Handlungsempfehlungen

Risikomanagement der Apotheken im Pandemiefall

Berlin - 15.03.2018, 11:00 Uhr

Im Falle einer Pandemie ist schnelles und zielgerichtetes Handeln wichtig (Foto: Stockwerk-Fotodesign

                                    /stock.adobe.com)

Im Falle einer Pandemie ist schnelles und zielgerichtetes Handeln wichtig (Foto: Stockwerk-Fotodesign /stock.adobe.com)


Influenzapandemie – Herausforderung für alle

Eine Pandemie ist eine Ausnahmesituation für alle – eine angstbesetzte zudem. Apothekenleiter müssen bedenken, dass ein Spagat zwischen Patientenversorgung, Information der Bevölkerung zum Infektionsschutz und über mögliche Krankheitsrisiken, Expositionsschutz der Mitarbeiter und Eindämmung einer weiteren Infektionsausbreitung zu bewerkstelligen ist. Sinnvoll ist deshalb unter anderem eine Ausweitung der Möglichkeiten zur Bestellung von Medikamenten per Telefon, Mail, Fax oder online. Eine möglicherweise verängstigte Bevölkerung wird zudem diese Bestellmöglichkeiten sehr gerne in Anspruch nehmen. Die Personalplanung sollte darauf ausgelegt sein und einen Anstieg an Bestellungen entgegennehmen und bearbeiten können. Auch Botendienste müssen ausreichend zur Verfügung stehen. Der Handverkauf wiederum sollte auf ein Mindestmaß beschränkt werden, um die Frequenz direkter Kundenkontakte aus Infektionsschutzgründen zu senken.

Während einer Influenzapandemie müssen Apotheken nicht nur mit einem erhöhten Kundenaufkommen rechnen, sondern sich gleichzeitig auch auf einen höheren Krankenstand einstellen. Es ist somit ratsam, Listen mit Kontaktdaten von möglichen Springern anzulegen. Zudem müssen alle personellen Ressourcen eingeplant werden. Die Aufgaben zur Aufrechterhaltung des Betriebsablaufes müssen identifiziert und priorisiert werden und sich durch eine Pandemie zusätzlich ergebende Aufgaben mitbedacht werden. 

Warenbestandsplanung für den Pandemiefall

Während einer Influenzapandemie wird sich auch der Warenfluss verändern. Es ist mit einem erhöhten Bedarf an antiviralen Arzneimitteln, Medikamenten zur symptomatischen Influenzatherapie, Antibiotika, Medizinprodukten wie Fieberthermometern, Atemschutzmasken und Einmalhandschuhen und darüber hinaus auch Desinfektionsmitteln zu rechnen. Der Warenbestand sollte entsprechend optimiert werden.

Doch nicht nur die Bevölkerung benötigt vermehrt Desinfektionsmittel und Medizinprodukte, auch die Eigenbedarfsplanung der Apotheke ist ein wichtiger Punkt. Die im direkten Kundenkontakt stehenden Mitarbeiter sollten sich nicht scheuen, zum Beispiel Atemschutzmasken oder Einmalhandschuhe als Infektionsschutz zu tragen. Verkaufsflächen und Fußböden müssen regelmäßig gesäubert und desinfiziert werden. Diese Abläufe sollten im Vorfeld bedacht und schriftlich festgehalten werden. 



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

@Ch. Patzelt

von Gerhard Zück am 15.03.2018 um 23:43 Uhr

Gut gebrüllt Kollegin !
Wie aktuell das Thema ist zeigen die Lesehinweise der DAZ > 2005-2007 ! Aus den "zahlreichen" Reaktionen der Kollegen/innen schließe ich, daß das Thema den meisten
von uns hinten vorbeigeht., sind wir doch z.Zt. stark beschäftigt mit realen Virus-Erkrankten, der Vorbereitung auf die neuen Datenschutz-Richtlinien, auf die Einrichtung des IKS zum Bestehen der Anforderungen in der steuerlichen Betriebsprüfung und dem Ausblick auf die technischen Anforderungen des securPharm-Konzeptes,
Der Blick auf´s obenstehende Organigramm reizt entweder zum Weinen oder zum Zähneknirschen: "Liste mit zusätzlich zu aktivierenden Mitarbeitern (Springern)" LOL !
Tröstlich ist: bei Eintreffen des sicherlich in retested quality
gelieferten Oseltamivirs entfällt im Pandemiefall die Eingangsprüfung !!
Sie sollten allerdings nach wie vor auf die Gießringfreiheit der einzulagernden 50/60ml Medizinflaschen achten, auch die aktuell im Markt befindlichen 10 ml Oral-Spritzen passen
nicht durch einen Gießring! Weitere Fragen zum Equipment
beantwortet Ihnen gerne einer der wenigen Rezeptur-bedarfs-Lieferanten hierzulande.
Hilfreiche Handreichungen gewährt mir der Influenzapandemie-Plan der LAK BW (Stand 2011) -
gut, die Liste der Großhandlungen müßte mal überarbeitet
werden, sowie das 2bändige Kompendium der Notfall- und
Katastrophenpharmazie, kostenlos erhältlich beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe,
sowie online einsehbar bei www.katastrophen-pharmazie.de
Hier finden Sie auch die aktuellen Ergänzungen seit 2009.
Für die Verknappung von Ibuprofen-Saft habe ich allerdings keine brauchbare Rezeptur gefunden, selbst DAC/NRF ist
auf so etwas nicht vorbereitet...
Es grüßt Sie im Bewusstsein der Sinnhaftigkeit unseres täglichen Tuns

G.Zück


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Moment mal!!!

von Christiane Patzelt am 15.03.2018 um 12:24 Uhr

Laut Politik kann das ja wohl auch die Versandapotheke aus Holland machen!! Wieso muss ich mich da auf irgend etwas vorbereiten?? Nönö, Nachbarn--so nicht! Ihr könnt doch von mir nicht maximalen Aufwand für die Wahrung der öffentlichen Gesundheitsinteressen verlangen und mir gleichzeitig vorhalten, wie extreeemmm wichtig der Versand für die Volksgesundheit ist!

Solange die Politik nicht begreift, welchen Stellenwert wir vor-Ort-Apotheken haben, sollte sie sich nicht darauf verlassen, dass wir uns in die Pflicht genommen fühlen, für genau solche Fälle zuverlässig parat zu stehen!! Wer uns jahrelang im Regen stehen lässt, der hat keine Gemeinwohlpflicht mehr abzurufen!!

Ich bin nicht das "Warmhaltemännchen" für ernste Notfälle - so funktioniert das nicht!

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