AOK-Bundesverband zum Rx-Versandverbot

„Der Rx-Versand mag nicht das beste Beispiel für Digitalisierung sein“

Berlin - 11.04.2018, 07:00 Uhr

Der AOK-Bundesverband gibt zu, dass der Rx-Versand nicht zu den besten Beispielen der Digitalisierung gehört. (Foto: Imago)

Der AOK-Bundesverband gibt zu, dass der Rx-Versand nicht zu den besten Beispielen der Digitalisierung gehört. (Foto: Imago)


AOK: Erst mit dem E-Rezept greift das Digitalisierungs-Argument

Wenn man sich die Stellungnahmen der vergangenen Monate aus den Kassenverbänden anschaut, ist das eigentlich keine überraschende Positionierung. DAZ.online hat dem AOK-Bundesverband trotzdem einige Nachfragen geschickt. Unter anderem ging es darum, zu erfahren, was das Königsargument der Krankenkassen – die Digitalisierung – mit dem Rx-Versandhandel zu tun hat. Denn zumindest für den Kunden verläuft der Bestellprozess derzeit (ohne e-Rezept) alles andere als digital: Das Rezept muss aus der Arztpraxis mit nach Hause genommen werden, kommt dort in einen Briefumschlag und muss dann wieder zum Briefkasten gebracht werden. Zwei Tage später ist es dann da, das analoge Arzneimittel-Paket.

Auch der AOK-Bundesverband hat diesen Widerspruch nun wohl erkannt. Ein Sprecher teilte mit: „Die Versorgung mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln mag noch nicht das beste Beispiel für die Digitalisierung sein, aber dies liegt vor allem daran, dass es immer noch kein E-Rezept gibt. Nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel kann man heute schon vollkommen online bestellen.“

Will die Koalition die Versender wirklich „schließen"?

Auch die Äußerung des AOK-Politik-Chefs, dass die Große Koalition mit dem Rx-Versandverbot „de facto“ Online-Apotheken schließen wolle, bedarf einer kritischen Nachfrage. Schließlich ist zu bezweifeln, dass viele Versender einen ähnlich hohen Rx-Anteil wie etwa die niederländische Versandapotheke DocMorris haben. Der Verbandssprecher erklärte dazu: „Es geht es hier nicht darum, das Geschäftsmodell von DocMorris zu schützen, sondern ergänzende Arzneimittel-Bezugswege für chronisch kranke Menschen offen zu halten.“

Und: Einer Studie des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel (bevh) zufolge hat der Arzneimittel-Versandhandel in den Städten immer noch einen größeren Markt als auf dem Land – in den Städten wachsen die Versender auch nach wie vor schneller. DAZ.online hat daher beim AOK-Bundesverband nachgefragt, ob die Auswirkungen eines Rx-Versandverbotes wirklich so gravierend für die Landbevölkerung wären. Der Sprecher dazu: „Darum geht es doch gar nicht. Wichtig ist, dass jeder unabhängig vom Wohnort entscheiden kann, wie er Arzneimittel bezieht.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Rx-Versandverbot

von Gunnar Ott am 11.04.2018 um 14:44 Uhr

Nichts als Polemik und fadenscheinige Gründe, die die AOK aufführt, um den Versandhandel zu verteidigen! Der Versandhandel bietet nichts, was die öffentlichen Apotheken nicht könnten. Und dabei sind wir noch deutlich schneller! Wir als Landapotheke versorgen mehrere Gemeinden mit einem kostenlosen Lieferdienst, in der Regel am gleichen Tag der Bestellung! Ohne die wettbewerbsverzerrenden Rabatte würde Rx im Versandhandel keine Rolle spielen, so wie es früher war. Die treibende Kraft für die Kritik der Krankenkassen ist leider nach wie vor Mißgunst und Mißtrauen gegenüber den Apothekern, obwohl die Kassen eigentlich an einer partnerschaftlichen Beziehung interessiert sein müßten, da wir durch das konsequente Umsetzen der Rabattverträge Milliarden für die Kassen erwirtschaften.

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AW: Rx-Versandverbot

von Pharmi am 11.04.2018 um 15:00 Uhr

Der Versand bietet nicht nur nichts, was die Apotheke vor Ort auch kann. Er bietet sogar deutlich weniger und ist dank der Versandlaufzeit auch noch deutlich langsamer... Einziger Vorteil ist eigentlich nur der Preis und der ist unfair gegenüber den Mitbewerbern...

AOK- Ihre Versandkrankenkasse?

von Heiko Barz am 11.04.2018 um 11:25 Uhr

"Versandapotheken" würden für die Versorgung der chronisch Kranken auf dem Lande gebraucht"
Wer sich hinter solch einer schwachsinnigen Aussage versteckt, hat die qualitativ hochstehende Arzneimittelversorgung des letzten halben Jahrhunderts verschlafen oder auf Grund der späten Geburt gar nicht verstanden.
Wenn, und das wäre eine Grundvoraussetzung der sogenannten 'gleich langen Spieße', eine Europäische Gesetzgebung griffe, und wenn alle Geldwerten Vorteile gestrichen wären, dann gäbe es wahrscheinlich diese derzeitigen Arzneimittelunwuchten nicht.
Dass die KKassen, vorne weg die AOK, deren Werbeetat möglicherweise die Begleichung der Apothekenforderungen bei weitem übertrifft, das E-Rezept so dringend fordern, ist bei ihrem aufreizenden Verhältnis zu holländischen Versendern erklärlich.
Eine dringende Aufgabe des neuen Finanzministers wäre, die Verhältnismäßigkeit der Gesetzgebung auf Europäischer Ebene zu analysieren und auf ein Gleichmaß zu bestimmen.
Wenn ich in meiner Apotheke diese steuerlichen (MWST), gesetzlichen (Geldwerte Vorteile für Patienten) und Einkaufsvorteile speziell der Holländer genießen könnte, dann würde keiner meiner Kunden den komplizierten Versandhandel überhaupt beanspruchen, da es für SIE in keiner Weise ein Vorteil wäre.
Und, machen wir uns nichts vor, nur um den geht es IHNEN.

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