Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft

Tilidin kann Marcumar-Wirkung verstärken

Stuttgart - 07.08.2017, 12:15 Uhr

Marcumar-Patientn müssen bei Beginn einer Tilidin-Therapie engmaschig überwacht werden. (Foto: picture alliance / JOKER)

Marcumar-Patientn müssen bei Beginn einer Tilidin-Therapie engmaschig überwacht werden. (Foto: picture alliance / JOKER)


Was steckt dahinter?

Auch in der ABDA-Datenbank findet sich ein Hinweis auf diese Interaktion, dort heißt es: „In Einzelfällen wurde bei Patienten unter Dauerantikoagulation mit Phenprocoumon innerhalb einiger Tage nach Beginn einer Behandlung mit der Fixkombination Tilidin/Naloxon ein Abfall des Quick-Wertes und damit eine erhöhte Blutungsbereitschaft beobachtet.“

Wie kommt es zu dieser Interaktion? In der ABDA-Datenbank heißt es, der Mechanismus sei nicht bekannt und ein ursächlicher Zusammenhang nicht gesichert. Die AkdÄ hält eine Inhibition von CYP3A4 durch Tilidin für denkbar – CYP3A4 ist maßgeblich am Abbau von Phenprocoumon beteiligt. In der Folge käme es also zu erhöhten Phenprocoumon-Spiegeln und somit zu einer stärkeren Gerinnungshemmung. Allerdings gelten weder Tilidin noch seine Metaboliten als starke Inhibitoren von CYP3A4. 

Patienten engmaschig überwachen

In der ABDA-Datenbank findet sich der zusätzliche Hinweis, dass für Naloxon oder Tilidin als Monopräparat bisher keine Wechselwirkung mit Vitamin-K-Antagonisten beschrieben wurde. Allerdings wird Tilidin alleine in Deutschland wegen des Missbrauchspotenzials nicht eingesetzt. Naloxon als Monosubstanz wird nur intravenös als Antidot bei ungewünschten zentralnervösen Opioidnebenwirkungen sowie zur Diagnose bei Verdacht auf akute Opioidüberdosierung oder -intoxikation eingesetzt.

In jedem Fall lautet die Empfehlung der AkdÄ, Marcumar-Patienten bei Komedikation mit Tilidin/Naloxon engmaschig zu überwachen – bei Beginn der Schmerztherapie, bei deren Beendigung und bei jeder Dosisänderung. Darüber haben die Hersteller in einem Rote-Hand-Brief informiert. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

wechselwirkung

von michael philipp am 14.11.2019 um 15:51 Uhr

hallo
muss eine tilidin therapie beginnen (50mg/4mg).
weiss jemand ob sich das mit efient und bisprolol verträgt?
danke mischa

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IA Tilidin/Naloxon Phenprocoumon

von Julia Borsch /DAZ.online am 08.08.2017 um 15:50 Uhr

Lieber Herr Barth,
da haben Sie völlig recht. das steht da schon einen ganze Weile. Die AKdÄ verweist ja auch auf die Fachinfo. Es geht wohl mehr darum, diese IA ins Gedächtnis zu rufen.
Grüße
Julia Borsch

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IA Tilidin/Naloxon Phenprocoumon

von Jürgen Barth am 08.08.2017 um 8:39 Uhr

Komisch, steht eigentlich seit min. 2013 in der FI - Zitat:
In Einzelfällen wurde bei Patienten, die Tilidin/Naloxon erhielten und unter Dauerbehandlung mit Phenprocoumon standen, ein Abfall des Quick-Wertes beobachtet. Deshalb
sollten die Kontrollen der Prothrombinzeit in der Anfangszeit und bei Beendigung der Behandlung mit Tilidin comp.-CT Lösung engmaschig erfolgen, um, wenn nötig, die Dosierung von Phenprocoumon entsprechend
anpassen zu können.
STAND DER INFORMATION
November 2013

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