Zweifelhafte Zahlen

Nutzen zwei von drei Deutschen Versandapotheken?

Stuttgart - 22.08.2017, 16:30 Uhr

Versandapotheken stellen gerne ihre Bedeutung für die Arzneimittelversorgung heraus. (Foto: BVDVA)

Versandapotheken stellen gerne ihre Bedeutung für die Arzneimittelversorgung heraus. (Foto: BVDVA)


Auch andere Angaben sind zweifelhaft

Auf der Homepage hält der Verband andere Zahlen bereit. „31 Millionen Kunden (55 Prozent aller Internetnutzer) haben 2016 ihre Arzneimittel in Versandapotheken bestellt“, heißt es dort unter Verweis auf eine Umfrage des IT-Verbands Bitkom. Doch anders als Besucher vermuten könnten, handelt es sich nicht um eine Umfrage, die sich auf Bestellungen im vergangenen Jahr bezieht – die Ergebnisse wurden schon im November 2016 veröffentlicht. Offenbar wurde auch nur gefragt, ob die Umfrageteilnehmer jemals zuvor Arzneimittel im Internet bestellt hatten.

Doch mit den nur online erhobenen Umfragen von MarkMonitor sowie dem Bitkom gibt es ohnehin methodische Probleme: Selbst wenn bei ihnen Alter oder Geschlecht auf das der Durchschnittsbevölkerung angepasst wird, kann es zu systematischen Verzerrungen dadurch kommen, dass mit den Internet-Umfragen vermehrt online-affine Personen erreicht werden.

Derartige Umfragen seien „fast nie repräsentativ“, hatte der auf Methoden der empirischen Sozialforschung spezialisierte Professor Jörg Blasius von der Uni Bonn gegenüber DAZ.online erklärt – da beispielsweise auch Befragte aus unteren Bildungsgruppen meistens fehlten. „Daraus abzuleiten, wie viele Millionen in welcher Altersgruppe online Medikamente einkaufen, ist alles andere als sinnvoll“, betonte er.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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