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MedikamentenMissbrauch
Kiefer: Arzneimittel sind keine Konsumgüter
Faktor Patient
Doch wie kommt es zu diesen Ergebnissen, die Kiefer in Berlin als „erschreckend“ einstufte? Professor Dierks relativierte die Umfrageergebnisse und brachte in ihrem Beitrag die Patientenperspektive ins Spiel. Ihrer Ansicht nach sollte nicht der Eindruck entstehen, dass Missbrauch von Patienten immer absichtlich betrieben werde. Denn um bewussten Missbrauch zu betreiben, müsse man eine gewisse Gesundheitskompetenz besitzen, was wiederum ein entsprechendes Bildungsniveau voraussetzten würde.
In Deutschland, so Dierks, hätten jedoch 26 Prozent Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, was sich wiederum auf die Gesundheitskompetenz auswirken würde. Für Dierks sollte daher in gesundheitliche Bildung investiert werden, wozu auch kommunikationsfördernde Tools für die Apotheke dazu gehören würden. Außerdem ermutigte sie die Apotheker, vermehrt unaufgefordert zu beraten.
Kiefer: OTC-Werbung einschränken
In der Abschlussdiskussion stellte BAK-Präsident Kiefer klar heraus, dass der Trivialisierung und Kommerzialisierung von Arzneimitteln entgegen gewirkt werden müsse. Am Werbeverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel solle nicht gerüttelt werden.
Darüber hinaus schlug er vor, auch die Werbung für OTC-Produkte mit Missbrauchspotenzial einzuschränken. Zu den betroffenen OTC-Gruppen gehören seiner Einschätzung nach Nicht-Steroidale Antiphlogistika, Laxantien, Grippemittel, abschwellende Nasensprays und Schlafmittel. Außerdem sprach er sich für die Einführung von Preisuntergrenzen für rezeptfreie Arzneimittel aus. Auch Mengenrabatte, wie sie häufig im Versandhandel angeboten werden, hält Kiefer für kritisch.
In „sprechende“ Pharmazie investieren
Für AMK-Vorsitzenden Schulz wären Werbe-Einschränkungen im OTC-Bereich keine wirksame Lösung. Für ihn sei es relevanter, die Vor-Ort Apotheken zu stärken. Dabei nahm er auch Bezug auf das geplante Nationale Gesundheitsportal im Rahmen der Initiative „Allianz für Gesundheitskompetenz“. So äußerte er die Befürchtung, dass nicht diejenigen Menschen das Portal nutzen, die es wirklich bräuchten. „Ich will das Portal nicht kleinreden aber wenn ich Bundesgesundheitsminister wäre, würde ich lieber in die sprechende Pharmazie und Medizin investieren“.
Und über die wichtige Bedeutung der „sprechenden“ Pharmazie beim Thema Arzneimittelmissbrauch herrschte bei der Abschlussdiskussion allgemeiner Konsens. „Apotheker sind gefordert, im persönlichen Beratungsgespräch unsere Patienten über den Nutzen, aber auch die Risiken von Arzneimitteln aufzuklären. Bei rezeptfreien Medikamenten sind wir die einzigen, die Patienten informieren und beraten“, sagte Kiefer in Berlin.
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