Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

14.01.2018, 08:00 Uhr

Ärgernis Direktbezug – eine Antwort der Pharma-Hersteller auf geschäftstüchtige Apothekers, die Arzneimittel exportieren? (Foto: Andi Dalferth)

Ärgernis Direktbezug – eine Antwort der Pharma-Hersteller auf geschäftstüchtige Apothekers, die Arzneimittel exportieren? (Foto: Andi Dalferth)


9. Januar 2018

Höchstpreise sollen Apotheken aufs Land treiben! Meint AOK-Hermann aus Baden-Württenberg. Mein liebes Tagebuch, da musst sogar du dich vor Lachen schütteln, gell? Ne, ne, lieber Hermann, dir gehen wir nicht auf den Leim. Höchstpreise würden ja in gewisser Weise auch eine Preisfreigabe nach unten bedeuten. Und nun, mein liebes Tagebuch, rate mal, wer das ausnützen würde: der AOK-Hermann. Wenn Apotheken günstigere Rx-Preise ansetzen dürfen, nützt das erstmal nicht den Patienten – denn sie bekommen die Arzneimittel von der Kasse bezahlt – , sondern den Kassen. Und bei niedrigeren Rx-Preisen juckt es doch die Krankenkassen, Selektivverträge mit den Niedrigpreis-Apotheken abzuschließen. Was bei Hermanns Vorschlag darüber hinaus seltsam anmutet: In seiner Logik sollte dann die Landbevölkerung für die teuren Rx-Höchstpreise geradestehen! Was ist das denn für eine Denke! Wenn ich zur lieben Landbevölkerung gehören würde, fiele mir dazu nur ein: Nichts wie raus aus der Hermann-AOK. Außerdem, wenn AOK-Hermann die ländliche Versorgung ernsthaft stärken möchte, muss er nur eines tun: Die Ärzte davon überzeugen, dass das Leben als Landarzt ein wunderschönes ist und es sich super-gut in Kleinkleckerlesdorf leben lässt. Ein, zwei gute Landarztpraxen und schwupps folgen auch die Apotheken. So isses. Und noch eins: Das Rx-Festpreis-System sollte eigentlich  den Kassen heilig sein. Es trägt dazu bei, dass unsere Arzneiversorgung zu den besten der Welt gehört. Noch. 

Danke, Fritz Becker, für die klare Position: Der Großhandel muss bei der Belieferung der  Apotheken der Goldstandard sein. Auch der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands sieht die Pharma-Mall-Aktivitäten kritisch: Der Großhandel kann nicht liefern, weil die Hersteller ihre Arzneimittel kontingentieren, aber über das Web-Portal Pharma-Mall und den anschließenden Direktbezug ist der Hersteller selbstverständlich lieferfähig. Mein liebes Tagebuch, das ist keine gute Entwicklung. Apotheken werden gezwungen, den Direktbezug zu forcieren – mit allen ökologischen und ökonomischen Nachteilen. Die Direktbelieferung sollte, wie früher, nur die Ausnahme bleiben und nicht die Regel werden. Ob Pharma-Mall eine Reaktion der Industrie auf geschäftstüchtige Apotheker ist, die glauben, einen kleinen Neben-Reibach machen zu müssen, indem sie einzelne Arzneimittel zu höheren Preisen ins Ausland verkaufen? Und dadurch die Produktions- und Verkaufszahlen der Hersteller durcheinander bringen? Das kann auch Becker nicht wissen, aber er lässt durchblicken, dass es eine Mitursache sein könnte, wenn er sagt, dass man als Heilberufler nicht jede legale Geschäftsmöglichkeit ergreifen müsse. Mein liebes Tagebuch, und immer wieder ist es die Gier. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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11 Kommentare

Frauen an der Spitze

von Frank ebert am 14.01.2018 um 20:15 Uhr

Wir haben eine Frau als Bundeskanzlerin, dies macht viele Frauen in Führungspositionen weg. Nicht zu vergessen Frau Göring -Eckhardt, die absolute Quotenfrau. Nein , es sollen die Besten an die Spitze, egal ob Frau oder Mann ! -

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Mehr Frauen in Führung und Sichtbarkeit

von Thesing-Bleck am 14.01.2018 um 18:56 Uhr

Mein liebes Tagebuch,
der Mangel an Frauen in Führungspositionen betrifft nicht nur die ABDA allein sondern wird auch an anderen Stellen sichtbar. Hier zwei krasse Beispiele: In der ersten Ausgabe der DAZ in diesem Jahr wurden Neujahrswünsche für 2018 abgedruckt. Hier kam nicht eine einzige Frau zu Wort! Und auch im ersten Aufmacher-Artikel der Apotheker-Zeitung wurde auf den Seiten 2 und 8 ausschließlich von Männern abgeschätzt, was im Jahr 2018 auf uns zukommen kann.
Für das Jahr 2018 wünsche ich mir, dass in allen Gremien der beruflichen Selbstverwaltung mehr junge Frauen politisches Verantwortung übernehmen und dass auch in Medien des Deutschen Apotheker Verlag mehr Frauen Gelegenheit gegeben wird an prominenter Stelle Position zu beziehen.

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Wer nur bis 2hm rechnen kann ...

von Christian Timme am 14.01.2018 um 15:46 Uhr

Kompliment an Herrn Dr. T. Müller-Bohn für seine „Schatzsuche“ und natürlich „das Ergebnis“. Zeigt sich die ABDA erkenntlich, wenn man ihren Job macht?

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AW: Wer nur bis 2hm rechnen kann

von Christian Giese am 14.01.2018 um 16:27 Uhr

Schliesse mich Komplimenten an Dr.Müller-Bohn
und Dr. Herzog an. Danke!

60 Krankenschwestern für wirtschaftliche Notfälle?

von Christian Giese am 14.01.2018 um 15:03 Uhr

60 Youngster als "Krankenschwestern für wirtschaftliche Notfälle" auf nach Berlin?!
Vermutlich sinnvoller wäre ein begleitendes, der obersten ABDA Ebene nahes 34 + 34 Parlament mit "initiativen Rechten" (Sylke Tempel) in Berlin.
Das gäbe eher Basisnähe, Vitalität, freien Raum, Kontrolle und Sicherheit machende Zukunft!

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Ich habe es einfach nur noch satt,

von Karl Friedrich Müller am 14.01.2018 um 13:22 Uhr

Diesen ganzen verdrehten Quark über mich ergehen zu lassen.
Ein Zeichen der Zeit, dass ALLES im Sinn verdreht, Tatsachen außer Acht gelassen werden, um eine bestimmte Meinung gesellschaftsfähig zu machen.
Hermann könnte doch einfach mal die Schnauze halten, wenn er keine Ahnung hat. Denkt man. So einfach ist es nicht. Er ist ja nicht blöd. Im Gegenteil. Er ist einer der virtuosen Verdreher, der das Gift der Krankenkassen unter die Leute streut. Klar sind in großen Städten viele Apotheken auf einer Straße. Da sind auch viele Leute und Praxen. Das hat mit Überversorgung nichts zu tun.
Wenn man auf dem Land den Ärzten das Leben schwer macht, geht dort eben nichts. Es ist auch die Einstellung zu Arbeit, die bei den Jungen oft anders ist, oder die Lebensumstände. Keiner will mehr rund um die Uhr arbeiten. Oder kann es nicht. MVZs oder Gemeinschaftspraxen gehen schwerer zu gründen auf dem Land, schon aus Rentabilität. Da könnte man doch mal überlegen, ob Landärzte nicht besser bezahlt würden, besser Landpraxen. Nicht deren Bevölkerung abzocken.
Auch die ganze Unehrlichkeit im Onlineversand. Das betrifft alle Branchen. Ökologisch eine Katastrophe, Viel Müll, viel Verkehr, Abgas, Staus, Kosten für die Straße.
Die Läden sollen keine Plastiktüten mehr abgeben, derweil wird die Müllproduktion durch die Päckenchen vervielfacht. Da kann es einem übel werden bei so viel hirnlosigkeit.
Dazu werden Arbeitsplätze vernichtet in allen Branchen. Oder nur Niedriglohnbeschäftigungen gefördert. Als nächstes Altersarmut.
Wie man es dreht und wendet. Schwachsinn!
Die Politik will familienfreundlich sein. Deswegen vernichtet man den Beruf der Hebammen und schließt Krankenhäuser.?
Die Rechnerei im Gesundheitswesen muss aufhören! Das ist kein Ort für Gewinnstreben! Kein Ort für Konzerne! Kein Selbstdedienungsladen!

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Lieferengpässe,Diskussion

von Dr.Diefenbach am 14.01.2018 um 13:17 Uhr

Ich sag es mal HIER :Ich würde es machen,die Moderation zu Lieferengpässen.Und ich sage auch noch,dass es sicher Sinn macht wenn die ABDA neben NachwuchskollegInnen auch andere ins Boot holt,denn der Mix aus Neu und Alt schafft ggf eine größere Effizienz.Toleranz und breit angelegtes Denken vorausgesetzt.

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AW: Lieferengpässe,Diskussion

von Peter Ditzel am 14.01.2018 um 13:24 Uhr

Lieber Herr Diefenbach, mit Ihrer Person kommen Sachverstand und Praxiserfahrung in die Diskussion.
Wenn diese Idee auch der DPhG gefällt, wäre das toll. Vielleicht meldet sie sich bei Ihnen...

Pächenpacker

von Bernd Jas am 14.01.2018 um 10:28 Uhr

Guten Morgen Herr Ditzel,

wo Sie grad sagen: "Hersteller lieben den Direktversand und schicken gern Päckchen an die Apotheken," sach ich mal: Die würden noch lieber direkt an die Patienten verschicken, wie bald bei den Zytos direkt an die Ambulanten Onkologien und die neuesten Teststreifen in Kooperation mit den Diabetesschnelldiagnose-Ärzten als Zuckerl obendrauf direkt an die frisch geschaffenen Diabetiker.

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New Link mit alten Zöpfen?

von Ulrich Ströh am 14.01.2018 um 9:13 Uhr

Die Idee ,am 19 . Februar junge Kollegen und insbesondere Kolleginnen zur Kammer- und Verbandsarbeit zu
animieren ,ist zu begrüßen.
Aber es darf nicht bei dieser Geste bleiben.

Nur als junger Kollege in der Kammerversammlung dann in der letzten Reihe zu sitzen ,ist kein Ansporn.

Warum kennt man in diesem Zusammenhang keine Begrenzung der Amtszeit von Führungspositionen in der Selbstverwaltung auf acht Jahre?

Warum keine Untersagung der Kumulation von Spitzenämtern von sog.Ehrenamtlichen in Rechenzentren,Steuerberatungsgesellschaften,etc.?

Man muss jungen Kollegen dann auch Posten-Verantwortung anbieten können.

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Liebe ABDA, böser Thomas ... Schluchz ...

von Christian Timme am 14.01.2018 um 8:36 Uhr

Darf ich noch eine Monatspackung Tempo beisteuern? Soviel „Betroffenheit“ macht nachdenklich ...

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