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Übernahmekandidaten der DocMorris-Mutter
Wen kauft Zur Rose?
Stärkung des OTC-Geschäftes
In jedem Fall würde DocMorris mit einem derartigen Zukauf sein OTC-Geschäft in Deutschland deutlich ausbauen. Im ersten Halbjahr 2017 erwirtschaftete die Onlineapotheke 116,7 Millionen Euro mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und 61,5 Millionen Euro mit OTC-Produkten. Der OTC-Bereich macht damit derzeit knapp die Hälfte des Rx-Segments aus, weist allerdings deutlich stärkere Wachstumsraten auf. Interessanterweise geht die Shop Apotheke mit ihrer geplanten Übernahme der Europa Apotheek genau den umgekehrten Weg: Während Shop Apotheke das Gros seines Jahresumsatzes von zuletzt 177 Millionen Euro mit OTC macht, erwirtschaftet die Europa Apotheek den größten Anteil des Erlöses in Höhe von 141 Millionen Euro mit Rx-Produkten.
Um wieviel Zur Rose beziehungsweise DocMorris den OTC-Umsatz durch eine Übernahme steigern könnte, macht ein Blick auf Zahlen der Münchener Marketingagentur Dr. Kaske deutlich. Die hat auf Anfrage von DAZ.online die jeweiligen OTC-Umsätze der in Frage kommenden deutschen Versandapotheken für das Jahr 2016 herausgefiltert - also den Bereich, den Zur Rose nach eigenen Angaben vor allem interessiert. Demnach brachten es die Unternehmen hier auf folgende Umsätze (in Millionen Euro): Mycare 20,9; Eurapon 20,3; Apodiscounter 24,9; Sanicare 33,2; Shop Apotal 64,2 und Apo-Rot auf 39,2. Laut Dr. Kaske beziehen sich die Zahlen ausschließlich auf den Onlineversand und umfassen auch Geschäfte mit Kosmetika und Gesundheitsmitteln.
Konsolidierung geht weiter
Marktkenner messen der angestrebten Übernahme eines deutschen Versandhändlers allerdings nur eine begrenzte Bedeutung zu. So schätzt Sibylle Bischofberger, Analystin der Zürcher Kantonalbank, dass der Deal die Märkte nicht sonderlich bewegen wird. Gegenüber DAZ.online erklärte sie, dass nach ihrer Einschätzung ein Zukauf außerhalb Deutschlands mehr Sinn machen würde: „Da Zur Rose über DocMorris in Deutschland bereits präsent ist, wäre es meiner Meinung nach sinnvoll, in Zukunft in anderen europäischen Ländern zuzukaufen, um auch dort Fuß zu fassen.“
In jedem Fall dürfte mit der angekündigten Übernahme die Konsolidierung auf dem Markt der Online-Apotheken nicht zu Ende sein. Auch Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli geht davon aus, dass sich die Entwicklung weiter fortsetzen wird. Einer der Gründe: Viele Apotheken hätten Nachfolgeprobleme, der Preiswettbewerb werde härter. Es ist anzunehmen, dass Zur Rose hier weiter kräftig mitspielen wird.
Amazon bereitet Markteinstieg vor
Zudem droht der Einstieg eines ganz großen Players wie Amazon, der die Marktgewichte mit einem Schlag erheblich verschieben würde. Wenngleich sich das vor Kurzem aufgeflammte Gerücht, Amazon wolle Shop Apotheke übernehmen, als falsch herausstellte, so hat der Logistik-Konzern auf dem Heimatmarkt USA bereits klar gestellt, in den Healthcare-Bereich einsteigen zu wollen. Laut dem US-Nachrichtensender CNBC hat der Versandgigant schon Fachleute aus dem Gesundheitssektor eingestellt. Zudem hat die US-Bank Goldman Sachs untersucht, wie und in welchen Bereichen sich Amazon in dem Sektor breit machen könnte. Als besonders hoch wird dabei die Möglichkeit erachtet, dass der Konzern sich im Arzneimittelhandel mit einem bereits existierenden Unternehmen zusammentut. Eine weitere Variante wäre demnach, dass der Logistikriese eine eigene Online- beziehungsweise Versandapotheke aufmacht.
Diese Vorgehensweise kann Zur Rose-Chef Oberhänsli durchaus nachvollziehen. Gegenüber „Finanz und Wirtschaft“ sagte er kürzlich: Wer in den Markt einsteigen wolle, müsse das über Akquisitionen tun, denn die Markteintrittsbarrieren seien sehr hoch. Das Geschäft selbst von null an aufzubauen, wäre zu aufwendig, vor allem wegen der regulatorischen Ansprüche und der regionalen Unterschiede von Land zu Land, aber auch wegen der anspruchsvollen Logistik und der Prozesse.
5 Kommentare
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von VITALSANA-Mitarbeiter am 27.10.2017 um 17:46 Uhr
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