Marburg-Virus

Wie vor 50 Jahren ein Erreger zur Infektionsforschung beitrug

Marburg - 09.08.2017, 11:30 Uhr

Das Institut für Virologie der Philipps-Universität-Marburg gehört heute zu einem der führenden Forschungsinstitute in der Infektiologie. (Foto: picture-alliance / dpa)

Das Institut für Virologie der Philipps-Universität-Marburg gehört heute zu einem der führenden Forschungsinstitute in der Infektiologie. (Foto: picture-alliance / dpa)


Erfolg dank Immunfluoreszenz-Verfahren

Im September konnten die ersten Patienten dann aus dem Krankenhaus entlassen werden, erzählt Slenczka weiter. „Man stellte fest, dass keine bleibenden Schäden zu vermuten waren und es vor allem keine weitere Ausbreitung gab.“ Also sei die Suche nach dem Erreger in Marburg wieder aufgenommen worden.

„Es war keine leichte Aufgabe. Es war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, sagt der 82-Jährige. „Denn wir wussten nicht sicher, ob der Erreger durch unsere Methode inaktiviert wird.“ 

Der Ansatz, der zum Erfolg führte, war die Immunfluoreszenz. Dabei werden Antikörper mit einem Farbstoff markiert und mit UV-Licht zum Leuchten gebracht. Diese können sich an Erreger heften. „Das war damals noch eine sehr komplizierte Technik“, erzählt Slenczka. „Ich weiß noch ganz genau: Am 20. Oktober habe ich zum ersten Mal etwas unter UV-Licht im Mikroskop gesehen, wovon ich überzeugt war, dass es der Erreger war. Es ist ein tolles Gefühl, etwas zu sehen, von dem man weiß, dass es noch nie zuvor jemand gesehen hat.“

Der Feind war damit nicht nur identifiziert. Der Ausbruch in Marburg und die Suche nach dem Erreger prägten Becker zufolge auch maßgeblich die weitere virologische Forschung in Marburg. Mittlerweile ausgestattet mit einem modernen Hochsicherheitslabor wird hier nicht nur an Marburg-Viren geforscht, sondern auch mit Lassa- oder Ebola-Viren. Marburger Wissenschaftler waren auch während der Ebola-Epidemie 2014 in Westafrika im Einsatz und sind an der Entwicklung eines Impfstoffes beteiligt.

„Die Geschichte des Marburg-Virus ist nicht nur eine Geschichte der hochpathogenen Infektionen“, betont Becker. „Es sagt auch sehr viel über unsere Umwelt und Gesellschaft aus.“ Etwa, dass wir auch heute noch sehr verletzlich solchen Infektionen gegenüber seien. Das habe der Ebola-Ausbruch 2014 gezeigt. „Und wenn dann solch ein Ausbruch da ist, ist das nicht nur ein Gesundheitsproblem. Dann wird es auch zu einem politischen Problem, weil ganze Regionen plötzlich instabil werden.“



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