Nach Neuauswertung von Daten

Verliert die Hormonersatztherapie ihren schlechten Ruf? 

Boston - 13.09.2017, 12:29 Uhr

Verliert die Hormonsersatztherapie ihren schlechten Ruf? (Foto: Jürgen Fälchle / stock-adobe.com)                                    

Verliert die Hormonsersatztherapie ihren schlechten Ruf? (Foto: Jürgen Fälchle / stock-adobe.com)                                    


Aktuelle Studie widerspricht 

Dem widerspricht nun die aktuelle Studie: Manson und Kollegen überprüften, ob bis Ende 2014 mehr Frauen nach einer Hormonbehandlung verstorben waren als Patientinnen der Kontrollgruppe und an welchen Krankheiten sie starben. Alle Todesursachen zusammengenommen waren zu diesem Zeitpunkt 27,1 Prozent der mit Hormonen behandelten Frauen verstorben, bei den Frauen in der Kontrollgruppe waren es 27,6 Prozent. Waren die Frauen zum Zeitpunkt der Behandlung jünger als 60 Jahre, lag das Sterblichkeitsrisiko bei den hormonbehandelten Frauen tendenziell niedriger als bei den Frauen der Kontrollgruppe.

Experten sehen Studie positiv

Cornelia Jaursch-Hancke, leitende Endokrinologin an der DKD Helios Klinik Wiesbaden, hält die Ergebnisse der neuen Studie für plausibel. Anders als bei der WHI-Studie von 2002 sei jetzt nicht das Auftreten von Erkrankungen, sondern die Sterblichkeit untersucht worden. „Dass es kein erhöhtes Sterberisiko durch die Hormonbehandlung gibt, nimmt der Therapie den Makel, den sie lange hatte.“ Bei der WHI-Studie von 2002 habe es eine Reihe von Einschränkungen gegeben; auch seien Hormonpräparate zum Einsatz gekommen, die in Europa üblicherweise nicht verwendet werden. Auch Alfred Mueck, Präsident der Deutschen Menopause Gesellschaft e.V., sieht die Studie positiv: „Für die Behandlung der Wechseljahresbeschwerden ist die Hormonersatztherapie sicher rehabilitiert“. Es werde auch verstärkt Diskussionen geben müssen, inwieweit nicht doch auch die vorbeugenden Wirkungen der Hormonersatztherapie im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes, Alzheimer und Darmkrebs mehr als «Zusatznutzen» beachtet werden sollten. Denn selbst die WHI-Studie zeige die gesundheitlichen Vorteile, wenn die Behandlung bereits kurz nach dem Ende der Regelblutungen begonnen werde, betont Mueck. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, schließt sich an: „Für die Beratung ist es auf jeden Fall von großer Bedeutung, dass Frauen keine Angst vor einer Hormonersatzbehandlung haben müssen.“



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