GWQ-Arzneimittelforum

Max Müller und Andreas Kiefer wollen sich nicht streiten

Düsseldorf - 29.09.2017, 11:30 Uhr

Keine Eskalation: Bei einer Veranstaltung des Kassen-Dienstleisters GWQ diskutierten BAK-Präsident Andreas Kiefer (3.v.l) und DocMorris-Vorstandsmitglied Max Müller (re.) erstaunlich konstruktiv, waren aber in vielen Punkten unterschiedlicher Meinung. (Foto: GWQ)

Keine Eskalation: Bei einer Veranstaltung des Kassen-Dienstleisters GWQ diskutierten BAK-Präsident Andreas Kiefer (3.v.l) und DocMorris-Vorstandsmitglied Max Müller (re.) erstaunlich konstruktiv, waren aber in vielen Punkten unterschiedlicher Meinung. (Foto: GWQ)


Lässt sich der Rx-Versand verbieten? Wie werden Apotheker in Zukunft entlohnt? Welche Versorgung wünscht sich die Bevölkerung? Diese Themen diskutierten DocMorris-Vorstand Max Müller und Apothekerkammer-Präsident Andreas Kiefer am gestrigen Donnerstag. Zum offenen Streit kam es nicht, die beiden Funktionäre diskutierten konstruktiv miteinander. Doch die grundlegend unterschiedlichen Auffassungen wurden an vielen Stellen deutlich.

Der Betriebskrankenkassen-Dienstleister GWQ (Gesellschaft für
Wirtschaftlichkeit und Qualität bei Krankenkassen) hatte zum 2. Apothekenforum geladen, und der Nachmittag versprach hitzige Diskussionen: Max Müller, beim Arzneiversand-Vorreiter DocMorris für die Strategie zuständig, traf auf Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer. Doch der große Krach blieb aus, Kiefer wie Müller entzogen sich der ihnen zugedachten Rolle der erbitterten Kontrahenten. Die Diskussion, neben Müller und Kiefer stand noch GWQ-Vorstand Dr. Johannes Thormählen auf der Bühne, verlief erstaunlich ruhig. Vielleicht lag es daran, dass bei vielen Fragen der Moderatorin Maike Telgheder vom „Handelsblatt“ Einigkeit herrschte. Nur die Rolle der Versandapotheken in der Versorgung bewerteten die beiden erwartungsgemäß völlig unterschiedlich.

Kiefer betonte, dass es den Versand schlicht nicht brauche, um die flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Das Problem sei aber gar nicht der Versand an sich, sondern dass durch das EuGH-Urteil die Gleichpreisigkeit aufgehoben ist. Diese sei aber für den diskriminierungsfreien Zugang aller Menschen zur Arzneimittelversorgung unerlässlich. Es reiche nicht, die Versorgung für die 90 Prozent der Bevölkerung zu organisieren, die fit, mobil und digital sind – „das Sozialsystem fußt immer darauf, auch die restlichen zehn Prozent mitzunehmen“, so Kiefer. Dazu komme das Problem der nun möglichen Steuerung der Patientenströme durch finanzielle Anreize.

Müller zeigte Verständnis für die schwierige Lage der Apotheken: „Auch wir haben nach dem Urteil – das uns natürlich gefreut hat – gesagt, dass die Situation so nicht bleiben kann. Sie ist nicht fair“, gab er zu. Aber die Apotheker blockierten mit ihrem Beharren auf das „abstruse Konstrukt“ Rx-Versandverbot jede Lösung. Die Verbotsdebatte überlagere alle anderen Fragen zur Zukunft der Apotheke. Das EuGH-Urteil sei auch nicht überraschend gekommen, sondern auf ein seit 2009 laufendes Verfahren zurückzuführen – man hätte also genug Zeit gehabt, um über zukunftsfähige Vergütungsmodelle zu diskutieren. Auch er sei der Meinung, dass nicht nur die Abgabe einer Packung, sondern auch Dienstleistungen vergütet werden müssten. „Apotheke kann mehr“, so Müller.



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