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9. Januar 2018
Höchstpreise sollen Apotheken aufs Land treiben! Meint AOK-Hermann aus Baden-Württenberg. Mein liebes Tagebuch, da musst sogar du dich vor Lachen schütteln, gell? Ne, ne, lieber Hermann, dir gehen wir nicht auf den Leim. Höchstpreise würden ja in gewisser Weise auch eine Preisfreigabe nach unten bedeuten. Und nun, mein liebes Tagebuch, rate mal, wer das ausnützen würde: der AOK-Hermann. Wenn Apotheken günstigere Rx-Preise ansetzen dürfen, nützt das erstmal nicht den Patienten – denn sie bekommen die Arzneimittel von der Kasse bezahlt – , sondern den Kassen. Und bei niedrigeren Rx-Preisen juckt es doch die Krankenkassen, Selektivverträge mit den Niedrigpreis-Apotheken abzuschließen. Was bei Hermanns Vorschlag darüber hinaus seltsam anmutet: In seiner Logik sollte dann die Landbevölkerung für die teuren Rx-Höchstpreise geradestehen! Was ist das denn für eine Denke! Wenn ich zur lieben Landbevölkerung gehören würde, fiele mir dazu nur ein: Nichts wie raus aus der Hermann-AOK. Außerdem, wenn AOK-Hermann die ländliche Versorgung ernsthaft stärken möchte, muss er nur eines tun: Die Ärzte davon überzeugen, dass das Leben als Landarzt ein wunderschönes ist und es sich super-gut in Kleinkleckerlesdorf leben lässt. Ein, zwei gute Landarztpraxen und schwupps folgen auch die Apotheken. So isses. Und noch eins: Das Rx-Festpreis-System sollte eigentlich den Kassen heilig sein. Es trägt dazu bei, dass unsere Arzneiversorgung zu den besten der Welt gehört. Noch.
Danke, Fritz Becker, für die klare Position: Der Großhandel muss bei der Belieferung der Apotheken der Goldstandard sein. Auch der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands sieht die Pharma-Mall-Aktivitäten kritisch: Der Großhandel kann nicht liefern, weil die Hersteller ihre Arzneimittel kontingentieren, aber über das Web-Portal Pharma-Mall und den anschließenden Direktbezug ist der Hersteller selbstverständlich lieferfähig. Mein liebes Tagebuch, das ist keine gute Entwicklung. Apotheken werden gezwungen, den Direktbezug zu forcieren – mit allen ökologischen und ökonomischen Nachteilen. Die Direktbelieferung sollte, wie früher, nur die Ausnahme bleiben und nicht die Regel werden. Ob Pharma-Mall eine Reaktion der Industrie auf geschäftstüchtige Apotheker ist, die glauben, einen kleinen Neben-Reibach machen zu müssen, indem sie einzelne Arzneimittel zu höheren Preisen ins Ausland verkaufen? Und dadurch die Produktions- und Verkaufszahlen der Hersteller durcheinander bringen? Das kann auch Becker nicht wissen, aber er lässt durchblicken, dass es eine Mitursache sein könnte, wenn er sagt, dass man als Heilberufler nicht jede legale Geschäftsmöglichkeit ergreifen müsse. Mein liebes Tagebuch, und immer wieder ist es die Gier.
11 Kommentare
Frauen an der Spitze
von Frank ebert am 14.01.2018 um 20:15 Uhr
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Mehr Frauen in Führung und Sichtbarkeit
von Thesing-Bleck am 14.01.2018 um 18:56 Uhr
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Wer nur bis 2hm rechnen kann ...
von Christian Timme am 14.01.2018 um 15:46 Uhr
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AW: Wer nur bis 2hm rechnen kann
von Christian Giese am 14.01.2018 um 16:27 Uhr
60 Krankenschwestern für wirtschaftliche Notfälle?
von Christian Giese am 14.01.2018 um 15:03 Uhr
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Ich habe es einfach nur noch satt,
von Karl Friedrich Müller am 14.01.2018 um 13:22 Uhr
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Lieferengpässe,Diskussion
von Dr.Diefenbach am 14.01.2018 um 13:17 Uhr
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AW: Lieferengpässe,Diskussion
von Peter Ditzel am 14.01.2018 um 13:24 Uhr
Pächenpacker
von Bernd Jas am 14.01.2018 um 10:28 Uhr
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New Link mit alten Zöpfen?
von Ulrich Ströh am 14.01.2018 um 9:13 Uhr
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Liebe ABDA, böser Thomas ... Schluchz ...
von Christian Timme am 14.01.2018 um 8:36 Uhr
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