DAZ.online-Spezial Direktvertrieb

Wann lohnt sich eine Direktbestellung?

Süsel - 11.01.2018, 07:00 Uhr

Wann lohnt es sich, direkt zu bestellen? Wirtschaftsexperte Dr. Thomas Müller-Bohn hat nachgerechnet. (Foto: Bodo Marks/dpa)

Wann lohnt es sich, direkt zu bestellen? Wirtschaftsexperte Dr. Thomas Müller-Bohn hat nachgerechnet. (Foto: Bodo Marks/dpa)


Lohnt es sich bei variablen Bestellmengen?

Etwas schwieriger ist eine andere Konstellation. Wenn die Apotheke nicht unbedingt große Mengen einzelner Artikel benötigt, verbinden sich die Bestellmengenentscheidung und die Auswahl zwischen Großhandel und Direktbestellung zu einer gemeinsamen Frage: Soll einmal eine große Menge direkt oder sollen öfter nicht ganz so große Mengen beim Großhandel geordert werden? Dies betrifft alle häufig abgegebenen Produkte, die nicht in größeren Mengen in der Sicht- oder Freiwahl gezeigt werden, also verschreibungspflichtige Arzneimittel, extrem große sperrige oder extrem kleine, optisch nicht wirksame Packungen und Apotheken mit virtueller oder zu kleiner Sichtwahl. 

Kalkulation für Modellfall

Zur Orientierung wird ein typischer Modellfall angenommen: Von 5 Artikeln eines Herstellers sollen entweder einmal jeweils 50 Packungen direkt oder 5 Mal im Laufe einiger Monate jeweils 10 Packungen beim Großhandel geordert werden. Mit der Zehner-Bestellung sollen auch beim Großhandel günstige Konditionen erreicht werden. Dagegen könnte eine noch kleinere Bestellmenge die Lieferfähigkeit der Apotheke gefährden oder der Verpflichtung der Apothekenbetriebsordnung zur Lagerhaltung zuwiderlaufen.

Die „Ermittlung des Bestellbedarfs“ bei einer einmaligen Direktbestellung dauert nach der oben erwähnten Studie 7 Minuten, während dies bei den häufigeren Großhandelsbestellungen automatisch von der EDV erledigt wird. Für das „Auslösen der Bestellung“ kommen 2 Minuten hinzu. „Empfang und Einlagerung der Lieferungen“ erfordern nach der damaligen Studie 32 Minuten bei einer Direktbestellung gegenüber etwa 1 Minute pro Bestellzeile beim Großhandel. Bei jeweils 5 Lieferungen für 5 Artikel wären das 25 Minuten, also 7 Minuten mehr als bei der Direktbestellung. Für das „Prüfen der Lieferscheine“ und das „Prüfen/Begleichen der Rechnungen“ veranschlagte die Studie bei der Direktbestellung 6 Minuten. Da die sonstigen Großhandelsbestellungen weiterhin stattfänden, gäbe es dort keine Einsparung. Das ergibt 22 zusätzliche Arbeitsminuten für eine PKA und damit zusätzliche Kosten von 6,60 Euro bei der einmaligen Direktbestellung. Die Unterschiede in der Finanzierung durch die verschiedenen Lagerdauern werden in der andauernden Niedrigzinsphase vernachlässigt.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


3 Kommentare

Direktgeschäft

von Wilfried Hollmann am 22.01.2018 um 22:48 Uhr

Die Berechnung der Arbeitszeiten sind in der Tat zu bezweifeln, auch wenn es ich um "zusätzliche" Minuten handelt. Kritisieren möchte ich aber in erster Linie, dass sich der Artikel nur mit den vordergründigen monetären Vorteile das Direktgeschäft beschäftigt. Es mag im Einzelfall richtig sein, dass ein Direktgeschäft günstiger ist als der Bezug beim Großhandel. Tatsache ist aber, dass mit dem Direktgeschäft dem Großhandel interessante Artikel entzogen werden. Ein zunehmendes Direktgeschäft muss unweigerlich Konsequenzen haben - bei den Leistungen und/oder bei den Vergütungen. Direktgeschäft ist Rosinenpickerei, die der Großhandel ebenso wenig mag wie die Apotheke (Stichwort: Versandhandel). Was wäre wohl, wenn der Großhandel im Gegenzuge für alle bisherigen kostenfreien Leistungen Rechnungen ausstellt.
Der Großhandel ist der wichtigste Partner der Apotheke, weil er allumfassende Leistungen bietet, die für eine Apotheke sehr hilfreich sind. Ein Direktgeschäft, zumal es oftmals nur um geringfügige monetäre Vorteile geht, passt nicht in das Bild einer guten Partnerschaft.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Berechnung der Arbeitszeiten

von Thomas Moucha am 11.01.2018 um 9:48 Uhr

Ich möchte meine PKA einmal sehen, wenn Sie eine Direktbestellung in 3 Minuten vom Empfang bis zur Einlagerung bearbeitet hat. Da fehlt eine Null hinter der 3.
Ausserdem fehlen die Zeiten für das Auslagern aus dem Übervorrat und die Organisation des Vorrates. Schlecht
gemachter Artikel, meiner Meinung ohne Bezug zu einer realen Apotheke.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Berechnung der Arbeitszeiten

von Frau Richter am 11.01.2018 um 20:25 Uhr

Bitte lesen Sie den Artikel doch noch einmal. Es geht um 3 ZUSÄTZLICHE Minuten, die veranschlagt werden im Vergleich zu einer Bestellung beim Großhändler.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.