DAZ-Tipp aus der Redaktion

„Man sieht nur, was man weiß“

Stuttgart - 01.09.2017, 09:00 Uhr

Demenzpatienten entwickeln im Verlauf der Erkrankung oft ein sogenanntes „herausforderndes Verhalten“. (Foto: Quelle: De Visu –
Adobe.com)

Demenzpatienten entwickeln im Verlauf der Erkrankung oft ein sogenanntes „herausforderndes Verhalten“. (Foto: Quelle: De Visu – Adobe.com)


Es gibt Dinge, die versteht man nur, wenn man sie selbst erlebt hat. Dann kann man aufrichtig mitfühlen. So sagt man. Trauer und Leid verarbeitet aber jeder unterschiedlich. Für Angehörige bedeutet Mitleid meist nicht nur Mitgefühl, sondern echtes „Mitleiden“. Diese Woche zeigen zwei Artikel der aktuellen DAZ Nr. 35, dass man Menschen auf ganz verschiedene Weise verlieren, verstehen und wiederfinden kann.

Der größte Verlust ist wohl der Tod eines geliebten Menschen. Aber auch vor diesem endgültigen „Verlieren“ können Krankheiten Menschen dahinraffen, bevor sie wirklich von uns gegangen sind. Als Außenstehender lässt sich das Gefühlschaos der Patienten und Angehörigen nur erahnen. 

DAZ-Redakteurin Diana Moll

Psychoonkologie

Am Anfang einer Tumor-Diagnose steht der „Schock“. Welche Gefühle danach kommen, hängt vom Verlauf der Erkrankung und nicht zuletzt vom Patienten selbst und seinem Umfeld ab. Manchmal können Angst und Traurigkeit so groß werden, dass sie zusätzlich krank machen. Ein Patentrezept gibt es nicht. Privat mag die Aussage „Ich sehe doch, wie es Dir geht. Ich weiß genau, was Du durchmachst“ ehrlich gemeint sein, doch nicht immer wird das, was man sieht, richtig interpretiert – auch wenn man aus eigener Erfahrung spricht. Dieselbe Situation muss nicht zwangsläufig dieselben Gefühle hervorrufen. „Man sieht nur, was man weiß“ bedeutet auch, dass das, was man sieht, von eigenen Erwartungen verzerrt ist und nicht der Realität des Betroffenen entsprechen muss. Deshalb ist professionelle Hilfe anzuraten, wenn die eigene Erfahrung und das eigene Wissen nicht mehr ausreichen, um an den Patienten „heranzukommen“. Psychoonkologen können Patienten helfen, ihre Krankheit zu verstehen und mit ihr bestmöglich umzugehen. Wenn nur Patienten psychoonkologisch betreut werden, bei denen ein vorheriges Screening den Bedarf für die Intervention gezeigt hat, scheint der Nutzen besonders groß zu sein. Bei ihnen hielt der Effekt auch länger an. So ist eine Musiktherapie zum Beispiel nicht immer angebracht. Dennoch bestätigte kürzlich ein Cochrane Review, dass Musiktherapie nicht nur Angst, Schmerzen, Fatigue und die Lebensqualität verbessert, sondern auch objektiv Herz- und Atemfrequenz sowie den Blutdruck.

Die Psychoonkologie hat sich erst im Laufe der letzten Jahre entwickelt. In der neuen Folge der DAZ-Serie „Der Krebspatient in der Apotheke“ erfahren Sie, wie und wann eine psychoonkologische Therapie sinnvoll ist und wie Sie selbst psychoonkologischer Berater werden können. 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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