- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Einzelapotheke schließt...
Baden-Württemberg
Einzelapotheke schließt – Wegen Versandhandel und Ärztemangel
Die Linden-Apotheke im Rhein-Neckar-Kreis sucht – bislang erfolglos – einen Nachfolger. „Eine Katastrophe für Gaiberg droht“, wie die Rhein-Neckar-Zeitung am gestrigen Donnerstag schrieb. Vor allem die älteren Menschen sorgen sich: „Wie geht’s dann mit uns weiter“, wurde der Apotheker Rolf-Dieter Schaetzle beim Einkaufen im Nachbarort gefragt. Er wird bald 67. Findet sich kein Nachfolger, muss er die Apotheke schließen.
Auf der Homepage der Gemeinde Gaiberg sorgt man sich: „Gaiberg
bald ohne Apotheke?“ Aus vielen Gründen hoffe die Gemeinde Gaiberg, dass die Linden-Apotheke an
einen neuen Betreiber übergeben werden kann. Alle hätten großes Interesse
daran, die Apotheke im Ort zu behalten. Wie die Rhein-Neckar-Zeitung schreibt, sieht die Situation allerdings schlecht aus: Schaetzle hat seinen
fünf Mitarbeitern zum Ende des Junis gekündigt. Dann müssten die rund 2500 Einwohner der Ortschaft ins etwa vier Kilometer entfernte Bammental oder ins acht Kilometer entfernte Heidelberg fahren.
Aber wie kommt es zu der Schließung der Apotheke? Aus verschiedenen Gründen seien im Laufe der Zeit immer weniger Kunden gekommen. Im Ort gebe es eine Hausarzt- und eine Zahnarztpraxis, also eigentlich keine schlechten Bedingungen. Schaetzle macht in der Rhein-Neckar-Zeitung vor allem den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln und damit die Bundespolitik dafür verantwortlich, dass immer mehr Apotheken ums Überleben kämpfen.
Apothekesterben – eine Ursachensuche
Gegenüber DAZ.online gibt Schaetzle zu, dass es eine Summe von Gründen gibt – das Internet sei aber ganz klar einer davon: Er erzählt von einer jungen Dame, die kürzlich drei einzelne Insulinspritzen für ihre Katze von ihm erwerben wollte. Er erklärte ihr, dass er ihr nur die gesamte Packung verkaufen könne. Daraufhin gab sie zu, dass sie diese bereits günstiger im Internet bestellt habe. Die Lieferung dauerte ihr jedoch zu lange, sodass sie jetzt die drei einzelnen vorab bräuchte. So etwas sei der „Tod jedes kleinen Geschäfts“. Er bat die Dame zu gehen. Der Wettbewerb sei einfach nicht fair. Viele andere Einzelhandelsgeschäfte seien schon lange tot.
Nun ist Gaiberg ein kleiner Ort, was andere Probleme mit sich bringt. Schaetzle sitzt selbst im Gemeinderat und beklagt: „Der Metzger hat schon zugemacht, den Bäcker haben wir noch.“ In der mehr als doppelt so großen Nachbargemeinde Bammental gebe es zwar noch drei Apotheken, sie profitiere aber von einem ganz anderen Einzugsgebiet, zudem gebe es dort Fachärzte. Schaetzle zufolge wird jedoch auch dort eine Apotheke schließen. Er fügt hinzu, dass man Brötchen vielleicht im Nachbarort kaufen und einfrieren könne – mit Arzneimitteln geht das nicht.
Die Gründe sind also divers. So sei zum Beispiel schon lange ein Neubaugebiet geplant, das teilweise auch durch die Fraktion der Grünen Liste blockiert werde, während Neubaugebiete in Nachbarorten gefördert würden. Konkret geht es um Streuobstwiesen, die auch Schaetzle für schützenswert hält, den Gegnern des Neubaugebietes gehe es aber wohl eher um ihre „grüne Aussicht“, meint er.
1 Kommentar
Versand - rot grüner großkapitalistischer Liebling eine A weniger ! hurra
von Ratatosk am 06.04.2018 um 18:28 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.