Metabolismusforschung

Warum werden ältere Menschen am Bauch schneller dick?

Stuttgart - 04.10.2017, 10:30 Uhr

Bauchfett im Alter: Sind Makrophagen verantwortlich? (Foto: photophonie / stock.adobe)

Bauchfett im Alter: Sind Makrophagen verantwortlich? (Foto: photophonie / stock.adobe)


Neuroimmun-Dialog verursacht Blockade des Fettabbaus

Mit den Erkenntnissen der Bonner Forscher konnten ihre Teamkollegen aus Yale dann zeigen, auf welche Weise die Makrophagen in den Fettstoffwechsel eingreifen: Im Alter schalten die Makrophagen permanent in eine Art Entzündungsmodus um. Dadurch produzieren sie unter anderem vermehrt das Enzym Monoaminooxidase A (MAO-A). Dieses wiederum zerstört das Noradrenalin, mit der Folge, dass die Mäuse das gespeicherte Fett nicht mehr abbauen können.

In weiteren Experimenten blockierten die Forscher das Enzym MAO-A, das in „gealterten“ Makrophagen erhöht ist. Dadurch wurde der normale Fettstoffwechsel bei älteren Mäusen wiederhergestellt. „Die entscheidende Erkenntnis ist, dass die Immunzellen mit dem Nervensystem kommunizieren, um den Stoffwechsel zu kontrollieren“, stellt der Professor für vergleichende Medizin und Immunbiologie Dixit fest.

Antidepressiva mit neuer „Bestimmung“?

Bislang gelten diese Ergebnisse nur für das untersuchte Tiermodell. Die Forscher vermuten jedoch, dass es beim Menschen einen analogen Mechanismus gibt. Dieser These gehen sie nach eigenen Angaben momentan bereits nach. Sollte sie sich bewahrheiten, so könnten sich damit auch neue therapeutische Optionen eröffnen. Dixit weist darauf hin, dass MAO-A durch bestimmte antidepressive Medikamente gehemmt wird. „Theoretisch könnte man damit diese MAO-A-Inhibitoren auch als Medikamente zur Verbesserung des Stoffwechsels bei älteren Personen einsetzen“, meint er. Allerdings sei mehr Forschung nötig, um die Wirkstoffe dazu zu bringen, dass sie spezifisch am Bauchfett angreifen, und um die Sicherheit dieses Ansatzes zu testen.

Das Ziel unserer Forschung ist, zu einem besseren Verständnis der Interaktionen zwischen Immunzellen und Nerven zu kommen, um so möglicherweise Bauchfett zu vermindern, den Stoffwechsel zu fördern und die Leistungsfähigkeit älterer Menschen zu verbessern“, ergänzt die Erstautorin der Studie Christina D. Camell.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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