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Einer aktuellen im British Medical Journal publizierten prospektiven Beobachtungsstudie zufolge sollen hochgradig verarbeitete Lebensmittel wie Chips, Cerealien und Fertigmenüs das Krebsrisiko erhöhen. Die Autoren räumen jedoch einige Limitationen in der Methodik ihrer Untersuchung ein. Bevor aus diesem Befund Konsequenzen gezogen werden könnten, ist aus ihrer Sicht weitere Forschung für das Verständnis des Zusammenhangs erforderlich.
Im British Medical Journal sind aktuell die Ergebnisse einer Kohortenstudie erschienen, die den Einfluss des Verarbeitungsgrades von Lebensmitteln auf das Krebsrisiko untersucht hat. Dabei zeigte das Forscherteam aus Frankreich und Brasilien, dass ein vermehrter Konsum hochgradig verarbeiteter Lebensmittel das Risiko für Krebs, insbesondere Brustkrebs, erhöht.
Die Forscher erfassten in dieser prospektiven Beobachtungsstudie die Ernährungsgewohnheiten von 104.980 erwachsenen Studienteilnehmern aus Frankreich im Zeitraum zwischen 2009 und 2017. Die Teilnehmer waren im Mittel 43 Jahre alt und zu 78 Prozent weiblich.
Selbstauskunft als Datenbasis
Als Datenbasis für die Ernährungsgewohnheiten mussten die Teilnehmer mindestens zwei vollständig ausgefüllte Tagesprotokolle über ihre verzehrten Lebensmittel hinterlegen. Der Verarbeitungsgrad der protokollierten Nahrungsmittel wurde anhand der NOVA-Klassifikation ermittelt, die vier Gruppen umfasst. So handelt es sich bei der Gruppe der hochgradig verarbeiteten Lebensmittel um industriell hergestellte Waren mit mindestens fünf Inhaltsstoffen wie Tiefkühlpizza, Tütensuppen oder Hähnchen-Nuggets.
Während des Studienverlaufes wurden die Teilnehmer alle drei Monate mit einem online-Fragebogen über ihren Gesundheitszustand befragt. Berichtete ein Teilnehmer von einer Krebsdiagnose, verifizierten die Forscher diese, indem sie weitere Unterlagen anforderten oder zum behandelnden Arzt Kontakt aufnahmen.
Bei den Teilnehmern, deren Ernährung einen um zehn Prozent höheren Anteil an hochgradig verarbeiteten Lebensmitteln aufwies, war das Krebsrisiko um zwölf Prozent erhöht. Bei den Frauen war das Brustkrebsrisiko um elf Prozent erhöht. Zwischen der Ernährung und dem Auftreten von Prostata- oder Kolorektalkarzinomen konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang festgestellt werden.
Limitationen der Beobachtungsstudie
In der Schlussfolgerung der Publikation sowie im zugehörigen Editorial weisen die jeweiligen Autoren auf einige Limitationen der Kohortenstudie hin. Zum einen ist die Aussagekraft einer Beobachtungsstudie generell begrenzt, da der Einfluss weiterer Risikofaktoren dabei nicht kontrolliert erfasst kann. Ginge man beispielsweise davon aus, dass unter den Personen, die vermehrt Fast-Food oder Fertiggerichte konsumieren, auch ein höherer Anteil an Rauchern sein könnte, wäre der isolierte Einfluss der Ernährung schwer zu identifizieren.
Außerdem besteht durch das Rekrutierungsverfahren ein gewisser Selektions-Bias, da die freiwilligen Teilnehmer verglichen mit dem französischen Bevölkerungsschnitt einen höheren Frauenanteil aufwiesen und insgesamt gebildeter und gesundheitsbewusster waren. Dies erschwert jedoch die Verallgemeinerung der Ergebnisse.
Eine weitere mögliche Fehlerquelle ist, dass ein großer Teil der Daten auf der Selbstauskunft der Studienteilnehmer basierte. Dadurch könnten die verzehrten Lebensmittel ungenau dokumentiert und klassifiziert worden sein. Zudem stellen die Ernährungsprotokolle lediglich eine Momentaufnahme des Ernährungsverhaltens dar. Darüber hinaus besteht keine Garantie, dass jeder tatsächlich vorhandene Krebsfall auch erfasst beziehungsweise diagnostiziert wurde.
Weitere Forschung erforderlich
Aufgrund
der Limitationen stufen die Autoren des Editorials die Ergebnisse der Beobachtungsstudie
vorsichtig als „ersten Einblick in einen möglichen Zusammenhang zwischen
hochgradig verarbeiteten Lebensmitteln und Krebs“ ein. Trotz dieser Ergebnisse sei
man aus ihrer Sicht weit davon entfernt, die Auswirkungen der
Lebensmittelverarbeitung auf die Gesundheit zu verstehen.
Zwar wurde in der Studie ein Zusammenhang zwischen dem vermehrten Konsum hochgradig verarbeiteter Lebensmittel und einem erhöhten Krebsrisiko festgestellt. Doch dadurch ist noch keine Aussage möglich, welche enthaltenen Substanzen konkret dafür verantwortlich sein könnten, da diese große Lebensmittelgruppe recht heterogen ist. Um diese Zusammenhänge besser zu verstehen beziehungsweise die Ergebnisse der Beobachtungsstudie zu bestätigen, seien auch aus Sicht der Forscher größere und differenziertere Studien erforderlich.
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