Streitgespräch Müller vs. Dettling

„Höchstpreise wären die Atombombe für die Versorgung“

Berlin - 17.03.2018, 13:15 Uhr

Max Müller, Christian Rotta und Heinz-Uwe Dettling (v.l.) diskutierten das Rx-Versandverbot und etwaige Alternativen.(Foto: Schelbert / DAZ.online)

Max Müller, Christian Rotta und Heinz-Uwe Dettling (v.l.) diskutierten das Rx-Versandverbot und etwaige Alternativen.(Foto: Schelbert / DAZ.online)


Alternativen zum Rx-Versandverbot

Dettling erklärte weiterhin, dass mit dem EuGH-Urteil die „Geschäftsgrundlage“ für den 2004 eingeführten Versandhandel weggefallen sei – nämlich, dass „gleich lange Spieße“ für Vor-Ort- und Versandapotheken gelten sollen. Dem wiederum widersprach Müller: Es habe nie einen Deal gegeben, für den sich Versandapotheken und ABDA mit Ulla Schmidt und Horst Seehofer 2003 an einen Tisch gesetzt haben, um eine „Geschäftsgrundlage“ für den Versand zu schaffen.

Höchstpreise als Lösung?

Der DocMorris-Vorstand las vielmehr einen Auszug aus einem Kabinettsbeschluss aus dem Jahr 2006 für das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz vor: Damals sollten Höchstpreise für verschreibungspflichtige Arzneimittel eingeführt werden. Die Einsparungen sollten Kostenträgern und Patienten zugutekommen. Zudem sollte die Umstellung für eine „Harmonisierung“ zwischen Versand- und Vor-Ort-Apotheken sorgen. Für Müller zeigt dies: Es ist falsch, zu sagen, es gebe keinen anderen Weg als das Rx-Versandverbot. Man müsse den Weg nicht gut finden – aber es gebe ihn.

Rechtsanwalt Dr. Heinz-Uwe Dettling (Foto: Schelbert / DAZ.online)

Dettling betonte, dass diese Idee seinerzeit glücklicherweise verworfen wurde. Denn aus seiner Sicht wären Höchstpreise die „Atombombe für die flächendeckende Versorgung“. Denn wovon sollte die Apotheke vor Ort und auf dem Land wirtschaftlich existenzfähig sein, wenn wir Höchstpreise haben und Versandapotheken sich rauspicken könnten, welche Rx-Arzneien sie versenden und welche nicht? Der Anwalt räumte ein, dass auch er noch einen weiteren Weg als Alternative zum Rx-Versandverbot sehe: Das Modell, wie es vor dem EuGH-Urteil bestand – Versandhandel mit Festpreisen für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Bleibe es dabei, brauche man auch kein flexibles Versandverbot.  

Müller ließ es sich nicht nehmen, noch darauf hinzuweisen, dass die Höchstpreise, mit denen Apotheken 500 Millionen einsparen sollten, damals zugunsten eines erhöhten Kassenabschlags fallen gelassen wurden – das sei der „Deal“ zwischen der ABDA und der Politik gewesen.

Die Diskussion zeigte letztlich: Man spricht miteinander, doch die Meinungen und Rechtsauffassungen bleiben meilenweit auseinander. Doch Müller gab sich auch in seinem Schlusswort zuversichtlich: „Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir wirklich eine Diskussion um die Zukunft von Apotheken führen können – dazu gehören auch das Honorar, Wettbewerb und gleich lange Spieße“. Er glaube, man könne die Apotheken im ländlichen Raum dauerhaft auch ohne „Gießkanne“ stärken – und das im Einklang mit dem Solidarprinzip der GKV. 



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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10 Kommentare

Conny und Pharmi

von Ulrich Ströh am 18.03.2018 um 10:00 Uhr

Daz.online jetzt neu mit Nicknames?

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AW: Conny und Pharmi

von Christian Rotta am 19.03.2018 um 12:57 Uhr

Sehr geehrter Herr Ströh,

nach dem Telemediengesetz ist es uns verwehrt zu verlangen, dass Kommentare nur mit sog. Klarnamen abgegeben werden. Einzelne Datenschutzbehörden und die Rechtsprechung folgen dieser Linie. Dies mag man bedauern, aber wir sind an die rechtlichen Vorgaben gebunden. Im Übrigen kann es im Einzelfall ja durchaus auch legitime Gründe geben, nicht mit Klarnamen
aufzutreten.

Mit den besten Grüßen

AW: Conny und Pharm

von Jens Spahn am 19.03.2018 um 18:06 Uhr

Zudem ist auch der Klarname frei wählbar. Oder glauben Sie, ich wäre der Gesundheitsminister?
Auch unter Pseudonymen können sinnvolle Beiträge verfasst werden und auch Klarnamen schützen nicht vor Trollerei.

Mit freundlichen Grüßen
Christian Becker (oder vielleicht auch nicht??

AW: Conny und Pharmi

von Ulrich Ströh am 19.03.2018 um 18:47 Uhr

Von mir aus gerne...
Ob Conny , Pharmi oder Jens Sp....
Hauptsache qualitativ gut.
Verstehe nur nicht,warum man sich so gerne versteckt.

Max Müller

von Martina Gailick am 18.03.2018 um 9:45 Uhr

Liebe Redaktion,
Max Müller ist KEIN (!) Jurist..auch im Tagebuch wird er fälschlicherweise als „studierter Jurist“ bezeichnet.
Fakt ist doch, dass er sein Jura-Studlum abgebrochen hat. Vermutlich, da er wie manch anderer auch (Widmann-Mauz zB, Paul Ziemiak etc) durch sein 1. Staatsexamen gefallen ist
Ich würde bitten, da einmal gründlicher zu recherchieren. Müller liebt es, sich als Jurist auszugeben, das macht es jedoch nicht besser...

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AW: Max Müller

von DAZ.online-Redaktion am 19.03.2018 um 13:19 Uhr

In dem uns von DocMorris überlassenen Curriculum vitae von Max Müller heißt es:

"Max Müller wurde in Hannover geboren und ist seit nun mehr als 15 Jahren national und international im Bereich Healthcare tätig. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete er zunächst als Referent im Bundestag sowie mehrere Jahre als Unternehmensberater mit dem Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft, bevor er 2008 die Leitung des Berliner Büros der Celesio AG als Head of External Affairs übernahm. [...]."

Ex Versand

von Conny am 17.03.2018 um 21:00 Uhr

Unter spahn wird es keien Rx -Versand geben . Eher wird spahn in zweiter Ehe eine Frau heiraten

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"Strukturprobleme haben nichts mit dem Versand zu tun"?

von Pharmi am 17.03.2018 um 17:28 Uhr

Sicher nicht? Wenn man auf die Zahlen der Versandapotheken schaut, um wie viel Prozent diese ihren Absatz erhöhen können, müsste man wissen, dass die Patienten, die jetzt zum Versand gehen nicht plötzlich erschienen sind. Oder sind das alles "Erst"-Patienten, die vorher nie krank waren? Die gehen von der Apotheke vor Ort weg und fehlen dann eben dort. Der Versand mag nicht der einzige Grund sein, aber sie tragen dazu bei. Je höher der Versandanteil ist, desto höher ist deren Anteil am "Strukturproblem"...

Die angebrachten Beispiele haben vielleicht nichts mit dem Versand zu tun, die Abwanderung der Patienten durch unfairen Wettbewerb aber durchaus...

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Warum immer DocMo

von Pharmi am 17.03.2018 um 17:18 Uhr

Warum tritt bei solchen Diskussionen eigentlich immer jemand von DocMo auf? Nie jemand von der Europa-Apotheek oder der Shop-Apotheke und warum eigentlich nicht der Herr Buse vom BVDVA, der eigentlich sämtliche Versandapos vertreten sollte? DocMo ist doch auch Teil des BVDVA!
Es werden ja auch eher selten Apothekenleiter, sondern meist Verbandsvertreter, eingeladen!?

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Faktencheck

von Dr Schweikert-Wehner am 17.03.2018 um 14:07 Uhr

Zahlreiche Fakten wurden in den Raum gestellt und von der anderen Seite wiedersprochen.
Ein Faktencheck wurde angekündigt. Bitte nachliefern.

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