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Wann lohnt sich eine Direktbestellung?

Süsel - 11.01.2018, 07:00 Uhr

Wann lohnt es sich, direkt zu bestellen? Wirtschaftsexperte Dr. Thomas Müller-Bohn hat nachgerechnet. (Foto: Bodo Marks/dpa)

Wann lohnt es sich, direkt zu bestellen? Wirtschaftsexperte Dr. Thomas Müller-Bohn hat nachgerechnet. (Foto: Bodo Marks/dpa)


Welche Parameter sprechen für einen Direktbezug? 

Bei einer Bestellsumme von 660 Euro (was für die unterstellten 250 Packungen wenig ist) würde also bereits wieder 1 Prozentpunkt mehr als Einkaufsvergünstigung ausreichen, damit die Direktbestellung vorteilhaft ist. Das Rechenmodell zeigt auch die kritischen Einflussgrößen. Wenn es um nur 1 oder 2 Artikel geht, könnte der zusätzliche Aufwand einer eigenen Lieferung zu groß werden. Bei Artikeln mit sehr geringen Einkaufswerten bringen auch hohe prozentuale Vergünstigungen wenig ein. Umgekehrt sprechen mehr Artikel bei einem Hersteller, große Bestellmengen und hohe Auftragswerte eher für den Direktbezug. Allerdings setzt dies alles voraus, dass der Hersteller wirklich bessere Konditionen als der Großhandel bietet. Dies bleibt entscheidend für alle bis hierhin angestellten Vergleiche.

Vielschichtige Entscheidung

Außerdem muss die Aussagekraft dieser Vergleiche beachtet werden: Sie reduzieren die Betrachtung auf die Logistikkosten und die Einkaufskonditionen. Das ist zwar der betriebswirtschaftliche Kern der gestellten Frage. Doch es kann durchaus triftige Entscheidungsgründe geben, die solche Abwägungen erübrigen. So scheidet eine große Direktbestellung aus, wenn Personal im Backoffice fehlt, der Lagerraum nicht ausreicht, die Nachfrage nach dem Produkt schwer vorhersehbar ist, das Verfallrisiko inakzeptabel erscheint oder die Apotheke Finanzierungsprobleme hat. Für eine Großhandelsbestellung kann auch sprechen, dass dort größere Bestellmengen für eine günstigere Rabattstaffel erreicht werden sollen. Dann sind ganz andere Rechnungen nötig als im obigen Modell. Für Direktbestellungen können dagegen günstige Rückgabemöglichkeiten, lange Valuta oder zusätzliche Marketinghilfen sprechen. Darum können Berechnung zwar bei vielen Fragen helfen, aber die Wahl zwischen Direkt- und Großhandelsbestellung bleibt immer eine vielschichtige unternehmerische Entscheidung.

 



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Direktgeschäft

von Wilfried Hollmann am 22.01.2018 um 22:48 Uhr

Die Berechnung der Arbeitszeiten sind in der Tat zu bezweifeln, auch wenn es ich um "zusätzliche" Minuten handelt. Kritisieren möchte ich aber in erster Linie, dass sich der Artikel nur mit den vordergründigen monetären Vorteile das Direktgeschäft beschäftigt. Es mag im Einzelfall richtig sein, dass ein Direktgeschäft günstiger ist als der Bezug beim Großhandel. Tatsache ist aber, dass mit dem Direktgeschäft dem Großhandel interessante Artikel entzogen werden. Ein zunehmendes Direktgeschäft muss unweigerlich Konsequenzen haben - bei den Leistungen und/oder bei den Vergütungen. Direktgeschäft ist Rosinenpickerei, die der Großhandel ebenso wenig mag wie die Apotheke (Stichwort: Versandhandel). Was wäre wohl, wenn der Großhandel im Gegenzuge für alle bisherigen kostenfreien Leistungen Rechnungen ausstellt.
Der Großhandel ist der wichtigste Partner der Apotheke, weil er allumfassende Leistungen bietet, die für eine Apotheke sehr hilfreich sind. Ein Direktgeschäft, zumal es oftmals nur um geringfügige monetäre Vorteile geht, passt nicht in das Bild einer guten Partnerschaft.

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Berechnung der Arbeitszeiten

von Thomas Moucha am 11.01.2018 um 9:48 Uhr

Ich möchte meine PKA einmal sehen, wenn Sie eine Direktbestellung in 3 Minuten vom Empfang bis zur Einlagerung bearbeitet hat. Da fehlt eine Null hinter der 3.
Ausserdem fehlen die Zeiten für das Auslagern aus dem Übervorrat und die Organisation des Vorrates. Schlecht
gemachter Artikel, meiner Meinung ohne Bezug zu einer realen Apotheke.

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AW: Berechnung der Arbeitszeiten

von Frau Richter am 11.01.2018 um 20:25 Uhr

Bitte lesen Sie den Artikel doch noch einmal. Es geht um 3 ZUSÄTZLICHE Minuten, die veranschlagt werden im Vergleich zu einer Bestellung beim Großhändler.

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