Beratungs-Tipps

Winterblues oder Depression – Wie können Apotheker beraten?

Berlin - 29.11.2017, 17:20 Uhr

Nur eine Verstimmung oder eine ernsthafte Depression? Wie können Apotheker bei Gesprächen in der Offizin den Unterschied erkennen? (Foto: fotolia / Omar Kulos)

Nur eine Verstimmung oder eine ernsthafte Depression? Wie können Apotheker bei Gesprächen in der Offizin den Unterschied erkennen? (Foto: fotolia / Omar Kulos)


Wenn die Tage kürzer werden und trübes Wetter vorherrscht, dann kann er uns erfassen: der Winterblues. Diesen jahreszeitabhängigen Beeinträchtigungen des Wohlbefindens kann meist ohne ärztliche Hilfe gut begegnet werden. Hält dieser Zustand jedoch an, kann sich dahinter auch eine behandlungsbedürftige Depression verbergen. Beratungstipps und Unterscheidungsmerkmale für die Apothekenpraxis.

Lichtmangel, kaltes und nasses Wetter empfindet wahrscheinlich niemand als angenehm. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis, Konzentrationsmangel – die Palette der möglichen Beeinträchtigungen ist lang. Betroffene kommen in die Apotheke in der Erwartung, dort das richtige Präparat – oder auch hilfreiche Tipps – zur Überwindung ihrer Beschwerden zu erhalten. In der Beratungssituation ist es jedoch wichtig, zu erkennen, ab wann die Grenzen einer möglichen Selbstmedikation überschritten sind. Fingerspitzengefühl und Empathie sind hier genauso gefragt, wie auch die Kenntnis der Symptome einer behandlungsbedürftigen Depression. 

Depressionen sind ernste psychische Erkrankungen und weiter verbreitet als allgemein angenommen. In Deutschland leiden schätzungsweise vier Millionen Menschen an einer Depression. Es wird zudem von einer deutlichen Dunkelziffer ausgegangen. So wenden sich immer noch zu wenig Betroffene an einen Arzt – sei es aus Unwissenheit oder aus Angst vor einer Stigmatisierung. Oder die Depression wird als solche nicht erkannt, weil sie sich zum Beispiel hinter Symptomen wie Kopf- und Rückenschmerzen verbirgt. Es ist wichtig, das Zusammenspiel zwischen körperlichen Symptomen und psychischen Ursachen richtig zu deuten, um unnötige und wenig zielgerichtete Therapien zu vermeiden. 

Die Diagnose einer Depression ist auch für Ärzte nicht immer einfach. Zudem können viele Erkrankte ihre Beschwerden nicht richtig einordnen. Die Symptome sind vielfältig und teilweise auch eher diffus. Es gibt allerdings einen Leitfaden zur Diagnose (S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression), der auch dem  Apotheker als Grundlage im Kundengespräch dienen kann.

Wie können Apotheker eine Depression erkennen?

Die S3-Leitlinien beschreiben die Diagnose- und Behandlungsempfehlungen für unipolare Depressionen – in Abgrenzung zu bipolaren Störungen mit sowohl depressiven als auch manischen Phasen. Um eine Diagnose zu erleichtern, wird zwischen sogenannten Haupt- und Zusatzsymptomen unterschieden, die für mindestens zwei Wochen vorgelegen haben müssen. Wichtig: Die Symptome liegen nicht immer alle gemeinsam vor. Anhand der Anzahl der Haupt- und Zusatzsymptome kann der Fachmann den Schweregrad einer Depression bestimmen und geeignete Therapien empfehlen. 

Zu den Hauptsymptomen zählen eine gedrückte, depressive Stimmung, Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit, Interessenverlust und Freudlosigkeit. Mindestens genauso interessant sind die Zusatzsymptome, die im Zusammenhang mit der Nennung der Hauptsymptome den Apotheker hellhörig machen sollten. So klagen Betroffene unter anderem auch über Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen mit dem typischen morgendlichen Früherwachen und Appetitverlust. Unter Umständen ist sogar ein deutlicher Gewichtsverlust feststellbar. Es gibt allerdings auch Zusatzsymptome, die der Erkrankte wahrscheinlich nicht direkt benennen wird. Zu ihnen zählen Anzeichen wie vermindertes Selbstwertgefühl, Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit, pessimistischer Blick in die Zukunft – oder gar Suizidgedanken. Hier ist aufmerksames Zuhören und viel Fingerspitzengefühl gefragt, um Hinweise darauf zu erhalten. Gerade da es sich um eine potenziell tödliche Krankheit handelt, ist es wichtig, Depressionen zu erkennen und zu behandeln. 

Noch ein paar Zahlen: Ungefähr 60 Prozent der Depressionen bleiben in Deutschland unbehandelt. Ca.10-15 Prozent der depressiven Patienten begehen aufgrund ihrer Erkrankung einen Suizid. Bei ca. 50 Prozent der Betroffenen kommt es zu mehr als einer depressiven Episode. Wird allerdings eine geeignete Behandlung durchgeführt, können ca. 80 Prozent der Depressionen erfolgreich therapiert werden.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

finde Ergänzung sehr gut

von Fredericke L. am 21.12.2017 um 15:42 Uhr

Erwin, ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass man dies durchaus tun kann und auch sollte, im Sinne einer guten Ernärhung mal als Grundvoraussetzung aber ich habe damals gegen meine depressiven Verstimmungen auch natürliche Alternativen zu Raten gezogen, nahm lange shyx premium und hatte dann wirklich weniger Anfälle und Panikattacken, Sport und eben Ernährung können da auch Schlüsselfiguren sein, das muss jeder für sich finden, ich fand diese Dreiteilung gut und habe es so geschafft für mich aus dem Loch wieder rauszukommen.

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Depression oder schlechte Laune

von Erwin Müller am 06.12.2017 um 12:23 Uhr

Wann wird aus schlechter Laune wegen grauem Wetter eine Depression? Eine interessante und wichtige Frage! Mich würde interessieren, wie aus Apothekersicht Nahrungsergänzung einzuschätzen ist, die mit Nährstoffen gegen Verstimmung ankämpft?

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