Landesapothekerkammer Brandenburg

Die flächendeckende 24-Stunden-Versorgung muss sichergestellt bleiben

Potsdam - 08.11.2017, 17:50 Uhr

Kammerversammlung im Apothekerhaus Brandenburg: Die Apotheker blicken dieser Tage gespannt ins politische Berlin. (Foto: DAZ.online)

Kammerversammlung im Apothekerhaus Brandenburg: Die Apotheker blicken dieser Tage gespannt ins politische Berlin. (Foto: DAZ.online)


Berufs-Nachwuchs für die Apotheken im Land zu gewinnen, ist nach wie vor eines der Top-Themen der  Landesapothekerkammer Brandenburg. Zugleich blicken die Pharmazeuten derzeit mit Sorge auf die in Berlin geführten Sondierungsgespräche. Kammerpräsident Jens Dobbert appellierte bei der heutigen Kammerversammlung erneut an die Politik, sich für das Rx-Versandverbot einzusetzen.

Derzeit blickt ganz Deutschland gespannt auf die Sondierungsgespräche in Berlin – auch die Apotheker. Werden die beiden Unionsparteien, Grüne und FDP die Weichen für die Jamaika-Koalition stellen können? Und was wird aus dem Versprechen des Bundesgesundheitsministers beim Deutschen Apothekertag, sich dafür stark zu machen, dass das Verbot des Rx-Versandhandels in den Koalitionsvertrag aufgenommen wird?

Noch laufen die Sondierungsgespräche. Im Bereich Gesundheit hat man sich bisher vor allem auf Allgemeinplätze einigen können. Die flächendeckende Apothekenversorgung und die Frage des Versandhandels sind bislang nur als ein Punkt festgehalten, über den man noch weiter sprechen will. Der Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, Jens Dobbert, betonte am heutigen Mittwoch anlässlich der Kammerversammlung, dass sich seit dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung im Oktober 2016 schon viel in der Apothekenlandschaft verändert habe. Die Umsätze der ausländischen Versender stiegen deutlich. Die Menschen seien schon fast permanent zur Prime-Time im Fernsehen der Werbung der großen niederländischen Versandapotheken ausgesetzt. Und DocMorris sponsere mittlerweile sogar die Junge Union in Bayern.

Abwerbung geht weiter

Dobbert ist überzeugt: Falls sich die neue Koalition nicht auf ein Rx-Versandverbot einigen kann, würden die ausländischen Apotheken-Kapitalgesellschaften noch mehr Geld an der Börse einsammeln und den deutschen Apothekenmarkt umkrempeln. Die großen Versandapotheken lockten die Patienten in Deutschland über vielfältige Bonusprogramme mit Geld. Die Apotheken müssten sich auf weitere Abwerbung einstellen, meint der Kammerchef. Hilflos stehe man dem aber nicht gegenüber. Dobbert ist sicher, dass die Apotheke vor Ort auch weiterhin punkten kann: Niemand könne so schnell liefern wie sie.

Die Politik müsse verstehen, dass beim Rx-Versandverbot nicht darum gehe, Apotheken zu schützen, sondern die flächendeckende Versorgung für die Bevölkerung zu erhalten. Sollte sich die neue Regierung dennoch nicht zu einem Verbot durchringen, müsse sie zumindest neue Handlungsspielräume für die Apotheken schaffen. Dazu gehöre neben der Abschaffung irrsinniger Regularien – zum Beispiel bei der Präqualifizierung – eine angemessene Honorierung. Dies müssten die Apotheker nun offen und nicht nur hinter vorgehaltener Hand einfordern, erklärte Dobbert. Er selbst hat jedenfalls noch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass es einen politischen Weg gibt, die 24-Stunden-Versorgung sicherzustellen.  Jetzt heißt es allerdings erst einmal abwarten. Bis zum 16. November wollen die Jamaika-Sondierer ihre Gespräche beendet haben. Ob dann auch eine Entscheidung zum Rx-Versand gefallen ist, steht allerdings in den Sternen, möglicherweise wird das Thema auch in etwaige Koalitionsverhandlungen mitgenommen.

Neuer Look fürs Apothekerhaus, Einsatz für den Nachwuchs

Den Kammervorstand beschäftigte im vergangenen halben Jahr aber noch mehr. Zwei Punkte hob Dobbert dabei hervor: Nach dem Auszug des Landesapothekerverbands aus dem einst gemeinsamen Apothekerhaus zu Jahresbeginn,  standen Renovierungsarbeiten an. Statt einer baulichen Erweiterung setzte man darauf, das bestehende aufzufrischen – und auch auf diese Weise schon mehr Platz zu schaffen. Das andere große Dauer-Projekt der Kammer ist, sich um den beruflichen Nachwuchs zu kümmern. Auf verschiedenen Kanälen wirbt sie für die verschiedenen Berufe in der Apotheke. Im Internet, aber auch mit Material, das die Apotheker in ihrem Schaufenster platzieren können sowie mit einem neu gestalteten Messestand für regionale Ausbildungsmessen.  Auch im kommenden Jahr will sich die Kammer ihren Einsatz fortsetzen. Noch immer hat sie das Projekt Pharmaziestudium in Brandenburg nicht aufgegeben. Ein neues Angebot soll es zudem für PhiPs geben, die ihr praktisches Jahr in Brandenburg absolvieren möchten: die PhiP-Praxiswerkstatt.

Letztlich ging Dobbert noch auf das Mega-Thema Digitalisierung ein. Leider werde der Mode-Begriff heute allzu oft als Feigenblatt für Geschäftsmodelle verwendet, die nicht wirklich etwas mit Digitalisierung zu tun haben – etwa dem Arzneimittelversandhandel. Solche Aktivitäten zerstörten jedoch wirklich sinnvolle andere Modelle, etwa zur Arzneimitteltherapiesicherheit, in den Apotheken vor Ort. Wichtig sei, so Dobbert, dass die digitalen Projekte den Patienten nutzten – und dass für Sicherheit gesorgt sei. Letzteres insbesondere durch ein eigenes sicheres Netz der Apotheker. Dieses wird derzeit von der Netzgesellschaft Deutscher Apotheker (NGDA) aufgebaut.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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