Differenzierung

Erfolgsmodell Tierapotheke

Köln / Stuttgart - 06.10.2017, 16:30 Uhr

Auch bei Tierarzneimitteln steigt Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen – ein Fall für die Apotheke vor Ort. (Foto: Michael Tieck / stock.adobe.com)

Auch bei Tierarzneimitteln steigt Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen – ein Fall für die Apotheke vor Ort. (Foto: Michael Tieck / stock.adobe.com)


Was kann eine Apotheke tun, um sich von der Konkurrenz – sowohl vor Ort, als auch aus dem Netz – abzuheben? Aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen sind die Möglichkeiten hier beschränkt, aber es gibt sie. Man muss nur für sich selber die Passende finden. Für Apotheker Alexander Jaksche war es die Tiergesundheit. 

Alle Apotheken müssen alles können – theoretisch ist das nach wie vor so. Praktisch hat aber bereits schon seit Langem eine Differenzierung stattgefunden. Viele Apotheker sind auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Das kann über Preise funktionieren, aber auch über besondere Kompetenzen. So gibt es babyfreundliche Apotheken oder solche, die ein großes Kosmetiksortiment und entsprechende Expertise vorhalten. Auch Alexander Jaksche aus Darmstadt hat sich Gedanken gemacht. Er hat sich mittlerweile auf Tiergesundheit spezialisiert. Ein Thema, das die Apotheken seiner Ansicht nach ein wenig verschlafen haben – im Gegensatz zu den Gartencentern oder Tierbedarfsläden, wie Fressnapf, die ein breites Sortiment an freiverkäuflichen Nahrungsergänzungs-und Pflegemitteln für Tiere anbieten.

Wie er bei seiner Spezialisierung zum „Tierapotheker“ vorgegangen ist, hat er vergangenen Mittwoch auf der Women’s Conference in Köln vorgestellt. Die erste Frage, die man sich stellen muss, wenn man eine Differenzierung plant, ist laut Jacksche die nach dem Markt. Also: „Ist überhaupt ein Markt vorhanden und wächst dieser Markt?“. Frage Nummer zwei ist dann: „Ist der Kompentenzvorsprung, den ich mir durch die Differenzierung erarbeite, für den Kunden spürbar?“. Der Kunde müsse schließlich merken, dass eine Apotheke etwas bietet, das eine andere nicht hat. Und die dritte Frage, die man sich stellen müsse, ist, so Jacksche: „Ist das für mich in meiner Apotheke umsetzbar beziehungsweise passt das zu mir?.“ So sei er auch letztendlich bei den Heimtieren gelandet. Er hat selbst einen Hund. 

Alexander Jaksche, Inhaber Apotheke an der Mathildenhöhe Darmstadt      

Gibt es einen Markt?

Frage Nummer eins –„gibt es einen Markt und wächst der?“ - konnte Jacksche definitiv mit „ja“ beantworten. Die Umsätze im Bereich Tierarzneimittel legen seit Jahren zu. 2016 lagen sie bei 788 Millionen Euro. Vieles davon läuft zwar über den Tierarzt, auch die Zahl der Heimtiere in Deutschland wächst. In 43 Prozent aller Haushalte lebt ein Tier. Interessant ist dabei auch die Altersstruktur der Tierhalter. Denn die sind zu 75 Prozent über 40 Jahre alt und somit auch in anderen Bereichen potenzielle Apothekenkunden. Jacksche betont in diesem Zusammenhang auch, dass die Tierarzneimittel selbst keine Apotheke retten könnten, aber sie können neben den Mehrumsätzen neue Kunden mit Kassenrezepten und OTC-Wünschen in die Apotheke bringen – eben die Tierhalter. Und das sei das erklärte Ziel. 

Welche Konkurrenz sind Tierärzte und der Versand?

Und obwohl viele Tierarzneimittel über die Tierärzte laufen, bestehe doch auch hier ähnlich wie bei den Humanarzneimitteln der Wunsch nach pflanzlichen Alternativen, erklärt Jacksche. Und die könne die Apotheke bieten. Zudem sei in diesem Bereich die Konkurrenz durch die Versandapotheken weniger groß. Die Ersparnisse seien bei Tierarzneimitteln geringer.

Den Kompetenzvorsprung musste sich der Apotheker erarbeiten. Hier habe es wenig gegeben, auf das er zurückgreifen konnte. So gibt es zahlreiche besondere gesetzliche Vorschriften, die zu beachten sind. Außerdem musste er Recherchen anstellen zu Herstellern und Lieferanten. Dieses Wissen teilt Jacksche mittlerweile auch. Er hält Seminare zum Beispiel bei Apothekerverbänden, hat ein Buch dazu geschrieben, das im Deutschen Apotheker Verlag erschienen ist, und betreibt die Internetseite www.der-tierapotheker.de. Damit die Leute darauf auch in der Apotheke aufmerksam werden, empfiehlt er eine entsprechende Präsentation in der Sicht- und Freiwahl sowie im Schaufenster. Außerdem inseriert er im Heftchen des örtlichen Tierschutzvereins. Viele Tierhalter wüssten nämlich gar nicht, dass es in der Apotheke auch Präparate für Tiere gibt, erklärt er. Da seien andere Händler deutlich weiter. Sein Tipp: „Nehmen Sie als erste Maßnahme Frontline aus der Schublade und stellen Sie es in die Sichtwahl. Das wirkt.“

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Auch in harten Zahlen machen sich die Tierprodukte bei Jacksche bemerkbar. So kann er seine Umsätze in diesem Bereich seit Jahren kontinuierlich steigern. Mittlerweile liegen sie durchaus im Bereich eines durchschnittlichen Kosmetikdepots. Laut Jacksche gibt es in Deutschland etwa 1500 Tierapotheken – also seiner Ansicht nach eine Differenzierungsmöglichkeit mit Luft nach oben. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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