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Nur Milchpumpen verleihen reicht nicht
„Substitution – das gehört zum Portfolio einer Apotheke“
Betäubungsmittelsubstitution: Das sind schwerkranke Patienten
Für den Apotheker sei die tägliche Praxis mit den Substitutionspatienten zunächst auch eine „überraschende Erfahrung“ gewesen. „Patienten“ – über diesen Begriff mag so manch einer stolpern im Zusammenhang mit der Methadon- oder Polamidon-Substitution. „Das sind meiner Auffassung nach schwerkranke Menschen, die genauso einen Anspruch auf professionelle Versorgung haben wie ein Patient, der mit einer Individualrezeptur vom Hautarzt kommt“, erklärt der Apotheker.
Das sind meiner Auffassung nach schwerkranke Menschen, die genauso einen Anspruch auf professionelle Versorgung haben wie ein Patient, der mit einer Individualrezeptur vom Hautarzt kommt.
Mittlerweile betreut der Apotheker mit seinem Team zwischen zehn und 50 Patienten. Konstant ist die Zahl der Substitutionspatienten nie. Warum die Patientenzahl schwankt, erklärt der Apotheker: „In dieser Patientengruppe kann es immer passieren, dass Leute in den stationären Entzug gehen, in den Knast wandern oder umziehen “. Auch dass Patienten wegen Rezeptfälschungen, Diebstahl-Delikten oder nachgewiesenen Beikonsums aus dem Substitutions-Programm „fliegen“, erfährt der Apotheker von Zeit zu Zeit. Teilweise scheiden die Substitutionspatienten auch lediglich aus der ambulanten Versorgung aus, das bedeutet: kein Sichtbezug in der Apotheke mehr und Take-home-Versorgung „ade“. Dafür erhalten die Patienten ihre tägliche Dosis in der ärztlichen Praxis – und der Arzt checkt mittels unangemeldeten Urin-oder Plasmakontrollen auf eventuellen Beikonsum.
Patienten brauchen knallharte Regeln
„Einfach ist die Aufgabe nicht“, gesteht der Apotheker. Sie fordere bei jedem neuen Patienten zu Beginn der Substitution das knallharte Durchsetzen von Regeln: „Sie dürfen keinen Millimeter Toleranz zeigen“. Heißt für die Substitutionspatienten: „Kein gültiges Rezept: keine Ware. Kein Geld für die Zuzahlung: keine Ware. Hund hat die Substitutionsarzneimittel gefressen oder die Oma hat die Packung verlegt: keine Ersatzware“, erklärt er. Wer sich an diese Regeln halte, „der fährt extrem gut mit uns“, ist der Apotheker überzeugt.
Ehemals drogenabhängig, einmal kriminell, immer kriminell? Dieser Schluss ist falsch: „Wir haben auch einen festen Stamm an Substitutionspatienten“, sagt der Apotheker. Zwar sei das nicht der überwiegende Teil, jedoch: „Unsere Erfahrung ist, dass das ambulante Substitutionsprogramm eine Resozialisierung oder überhaupt eine Sozialisierung – mit einem ganz normalen Arbeitsprozess und Familienleben – erst ermöglicht.“ Sein Paradebeispiel: Ein Familienvater bei dem noch nicht einmal die Ehefrau wisse, dass er substituiere, erklärt der Apotheker. Das sei nur möglich durch die ambulante Betäubungsmittel-Substitution, wie Apotheken sie leisteten: „Ohne diese Versorgung glaube ich nicht, dass dieser Patient in der Lage wäre, sich als normales Mitglied der Gesellschaft zu bewegen“. Sprich: seine Familie zu versorgen, morgens zur Arbeit zu gehen und abends wieder müde nach Hause kommen – und normaler Steuerzahler und Sozialversicherungszahler zu sein. Manch einer seiner Substitutionspatienten hole seinen versäumten Schulabschluss nach oder mache eine Ausbildung.
1 Kommentar
Schwierigkeiten, als Patient eine Apotheke zu finden
von Phillipp L. am 23.02.2019 um 0:53 Uhr
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