.07.2017 um 17:10 Uhr

Anglerlatein der ABDA

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Das übliche 08/15 BlaBla

von Anita Peter am 05.07.2017 um 14:16 Uhr

Wie immer das übliche 08/15 blabla.... Fröhlich singend ( oder angelnd ) in den Untergang....

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Pflicht zum Widerspruch?

von Christian Giese am 05.07.2017 um 13:37 Uhr

Ausser Besitzstandswahrung nix zu lesen von den Unseren.
Die "liken" sich doch nur selber!

Nix zu lesen von der demokratischen Pflicht zum geharnischten Widerspruch.

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Um Patientenwohl kümmern...

von Pharmi am 05.07.2017 um 13:19 Uhr

Jährlich knapp 80 Millionen aus Beitragsgeldern für Werbung und Sponsoring auszugeben, zählt für mich nicht als Sorge tragen für das Patientenwohl. Wo stehen die Bonizahlungen der Manager der Krankenkassen. Überall werden diese kritisiert, von den Kassenmanagern hab ich in den normalen Medien noch nicht davon gelsen...

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Weichgespült?

von Reinhard Rodiger am 05.07.2017 um 12:37 Uhr

Gut, dass sich überhaupt jemand äussert. Doch wer ausser "uns" hört davon?
Ich kann nichts neues erkennen und vermisse jede offensive Äusserung.Vielmehr klingt es glatt und mehr als Klagen ohne fokussieren auf die Themen, die die systemischen Fehlhandlungen der Gegenseite aufnehmen.

Nicht zuletzt fehlt mir zu vielen Feststellungen eine nachvollziehbare Argumentationskette, die nicht mehr Fragen aufwirft als löst.Ein wesentliches Beispiel ist die Abhängigkeit des Apothekenrückgangs durch OTC/Rx Versandaktivitäten. Das wird bestritten und nicht ausreichend belegt.
Wesentlich unverstanden ist die Rolle der Ertragsminderung durch einseitige Bevorzugung ohne Kompensationschance.

Wo bleibt der Hinweis auf den Machtmissbrauch der KK, die Verursacherfunktion von Versorgungsengpässen,Schikanen etc.

Zu weichgespült hilft nicht weiter.

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Reicht das?

von Ulrich Ströh am 05.07.2017 um 12:08 Uhr

Wo ein Markt ist, findet sich immer ein zweiter Anbieter.

Mir sind die Antworten der vier Kollegen inhaltlich zu
dünn.
Keine neuen Argumente gelesen.

Empörung über Schwächung des aktuellen Systems bringt uns zukünftig politisch nicht weiter

Wo sind wir außerhalb von DAZ.online und Apotheke -Adhoc medial aktuell wahrnehmbar?

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