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6. März 2018
„Wir waren wohl ein bisschen naiv“ – sagte Ex-ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf, der als Zeuge im Datenklau-Prozess gehört wurde, über die Tatsache, dass man damals einen Pressesprecher mit einem eigenem Kommunikationsunternehmen engagierte und Aufträge an dessen Unternehmen vergeben und dafür bezahlt hatte. Huhu, mein liebes Tagebuch, endlich sagt’s mal einer! Und so ab und an kann man sich vorstellen, das Imperfekt in diesem Zitat durch ein Präsens zu ersetzen. Aber nein, das ist jetzt böse, denn in dieser Sache hat die ABDA in der Tat dazu gelernt. Im Gegenteil, hatte ein Pressesprecher damals riesige Freiheitsgrade, so hat man jetzt den Eindruck, dass ein Pressesprecher zunehmend weniger darf, er ist fast gar nicht mehr sichtbar. Während früher der ABDA-Sprecher – schier unglaublich – seine eigene Kommunikationspolitik machte. Das kann man sich in etwa so vorstellen, wie wenn ein Apothekenmitarbeiter nebenbei einen eigenen Arznei-Großhandel betreiben darf und die Apotheke, in der er angestellt ist, muss seine Arzneimittel abnehmen. Putzig, oder? Schon heftig, wie naiv eine ABDA war.
Früher, vor zehn, zwanzig Jahren, gab es so etwas nicht in der deutschen Pharmalandschaft: Rohstoffknappheit, Lieferengpässe. Schon gar nicht bei Allerweltsarzneistoffen wie Ibuprofen. Mein liebes Tagebuch, da findet man in der Pharmaindustrie an allen Stellen High-Tech-Anlagen, da werden alle Produktionsabläufe digitaler, werden von smarten Algorithmen und ausgeklügelten Softwareprogrammen bestimmt – aber es scheint nichts zu helfen, sie können nicht liefern und wir Apothekers müssen unseren Kunden sagen: „Tut uns leid, der Ibu-Saft ist aus, kommen sie nächste Woche wieder.“ Irgendwie ein Armutszeugnis, oder? Woran liegt’s? Vielleicht an der Globalisierung und den Produktionsstätten im Ausland? Oder an Rabattverträgen, die zu immer billigeren und damit auch anfälligeren Produktionsprozessen verleiten? Oder an habgierigen Apotheken, die selbst Arzneimittel aufkaufen und verscherbeln? Mein liebes Tagebuch, gut, dass wir noch selbst herstellen können. Es könnten Zeiten auf uns zukommen, in denen wir unsere Rezeptur hochfahren müssen, um Fiebersäfte zu mixen.
10 Kommentare
Newsroom 4!!!!!
von Dr.Diefenbach am 11.03.2018 um 17:42 Uhr
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AW: Newsroom 4
von gabriela aures am 11.03.2018 um 18:12 Uhr
Optimismus
von Karl Friedrich Müller am 11.03.2018 um 12:57 Uhr
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News und newsrooms
von Dr.Diefenbach am 11.03.2018 um 12:50 Uhr
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AW: News und newsrooms
von gabriela aures am 11.03.2018 um 13:50 Uhr
AW: Beratersprech
von Wolfgang Müller am 11.03.2018 um 14:41 Uhr
2hm
von Christian Giese am 11.03.2018 um 10:23 Uhr
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Guten Morgen, meine Lieben !
von gabriela aures am 11.03.2018 um 10:21 Uhr
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Interne Kommunikation
von Ulrich Ströh am 11.03.2018 um 8:35 Uhr
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AW: Interne Kommunikation = Newsroom 3
von Andreas P. Schenkel am 11.03.2018 um 12:56 Uhr
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